Kapitel 19 - Hinrichtung

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Verloren.

Ohne auch nur ein kleinen wenig Hoffnung auf Rettung, würde ich vor mehreren Wölfen umgebracht werden. Sie würden mit mir spielen, wie ein kleines Püppchen im Kinderzimmer. Mir war im klaren gewesen, dass dieses Spiel kein gutes Ende nahm. Das dies womöglich meinen Tod vorführen könnte. Nein, nicht nur womöglich. Ich war mir sicher, dass das Ende meiner Geschichte hier seinen Lauf nehmen würde. Ich atmete tief ein und schloss meine rötlich leuchtenden Augen für einen kurzen Moment. 

Beruhige dich. 

An mehr konnte ich einfach nicht denken. Ich hatte versucht meine Mutter vor dem ganzen zu schützen und so zu Leben, wie es mir eben gerade noch so Möglich gewesen war. Mehr hatte ich in meinem Leben nicht. Ich hatte nie wirklich mehr gehabt, doch in den letzten Tagen musste ich oft um mein Überleben kämpfen. Ich habe gelernt, dass man das Leben wohl oder übel in jeder Art und Weise schätzen sollte. Manchmal war es eben nicht das Beste, was man haben konnte, doch es war nie etwas wirklich schlechtes. Also...wollte ich wirklich in meinen Tod ziehen?
Ich war ein Wesen der Dunkelheit geworden, dass wusste ich, doch war ich wirklich dazu verdammt worden nun zu sterben? 
Würde mich eine Hinrichtung umbringen?
Ich knirschte mit den Zähnen und versuchte nicht daran zu denken wieder von den Toten zu erwachen. Vor allem nicht, nachdem ich vielleicht am Galgen gehangen hatte oder mein Kopf vom Körper getrennt wurde. Der Gedanke, wieder in das Leben einzutauchen, war abschreckend, aber zugleich erleichternd gewesen. Ich wusste nicht genau, wie ich es mir erklären könnte, aber das Gefühl war verwirrend gewesen. 
Abschreckend und Erleichternd. 
Ich wollte aber keineswegs meine Unsterblichkeit hinterfragen. Auch, wenn mir nichts anderes übrig blieb. 
Die dunkelhäutige Wölfin hatte mich in meiner Zelle alleine stehen lassen. Hier unten war es viel zu warm und zusätzlich feucht. Das Klima war unangenehm und glich einer brennenden Tropfsteinhöhle. Ich wunderte mich, dass hier nirgendwo Feuer fackelte. Meine Haut brannte, genauso wie meine Lungen. Meine langen, schwarzen Haare klebten wie Kleber an meinem verschwitzten Hals. Ich fühlte mich dreckig, was meine Laune noch einmal sinken ließ. Meine Hände zuckten, nur um herauszufinden, ob die Fesseln immer noch so stramm waren wie noch zuvor. 
Ohne Zweifel waren sie das. 
Ein knurren entwich meiner Stimme und einmal im Leben wünschte ich mir, so etwas wie Superkräfte zu haben. Klar, als ein Vampir sollte ich ja wohl welche haben, aber irgendwie konnte ich mich auf rein gar nichts konzentrieren und hatte ebenso nicht in Erinnerung, dass Vampire Entfesselungskünstler waren. Vampire konnten, soweit mich mein Film wissen nicht trog, ziemlich schnell laufen und waren unglaublich stark. 
Ich hatte zu viel Twilight geguckt. 
Fast hätte ich enttäuscht geschmunzelt, als ich ein weiteres Mal versuchte die Fesseln von meinem Leib zu reißen. Ich war kein Hulk, dass stand schon einmal fest. 
Seufzend lehnte ich mich zurück und schloss ein weiteres Mal meine Augen. Wieder einmal bat ich mich selbst im inneren, Ruhe zu bewahren. Es waren viele Stunden vergangen, seit mich diese Werwölfin besucht hatte. Eine genaue Uhrzeit hatte ich nicht im Kopf, doch schätzungsweise war es bereits Abend gewesen. Generell hatte ich so ziemlich mein Zeitgefühl verloren, was aber in dieser Lage kaum ein Wunder gewesen war. Ich horchte dem klirren einer eisernen Tür. Diese wurde langsam geöffnet. Wer herein kam, konnte ich durch die unangenehme Dunkelheit kaum erkennen. Einzig durch die fackel, die der Mann in der Hand trug, erkannte ich Umrisse.
>>Es ist soweit.<<, sagte dieser und näherte sich meiner jämmerlichen, dürren Gestalt. Unsanft berührte er mich mit einer Hand und zog nur mit einem kurzen Griff an meiner Handfessel, sodass jene sich wieder löste. - Na super.
Grob umfasste er meinen Oberarm und fing an mich mit einem festen Griff durch die dunkle Tür zu schieben. Sein Griff war schmerzvoll gewesen. Wenn ich bis Morgen noch leben würde, so würde ich blaue Flecken davon tragen, dass war mir vollkommen klar gewesen.
Wir befanden uns in einem dunklen, viel zu warmen Flur mit mehreren Kerkern zu beiden Seiten. Man hörte das jammern und klagen von Personen, die man zuvor gar nicht wahrgenommen hatte. In den Kerkern drin konnte man selbst keinerlei Geräusche von außen vernehmen. Wenn man sich aber draußen befand, so war das eine völlig andere Welt.
Ich  schluckte und beobachtete die dezent beleuchtete Gegend, in der ich mich befand. Es war unangenehm. Auch der Geruch stank streng nach Schweiß und Blut.  Man zog mich nach einigen Minuten zu schwer erkennbaren Treppen, welche ich als erstes überqueren sollte. Der Gang war hier nun etwas enger. So, als wäre es eine gewagte Sicherheitsmaßnahme, schließlich könnte ich in diesem Moment einfach abhauen. Ich war jedoch nicht dumm  und konnte mir nur zu gut denken, dass oben ebenso Wachen auf mich warteten. 
Die Treppen stieg man ungefähr fünf Minuten, bis eine dicke Tür vor uns erschien. Der dunkelhaarige Mann hinter mir, rief mir zu ich solle jene einfach aufdrücken. Das tat ich und wunderte mich, dass es so einfach gewesen war. 
Das Licht blendete mich zutiefst. Ich blinzelte mehrere Male und hätte mir eigentlich über die Lider gestrichen, wenn man mich nicht schon weiter gezogen hätte. Für eine kurze Zeit erblickte ich rein gar nichts, außer helles Licht und einen grünlichen Schimmer. Dann aber, während ich grummelnd mitgezogen wurde, wurde mir klar, dass wir durch einen hellen Flur gingen. Der Flur glich einem wunderschönem Palast. Die Fenster hatten künstlerische Schwünge und waren aus unglaublich klaren Glas. Die Wände zierte ein sanftes Karamel. Der Boden war aus weißen Marmor gelegt und einige passende Teppiche hingen von den Wänden herab. Ich schluckte, als ich mich in der Schönheit umsah. Es war, als wäre ich im Mittelalter gelandet. Hier wollte aber ich die Prinzessin sein. 
Zeit zum schmollen gab es nicht, denn in eine der hellbraunen Türen wurde ich ohne Klopfen hinein gezerrt. Es erschien ein weiterer Flur, der sich von dem ersten nur im Dekor entschied. Hier waren viele Grünpflanzen aufgestellt worden. Auch Portraits waren zu sehen. Portraits, die von Kunst nur so wimmelten. Dennoch waren sie auf die Farbe des gesamten Fluren abgestimmt worden. Am Ende des Flures mündete dieser in einer Treppe, die in eine Halle führte. Ich schätzte, dass diese mit dem riesigen, weißen Kronleuchter, eine Art Eingangshalle oder wie man so schön sagte, eine Lobby sein musste. Auch hier blieb mir für eine Bewunderung keine Zeit, denn mein grober Begleiter griff wieder mal nach meinem Oberarm und schob ich unsanft zur goldenen Tür hinaus. ich biss die Zähne zusammen, um nicht schmerzerfüllt schreien zu müssen. Er allerdings, er erkannte meine Schmerzen und grinste Sadistisch vor sich hin. 

Wie von selbst schwangen die Türen vor mir auf und johlendes Gebrüll wehte mir wie ein tosender Wind entgegen. Hunderte Wölfe hatten sich auf einem riesigen Platz ausgebreitet und ich fragte mich, aus welchen Stämmen diese wohl stammten. Schluckend betrachtete ich das Licht des Mondes, welches zu uns herab schien und mir in der dröhnenden Dunkelheit den Galgen zeigte, welcher nur Meter vor mir stand. Der Balkon lag so hoch, dass wohl alle Wölfe meinen Tod mit ansehen konnten. Ich wollte weinen, doch ich schluckte das Entsetzen wieder herunter. 
Die Wölfe johlten und Brüllten zu uns hinauf. Unverständliche Worte riefen einige zu mir herauf. Aus dem Schloss ertönte eine Stimme, die eine eisige Stille unter der Menge hervorrief. 
>>Hier und jetzt wird unser schlimmster Feind hingerichtet! Heute werden wir die Töten, die den Nachfolger eines Wolfs stammes umgebracht hat! Ein weiteres Volk wird nur durch ihr törichtes Handeln zugrunde gehen. Das verdient nichts anderes, als unseren Hass!<<

Die Menge jubelte motiviert in die Richtung der Frau, die nun unter den zu schwingenden Türen hervor trat. 
Es war die Dunkelhäutige Wölfin, die mir über alles in der Welt den Tod wünschte. 

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Entschuldigt für das lange warten! Die Schule hat wieder angefangen und der Stress ebenso! :D


Guilty - Two SidesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt