Unwohlsein.
Trauer.
Angst.
Hoffnung.
Das waren die Gefühle, die sich in meinen Körper niedergelegt hatten und wie Steine der Verdammnis an meiner reinen Seele zerrten. Meine Herzschläge verdoppelten sich gefährlich, schweiß rang aus jeder möglichen Pore meines Körpers. Ich fühlte mich Hilflos. Ich war dem Mann, mit dem Namen Jack , gar keine Hilfe. Anspannung breitete sich im milde beleuchteten Flur aus. Ich spürte, wie so etwas wie warmer Wind uns entgegen wehte. Dies war aber kein Wind. Es war die Aura des hasserfüllten Vampirs, der wahrscheinlich seinen Verstand verlor, um mich zurück zu erlangen. Ich hörte ein erzürntes grollen und spürte das schaudern meines Nebenmannes.
Er hatte Angst.
Er war ihnen nicht gewachsen.
Ich wolle weinen, denn trotz seiner Worte, mich beschützen zu wollen, würde das hier in einem negativen Kampf enden. Er würde sterben und ich würde wieder in die Fänge des Vampirs gelangen. Hinter uns näherte sich etwas noch weiter.
Sollte ich schreien?
Ich schluckte schwer und trat einen Schritt zu Jack herüber.
>>Hinter uns<<, flüsterte ich ihm entgegen und erwartete eine Reaktion seinerseits. Er aber rührte sich keinen Millimeter, als hätte er meine leisen Worte ignoriert. Ich wiederholte jene und zog an seinem Ärmel, um ihn auf mich aufmerksam zu machen, doch er hörte nicht. Er drückte mich im nächsten Moment von sich weg.
>>Bleib da<<, hauchte der junge Mann mir entgegen und ließ mich in der Dunkelheit stehen. Ich hörte knurren, welches an einen wild gewordenen Hund erinnerte. Ich bekam Panik, zog dabei meine Hände näher an meinen Körper heran. Ich fing tatsächlich an zu beten. Ich betete zu Gott, dass alles gut lief. Ich bat nie zu jemandem, von dem ich nicht einmal wusste, ob er wirklich existierte. Dennoch war es das Einzige, was ich in diesem Moment tun konnte. Tränen rangen mir über die Wangen, während das knurren mit einem zischen erwidert wurde. Eine Hand legte sich auf meine Schulter.
Ich erzitterte, wusste aber, dass dies Dave gewesen war.
>>Trevor sagte, ich solle sie nicht berühren, bis er Jack umgebracht hat. Ich bitte sie von daher, dass Schauspiel zu genießen.<<Ohne auch nur die Armbinde zu berühren, löste sich jene von meinem Schädel und fiel auf den Hölzernen Boden. Ich erblasste und starrte die beiden an, die sich definitiv an den Kragen wollten. Aus dem Mund von Trevor ragten in etwa zwei Zentimeter große Reißzähne hervor. Auch Jack erging es nicht anders, doch was sich von den beiden unterschied, war vor allem die Augenfarbe.
Gold und leuchtend blau.
Der Anblick ihrer Augen wäre schön gewesen, wenn der Rest des Körpers keine Veränderung aufgewiesen hätte. Vor allem Schockiert war ich über Jacks Veränderung gewesen. Sein Gesicht schien sich zu verzerren und sein Kinn verlängerte sich. Auch die Nase mit dem Mund nahm die Form eines...eines Wolfes an. Seine Augen behielten die Farbe, doch die Haare auf seinem Kopf verteilten sich langsam auf dem gesamten, Muskulösen Körper seinerseits. Ein Knacksen und ein schmerzerfüllter Schrei war zu hören gewesen. Jack krümmte sich. Seine Wirbelsäule knackte ein weiteres mal, sodass er nur noch auf allen vieren stehen konnte. Seine Kleidung riss und das Fell breitete sich weiter aus. Seine Hinterbeine veränderten sich zu Beinen eines Hunden. Auch seine Vorderbeine nahmen dieselbe Gestalt an. Auf seinem Kopf thronten schwarze Ohren, welche kurz zuckten.
Der Vampir verzerrte lediglich sein Gesicht und erinnerte mich in gewissem Maße an Lord Voldemord von Harry Potter. Es war ein grässlicher Anblick, der mich dazu brachte, die Zähne zusammen zu beißen. Und dieses Ding hatte mich vor zwei Tagen gebissen. Bei dem Gedanken legte ich eine Hand an meinen Hals, direkt dorthin, wo eigentlich hätte seine Wunde sein sollen. Dort fühlte ich aber nichts. Nichts, was irgendwie eine Verletzung andeutete. Jack war gänzlich in die Gestalt eines Wolfes geraten. Sein Fell wehte leicht in dem milden, warmen Winde des Ärgers. Der Vampir währenddessen zischte und ballte die Hände zu Fäusten.
>>Du wirst sterben, Wolf. Ich werde nicht zulassen, dass du Sie aufhältst.<<
Wer war sie?
Ich wollte dauernd wissen wer diese Frau gewesen war, von der sie sprachen. Doch keiner beantwortete mir diese Frage. Dave, welcher hinter mir stand, ließ von meiner Schulter ab und sah lediglich zu. Auch ich sollte auf seine Bitte hin zusehen, was eine leicht Sadistische Art seinerseits zeigte. Ich war nicht wirklich Sadistisch und es passte mir auch überhaupt nicht, wenn irgendjemand Schmerzen hatte. Ich kannte diesen Mann zwar nicht, aber das bedeutete auch nicht, dass ich ihn seinen Schicksal überlassen sollte. Der Wolf fing an sein Opfer zu umkreisen. Es waren keine sonderlich großen Kreise, da im breitesten Bereich des Flures auch nur einige Meter Spielraum gewesen war. Allerdings schien dies dem Wolf völlig zu passen. Nun holte er Schwung und benutzte die Hinterbeine, um den Vampir wütend anzuspringen. Dabei ertönte das zischen und knurren gleichzeitig. Ich schluckte schwer und versuchte mir einzureden, dass Jack stark war, jedoch zeigte sich hierbei wirklich das reine Gegenteil. Der Vampir wusste, dass das schlimmste des Wolfes die Zähne waren. Allein deshalb wich er gekonnt zur Seite und trat so hart gegen den springenden Wolf, dass dieser gegen die nächste Holzwand donnerte und sie unter dem hohen Druck nachgab. Ich wollte seinen Namen rufen, doch ich hatte Angst.
Nichts.
Kein weiterer Ton des schwarzen Wolfes ertönte. Der feindselige Vampir grinste triumphierend und bewegte sich in die Richtung des entstandenen Loches. Es führte in den Wald hinein. Raus aus dieser Morschen Gegenwart. Dave gab mir ein Zeichen und deutete damit an, dass wir Trevor nach draußen folgen sollten. Es war noch hell, somit würde man einen dunklen Wolf eigentlich leicht erkennen.
Eigentlich.
Wir sahen uns alle um, doch dort, wo der Wolf eigentlich liegen sollte, war lediglich ein kleiner schleifender Erdkrater zu sehen gewesen. Das Gras war an diesen Stellen kaum noch zu sehen und einige Regenwürmer zogen zurück in die Erde. Ich verzog das Gesicht und wandte mein Antlitz von diesem Anblick ab, da erkannte ich zur rechten den jungen Mann in seiner normalen Form. Er hatte gewusst, dass er gegen den Vampir schon nach dem ersten Zug verlieren würde, doch ebenso wusste ich alleine durch seinen entschlossenen Blick, das er einen Plan hatte. Er hockte hinter einem Busch und atmete ziemlich schwer. Ich sah nicht viel von ihm, wandte aber schnell den Blick wieder ab, damit die Vampire keinen Verdacht schöpften. Mein Herz schlug wieder einmal schneller, durch die Aufregung, nichts zu verraten. Ich konnte zwar ziemlich gut Lügen, doch dass alles hier machte mich noch nervöser als sonst.
In diesem Moment sprang ein weißer Wolf direkt den Kopf des blondhaarigen Vampires an. Dieser schrie sich die Seele aus dem Leibe, als er zu Boden ging und mit den Händen um sein Leben kämpfte. Trevor hielt inne und sah schockiert zu dem Geschehen. Ein weiterer, brauner Wolf trat nun aus dem Versteck und fing an den Vampir anzuknurren. Ich erkannte, dass Trevor in diesem Moment klare Unterlegenheit verspürte. Mehrere Wölfe waren in der nähe und diese würden ihm ziemlich zulegen. Ich war erleichtert. Einige Tränen der Erleichterung zogen über meine blassen Wangen.
Das war die Rettung.
Trevor zischte, während Dave nach dem Wolf trat und weiterhin schreiend kämpfte.>>Genug<<, erklang plötzlich eine weibliche, melodische Stimme. Eine Frau in einem scheeweißen Gewand trat hervor. Gefolgt von zwei ebenso weißen Wölfen, hielt sie direkt vor der Schlägerei inne. Der beißende Wolf löste sich nur ungern von dem zugerichteten Vampir. Dieser blutete vom Schädel bis zum Hals. Sein Auge war rechts zerkratzt und die Nägel blutig. Doch auch der Wolf hatte gelitten. An seinem Hals zeigten sich einige Stichwunden, die der Vampir alleinig mit seinen Nägeln angerichtet hatte. Blut quoll aus den Wunden. Ich sah es, auch wenn ich weiter weg gewesen war.
Ich spürte, wie der Geruch von Metall in meine Nase drang. Diesmal war er aber verführerisch und anlockend gewesen.
Ich biss die Zähne zusammen und redete mir ein, dass ich wahrscheinlich verwirrt gewesen war. Ich konnte unmöglich einen unglaublichen Durst nach Blut verspüren.Süßes, warmes, anregendes Blut...
Stop!
Ich Atmete schwerer und versuchte mich mit verzogenem Gesicht zusammenzureißen. Einen Schritt wich ich zurück, doch auch dies löste nicht den unglaublichen Geruch. Innerlich brannte ich. Ich brannte nach diesem Löschen des Durstes, der sich jetzt erst zeigte. Ich wollte es. Ich wollte es so unbedingt, dass ich schon beinahe die Fassung verlor. Es war zum Haare raufen gewesen.
Kennt ihr das Gefühl, dass ihr den ganzen Tag nicht gegessen habt und Abends so einen Hunger habt?
Verdoppelt diesen Hunger...dann wisst ihr, wie es mir in diesem Moment ging.
Die Frau im weißen Gewand hatte zusammengebundene, blonde Haare. Ihre Augen waren grün und die Haut ihrer leicht gebräunt. Sie war eine unglaubliche Schönheit, die allein durch ihren Blick wahrscheinlich jeden Mann der Welt verzaubern konnte. Ihre Lippen waren voll und ihre Augen strahlten ein gewisses Maß an Macht aus. Sie sah aus wie die Königin eines großen, Machtvollen Reiches. So waren auch ihre Züge. Die Ohren ihrerseits liefen etwas spitz zu. So, als wäre sie eine Elfe. Bis hierhin glaubte ich das zumindest noch.
Ich musterte ihre Fingernägel. Jene waren lang und weiß lackiert. Grüne Kleeblätter waren als Muster zu sehen gewesen. Als die Frau zu mir herüber blickte, blieb mir kurzzeitig der Atem weg. Ich schluckte schwer und bat meinen Körper, nun keine weichen Knie zu bekommen.>>Du..<<, begann sie mit stolzer, befehlerischer Stimme.
>>Wie ist dein Name und wieso riskiert einer meiner Lakaien sein Leben für dich?<<Ich schluckte und öffnete meinen Mund, doch kein Ton kam heraus. Sie hatte mich so unglaublich erstaunt, dass ich kein Wort mehr herausbringen konnte. Selbst als sie auffordernd die Augenbrauen anhob, sah dies unglaublich elegant aus.
>>M..Marie Johnseen, Ma'am << ,stammelte ich eingeschüchtert vor mich hin. Eigentlich war ich immer die gewesen, die eine große Klappe hatte, doch hier wusste ich, dass es keine gute Idee sein würden. Mein Blick fiel kurz zu dem Busch, hinter welchem Jack eben noch gewesen war, doch jetzt war er wieder verschwunden. Ohne seine Nähe fühlte ich mich Hilflos. Ich wusste nicht genau warum, aber ich hatte ihm mein Vertrauen bereits im inneren Versprochen.
Die Schönheit vor mir nickte und sah zu den Vampiren.
>>Ich werde das Mädchen mitnehmen. Wenn einer meiner Leute nach ihr verlangt, soll er sie bekommen. Vampire, wenn ihr etwas dagegen habt, dann wagt es doch zu kämpfen. Dennoch solltet ihr wissen, wie das endet.<<
Dave war bereits verschwunden und hatte eine ziemlich sichtbare Blutspur mit sich mitgeschleppt. Trevor zischte die Frau an.>>Sagt mir Meridian, würdet ihr euren Mann einem Vampir überlassen? Das Mädchen ist meine Ehefrau, also habe ich Recht auf sie! Wenn ihr keinen Ärger mit uns wollt, dann überlasst sie mir.<<
Die Frau namens Meridian lachte und strich eine lose Strähne des beinahe goldenen Haares aus dem Gesicht. Sie blickte spöttisch zu dem Vampir und verzog anschließend angewidert das Gesicht.
>>Nimm meinen Namen nicht so Respektlos in den Mund, Vampir. Ich werde sie erst einmal mitnehmen und meinen Lakaien fragen, was er mit dem Mädchen möchte. Ich verstehe, dass du dein Weib zurückhaben willst, doch seit wann besitzt ein Vampir EIN Weib? Ich wundere mich, junge.<<
Er sah zu ihr und murrte leise.
>>Das ist ja wohl schon meine Sache.<<
Meridian sah zu mir herüber und musterte ein weiteres mal mein Antlitz.
>>Ich spüre eine unbekannte Aura von ihr auskommen. Sie ist noch schwach, doch was ich erkennen kann ist ein Vampir. Was ist das andere?<<Alle schwiegen. Nun rückte der Vampir zurück in die Hütte und murmelte unverständliche Worte vor sich hin. Er gab auf, doch er schwor Rache.
Ich habe an dem Tag nicht gewusst, dass Rache in einem sehr hohen Maße ausgeübt werden konnte...
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Guilty - Two Sides
VampirVampire? Werwölfe? Humbug!!! Die 18 jährige Marie Johnseen ist schon seit ihrem zwölften Lebensjahr an Lungenkrebs erkrankt. Seit sechs Jahren versucht die junge Frau gegen die Krankheit anzukommen, doch ihre Kräfte lassen immer wieder nach. Genau a...