Kapitel 13 - Todesaugen

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Die Vampire wurden verjagt und gemeinsam mit fünf Wölfen, sowie der wunderschönen Frau der Natur, liefen wir einen Pfad im Wald entlang. Ich trug immer noch keine Schuhe und spürte, dass ich bereits einige Wunden davongetragen hatte. Meine Füße schmerzten und auch meine Beine gaben nach Stundenlangem laufen langsam den Geist auf. Meridian sprach kein weiteres Wort mit mir. Ich lief wie eine gefangene eines Kannibalen stammes in der Mitte der Gruppe und verfolgte das knurren, dass einige der hinteren Wölfe mir angewidert zu hören gaben. Nein, ich verstand diese Geste nicht wirklich. Es bedeutete, sie hatten etwas gegen mich, doch was es war, hatte mir keiner gesagt.
Von Jack hatte ich immer noch nichts gesehen. Ich machte mir Sorgen, dass er vielleicht den Vampir wieder angegriffen hatte oder aber seine Worte wieder aufgeben wollte. Ich stellte mir sein Gesicht vor und sehnte mich sogar leicht nach ihm. Er war der Einzige gewesen, der mir wenigstens etwas Respekt zollte. Hier interessierte es keinen sonderlich, wenn ich mir einen Ast beinahe durch die Zehen stach oder einen Stein in die Sole gedrückt bekommen hatte. Als ich ätzte und schrie, fingen sie nur an noch lauter zu knurren und mich manchmal sogar mit den langen, breiten Schnauzen voran zu drücken. Eine Pause gab es nicht. Wir marschierten beinahe zwei Stunden, ohne irgendwas zu Essen oder zu Trinken. Dabei verspürte ich immer noch den kratzenden Durst und gleichzeitig Hunger, der sich in meinem Magen breit gemacht hatte. Ich wollte schnell dorthin ankommen, wo die Wölfe hergekommen waren. 

Wieso waren sie überhaupt so lange gewandert?

>>Mädchen, du scheinst wirklich keine Ahnung von uns oder von dir zu haben.<<

Als hätte Meridian meine Gedanken gelesen, brach sie nun die unendliche Stille. Ihre Stimme war unglaublich betörend gewesen. Ich musste zu ihr sehen, wenn diese ertönte. Sie war nicht wirklich alt aber sehr jung nun auch wieder nicht. Schätzen könnte man sie auf fast dreißig, vielleicht auch etwas jünger. 

>>Nein. Ich habe vor einigen Tagen noch ein normales Leben geführt. Einen Tag nach meinem achtzehnten Geburtstag traf ich auf Jack...<<

>>Ah, Jack...~<<, unterbrach sie mich schmunzelnd und lugte über ihre Schulter hinweg kurz zu mir herüber.

>>Er hat Interesse an dir gewonnen. Er ist nicht so jung wie er aussieht, liebes. Lass dich von seinem guten Aussehen nicht betören. Jack ist trotz seines Alters immer noch wie ein junger Welpe. Er ist Töricht und Stur. Meist tut er etwas, ohne richtig darüber nachzudenken. Aber er scheint dich zu mögen.<<
Sie lächelte liebevoll und wandte ihren Kopf wieder nach vorne, um über den liegen gebliebenen Baumstamm elegant zu Klettern. Sie reichte mir anschließend helfend die Hand, als ich dran gewesen war. 
>>Ich war noch nie...in so einer Lage<<, flüsterte ich unsicher zu ihr herüber. Die Frau sah mich an. Lächelnd, aber dennoch streng. 
>>Für jeden gibt es im Leben eine Veränderung. Nichts ist für die Ewigkeit. Selbst die Liebe nicht, Marie.<<

Sie hatte sich nach dem ersten Mal bereits meinen Namen bemerkt. Das war bemerkenswert, zumal ich ihren nicht einmal mehr auswendig wusste. Sie war wirklich eine sehr Attraktive Frau. Sogar eine Wesen ihresgleichen würde es erwähnen. Ich fragte mich, ob sie auch ein Werwolf war wie die anderen hier im Rudel.

>>Ja, Liebes. Ich bin ein Werwolf.<<

Wieder hatte sie meine Gedanken gelesen. Es machte mich stutzig. Ich sah die eiserne Königin an und entspannte mich dann nach wenigen Sekunden. Das bedeutete, ich musste mich mit meinen Gedanken ganz klar zurückhalten. Ich musste aufpassen, was genau mir durch den Kopf ging. Die Dame schenkte mir ein scharfes lächeln, was mir zeigte, dass sie mein Denken unterstützte. Ich wurde sichtlich nervös, war aber froh, dass wir nicht mehr lange brauchten, bis wir endlich da waren. Tatsächlich sah als dies aus wie de Heimat Alter Indianer. Umhüllt von dem riesigen Wald, waren hier Zelte alter Wanderer aufgebaut worden. Ich wusste, dass dies kein fester Ort sein musste, an dem sie Hausten. Alte Kleidung hing an einer selbst gebastelten Wäscheleine, zwei Kinder rannten freudig an uns vorbei. Die beiden trugen keine Kleidung, Nein. Diese brauchten sie anscheinend nicht, da sie sich immer wieder in einen Wolf verwandelten und gemeinsam fangen spielten. Ich beobachtete sie eine weile neugierig, bis mich wieder eine der wilden Schnauzen nach vorne schob. In etwa siebzehn Zelte waren hier aufgestellt worden und keines dieser glich auch nur im geringsten dem anderen. Was mir auffiel, war dass diese Leute nichts von Menschen gemachtes bei sich in der Heimat trugen. Alles, was sie hier hatten, hatten sie sich selbst hart erarbeitet. Sie lebten im Einklang mit der Natur. Anders, als wir Menschen es taten. 
Ich wurde weiter gebracht. Die Frau mit dem wunderschönen, blonden Haar, war bereits aus meinem Blickfeld verschwunden. Ich wurde Nervös, als ich erkannte, dass ich mit fünf wilden Wölfen alleine gewesen war. Es zischte und knackte, als einer der drei weißen Wölfe sich zurück verwandelte und damit eine Frau neben mir erschien. 
Nackt.
Ohne auch nur einen Hauch von Scham, trat die hellhaarige zu mir herüber und griff nach meinem Handgelenk.
>>Die Meisterin wird euch gleich empfangen. Ich bringe euch zu meinem Zelt.<<, sprach sie mit einem französischen Akzent. Sie hatte langes, helles Haar, welches ihr beinahe bis zum Hintern reichte. Ihre Haut war sehr blass und ihre Fingernägel so spitz wie Dolche selbst. Sie war schön, vor allem die braunen Augen, die etwas einzigartiges an sich hatte. Hinter uns verwandelte sich auch der Rest der Truppe zurück und wie der Zufall es so wollte, waren das alles Männer gewesen. Diese brachen in johlendes Gelächter aus, als würden sie ihre Kameradin auslachen. 
War ich wirklich so störend?
Ich schluckte die trauer herunter und blickte zu der Frau, die mich ebenso Barfüßig wie ich selbst es war, über den rauen Waldboden zog und hinüber zu einem der kleinen Reise zelte. Sie schob das vorhegende Leder zur Seite und machte mir platz, damit ich herein treten konnte. In den Zelten schien es etwas größer zu sein als äußerlich angesehen. Viele, selbst erstellte Tischen lagen auf dem Boden herum und auch Truhen, sowie Vasen und Eimer erkannte ich. Ein Bett an sich gab es nicht. Das Einzige, was derartig existierte, war ausgebreiteter Stoff in einer Ecke. Auch Kleidung fand ich dort. Diese schien vielleicht sogar das Einzige existente zu sein, was von den Menschen kam. Die Wölfin drückte mir urplötzlich eine Tasse aus reinem Stein in die Hand. Darin erkannte ich klares Wasser.
>>Trink wenn du noch kannst.<<, sagte die junge Frau und starrte mich mit den großen Augen ihrerseits an. Ihr Blick deutete Neugierde und Offenheit, aber auch Unsicherheit und leichter Hass war zu sehen gewesen. Ich berührte die kalte Tasse dankend mit der Lippe und begann vorsichtig daran zu nippen. 
Da war es wieder.
Der unstillbare Durst, der durch meine Kehle drang und das verlangen auf mehr spielerisch an mich weiter gab. Ich Atmete tief ein, als würde ich versuchen diesen Durst damit zu stillen, doch es gelang mir nicht. Meinen Körper täuschend, nahm ich das gesamte Wasser in der Tasse auf ex zu mir und versuchte mir einzureden, dass nun alles in Ordnung gewesen war. 
Nichts war in Ordnung. 
Tränen rangen mir langsam über die Wangen. Kullerten hinab zu meinem Kinn. Die Augen der Wölfin weiteten sich, sie kam mir näher und bat mich zum sitzen auf einen hölzernen Stuhl. Ich sah sie hilflos an. Ich wusste, was das für ein Durst war. 
>>Wieso bin ich ein Vampir?<<, fragte ich geschwollen und schluchzte leise. 
Wieder erkannte ich Mitgefühl. Das Mitgefühl einer jungen Wölfin. Sie legte eine Hand auf meine Wange und strich mit dem Daumen eine Träne weg. 
>>Wie die Meisterin erwähnt hatte, bleibt nichts für die Ewigkeit. Du hast schon immer nach Vampir gestunken, aber es war nur unaktiviert in deiner DNA vermerkt. Dein Vampirmann muss dich wohl gebissen haben. Damit wurdest du zum vollwertigen Vampir.<<
Ich sah sie an. Weiterhin rangen Tränen über meine Wangen. 
>>Woher...Woher weißt du das?<<, stammelte ich vor mich hin.
>>Ich rieche es. Auch rieche ich, dass noch etwas anderes in dir ist. Mädchen, es ist Böse. Du bist nicht Böse, aber versuch gegen das anzukommen, was in dir ist. Die Meisterin wird sehen, wie wir deinen Durst stillen.<<
Sie lächelte und zeigte mir dabei ihre kleinen, dennoch größeren Reißzähne als die eines Menschen. Ich beruhigte mich langsam und nickte vorsichtig. Sie löste sich von mir und zog sich etwas leichtes drüber. So etwas wie Slip und BH kannte sie wohl eher nicht. Dazu kam sie auf die Idee, sich lediglich ein schwarzes, knielanges Kleidchen anzuziehen. Sie drehte sich schon bald wieder zu mir und reichte mir die zierliche, weiche Hand. Ich nahm diese entgegen und ließ mir hoch helfen.
>>Willkommen im Mirandea Wolfsstamm. Ich heiße dich als Tochter der Meisterin, Milie herzlich willkommen.<<
Ich war erstaunt, dass sie sich erst jetzt vorgestellt hatte, doch ich nickte freundlich. 
>>Marie....aus....äh...Bleuhausen. <<
Sie grinste amüsiert und auch ich tat es ihr nach, dass dies eine Ablenkung war, hatte ich erst Stunden später in Gedanken versunken erfasst. Sie war freundlich. Anders als die anderen Wölfe hier. 
Doch wo war Jack?
Ich erfuhr erst später alles...
Als Vampir...

Guilty - Two SidesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt