Kapitel 6 - Albtraum der Wahrheit

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Dunkelheit umgab mich. Eisige, umschlingende Dunkelheit. Das einzige Licht des derzeitigen Anblicks, war das milde Licht des Vollmondes gewesen. Ich erblickte überall um mich herum Bäume mit fahlen, dünnen Ästen. Wie wilde Peitschen wogen sie sich im Winde und hinterließen einen gruseligen Anschein. Das Laub unter meinen Händen raschelte. Ich hörte vorbei huschende Geräusche und einige knackende Zweige. Mein Blick fiel panisch in die Richtung, in der ich das Geräusch vermutete, doch mein Blick tappte ins leere. Nichts außer Äste, Bäume und alte Büsche fielen in mein Blickfeld. Nun huschte etwas sichtlich nahe an mir vorbei. Ich spürte, wie das Adrenalin in mir zu pumpen begann. Meine Erinnerungen waren verschwommen.
War ich hier nicht gewesen?
War ich niemals zuhause gewesen?
Ich schluckte und versuchte den Gedanken abzuweisen, so schnell es auch nur ging. Es war ein Albtraum. Nichts weiter. Jeden Moment würde ich erwachen und vergessen, was ich hier erlebte. Ich versuchte es mir einzureden, doch ich hatte unglaublich große Angst und diese Angst nagte an mir wie nichts anderes. Mein Herz schlug schneller, doch meine Luftzufuhr fühlte sich unglaublich gut an. So gut bekam ich noch nie Luft, dennoch war mir das in diesem Moment sichtlich egal gewesen. So Leise wie ich auch nur konnte, hob ich mich langsam auf die Beine. 
Ein eigenartiges Klopfen erschien in meiner Nähe. Ich schätzte es auf viele Meter rechts neben mir ein. Es war, als würde jemand gegen eine Trommel hämmern und versuchen mich damit anzulocken. Oh nein, ich hatte genug Horrorfilme gesehen, um zu wissen, dass dies eine dumme Geste sein würde. So legte ich die Arme wärmend um meinen zierlichen Körper und drehte mich in die entgegengesetzte Richtung. Ich musste nach Hause, das stand fest. Ich schluckte und versuchte einfach nicht an meine Umgebung zu denken. Ich horchte meinem Umfeld und hörte leises, unverständliches Flüstern weiter entfernt. Ich schluckte. 

Geh einfach weiter.

Das Klopfen wurde etwas schneller, als würde es aus dem Takt kommen. Das machte mich panisch. Es machte mich unglaublich panisch. Es kam zwar nicht näher, aber durch die Schnelligkeit machte es den Anschein, wirklich näher zu kommen. Ehe ich mich versah, lief ich wieder so schnell ich konnte durch den Wald. Ich wich Ästen aus und bekam mit, wie das Flüstern anfing mich zu verfolgen. Vielleicht war es auch in meinem Kopf gewesen, richtig deuten konnte ich es in meiner überlaufenden Panik nicht. Mein Herz schlug schneller, mein Atem wurde immer deutlicher. Ich biss die Zähne zusammen und versuchte mich selbst zu überwinden und nicht zu weinen. Ich hatte einfach Angst. Ich wollte das alles nicht. Ich wollte hier weg und wieder in meinem Zimmer aufwachen. Es sollte alles nur ein Traum sein. Ein Albtraum, aus dem ich eben nicht so schnell heraus kam. Ich spürte, wie die Tränen langsam an meinen Augen nagten und versuchten heraus zu kommen. Weinen würde allerdings nicht viel helfen. 
Ich dachte ich hätte keine Angst vor dem Tod...
Aber nein. Das war nicht die Angst vor dem Tod. Das war die Angst vor irgendetwas, was da draußen war. Ich wollte diesem etwas entkommen, denn ich wusste, dass ich scheinbar ein Teil eines Horrorfilmes geworden war. Meine Zähne biss ich so weit zusammen, dass sie knirschten. Ich lief weiter und spürte, wie die Erschöpfung langsam ein Teil von mir wurde. Ich konnte jetzt nicht anhalten und eine Pause machen, den die kälte lag bereits nahe hinter mir. Die verfolgte mich und wollte mich wie die Hände  von Leichen nach mir greifen und mich verschlingen. Ich wimmerte unbewusst. Ich rannte und keuchte wie wild geworden. 
Meine Beine trugen mich über das feuchte Laub, sowie die alte Erde des Waldes. Die Äste schienen nach mir schlagen zu wollen, doch ich wich in den Momenten immer wieder gekonnt aus. Das Licht des Mondes war heller als eben noch. Der Mond war wie eine riesige, blaue Scheibe am Himmel erschienen. So, als würde er mich verfolgen. Jeden Schritt den ich wagte. Jeden Luftzug den ich nahm.
Ich rannte.
Meine Lunge fing an zu brennen, doch das war mir egal.
Ich wollte entkommen. 
Vor mir erschien nach einer weile des Rennens eine alte, mit Efeu bedeckte Holzhütte. An einigen Stellen ragte bereits Moos heraus. 
Meine Rettung.
Ich beschleunigte meine Geschwindigkeit noch ein weiteres, letztes Mal und knallte gegen die Tür. Zittern umfasste ich den Knauf und drehte ihn, hörte aber wie die Gestalten näher kamen und meinen Namen leise vor sich hinflüsterten. Ich drehte schneller und panischer. Ich schwitzte und versuchte mich gegen die Tür zu drücken.
Sie fiel auf und ich stolperte herein.

UMDREHEN UND TÜR SCHLIEßEN.

Guilty - Two SidesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt