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»Tock-tock-tock«

Ich drehe mich auf die Seite, doch das nervige Geräusch hört nicht auf.

»Tock-tock-tock«

Was soll das denn?! Ich will noch schlafen!

»Mila!«, ruft eine Frauen Stimme. Charlotte.

»Mila, du musst zur Schule!«

Ach ja stimmt! Sofort bin ich hell wach und die Angst breitet sich aus. Nein! Ich kann nicht bei meinem Vater im Unterricht sitzen!

Beim Frühstück setze ich mich wieder neben Matthias. Doch ich bekomme kaum einen Bissen herunter.

»Hey, es wird schon!«, sagt Matthias und stößt mich an.

In der Schule ist mir speiübel.
Ich kann kaum still stehen bleiben und alsnes dann klingelt möchte ich am liebsten los weinen.

Ich spüre eine Hand an meiner und ergreife sie. Matthias Hand ist schön warm und ich fühle mich etwas besser.
Unsere Klassenkameraden bewegen sich herein und ich klammern mich halt suchend an ihn.
Er legt beschützend einen Arm um meine Schultern.

Ich kann die eifersüchtigen Blicke der Mädchen förmlich spüren, doch dass ist mir im Moment total egal.

In der Klasse dann die Ehrleichterung: Vorne steht nicht mein Vater sondern die Schulleiterin.

»Ich habe euch eine schlechte Nachricht zu überbringen. Herr Petrista wird eure Klasse nicht mehr unterrichten.«,
Lautes Gemurmel bricht aus.

»In der zweiten Stunde kommt euer neuer Klassenlehrer. So lange werde ich bei euch bleiben und ihr könnt euch selbst beschäftigen.«

»Mila! Du musst nicht mit ihm Sprechen!«, Matthias strahlt mich an und rüttelt an meiner Schulter.
Mein Vater ist nicht mehr mein Klassenlehrer, dass heißt...

»Ja!«, leicht lächel ich ihn an.

Ich packe meine Aufgaben aus. Es muss noch der Stoff des Unterrichts, der letzten Tage nachgeholt werden.

»Mila?«, Ich schaue auf. Meine Schulleiterin steht an der Tür und bedeutet mir mit nach draußen zu kommen. Sie weiß es!

Matthias drückt noch einmal mitfühlend meine Hand.
Und ich gehe mit schweren Schritten heraus.
Der Flur ist still. Zu still!

»Mila, ich denke, dir ist bewusst warum Herr Petrista eure Klasse nicht mehr unterrichtet. Es ist verboten, dass Eltern als Lehrer ihrer Kinder arbeiten.
Dein Vater wird ein Verfahren bekommen, da er im Vollem Bewusstsein war, dass du seine Tochter bist und dich trotzdem unterrichtet hat.
Ich weiß, dass ich dir jetzt wahrscheinlich Unrecht tue aber ich muss dich fragen ob du etwas wusstest.« sie schaut mich mitleidig an.

»N-nein, ich weiß auch erst seit Vorgestern,  dass er mein Vater ist.«, antworte ich und spüre den vertrauten Druck hinter den Augen, der Tränen ankündigt.
Ich unterdrücke sie so gut ich kann.

»Das habe ich mir schon gedacht. Es tut mir wirklich leid und ich werde mit den Kollegen sprechen, dass sie etwas Rücksicht auf deine Situation nehmen.«, sagt sie und wir gehen wieder rein.

»Alles gut?«, fragt Matthias mich flüsternd als ich mich neben ihm setze.

»Ja!«, flüstere ich zurück und widme mich meinen Aufgaben.

-DING-DANG-DONG-

Die Klingel lässt mich aufschrecken. Ich bin so konzentriert gewesen, dass ich gar nicht mitbekommen habe, wie die Zeit vergangen ist.

Kurz darauf öffnet sich auch schon die Tür und ein junger Mann tritt ein.
Alle Weiblichen Augen richten sich auf der Stelle auf ihn. Und auch ich muss zugeben, dass er nicht schlecht aussieht. Doch keiner kommt an Matthias heran. Ich betrachte ihn also mit "Gefühlslosen" Interesse.

»Guten Tag, ich bin Herr Telwis und werde für den Rest dieses Jahres eure Klasse übernehmen. Leider bin ich noch ein Referendar und werde euch daher nicht das nächste Jahr behalten können.

Und so beginnt er den Unterricht. Zunächst stellen wir uns alle vor, dann fängt er mit meinem absoluten Hassfach an: Mathe. Ich könnte kotzen!

Der Schultag bleibt ansonsten Ereignisslos.
Nach Schulschluss gehe ich natürlich mit Matthias.
Bei ihm angekommen empfängt uns ein himmlischer Duft nach Hähnchen.
Ich liebe Hähnchen!

Wir entledigen uns unserer Wintersachen und Rennen förmlich in das Wohnzimmer. Dort warten auch zwei dampfende Hähnchenschenkel auf uns.
Charlotte und Emely sitzen schon am Tisch und strahlen um die Wette. Der Rest der Familie scheint nicht da zu sein.

Wir setzen uns und schlagen zu.
Die Hähnchen schmecken einfach perfekt.

»Und? Wie war es in der Schule?«, fragt Charlotte.

»Herr Petrista unterrichtet uns nicht mehr.«, antwortet Matthias.
Mir vergeht der Appetit. Ich muss daran denken, dass er all die Jahre wusste, dass ich seine Tochter bin.

»Was ist los? Schmeckt es dir nicht?«, fragt Charlotte besorgt.

»Doch, doch! «, sage ich schnell.
Charlotte redet noch mit Matthias weiter, doch ich bekomme kaum etwas mit.

»Mila.… Mila!«, Erschrocken fahre ich hoch. Über die ganzen Gedanken muss ich wohl weggenickt sein.

»Komm, ich bringe dich hoch.«, fürsorglich nimmt Matthias meinen Arm und hilft mir hoch. Meine Beine zittern.
Matthias bringt mich in das Gästezimmer und hilft mir auf das Bett.
Ich bin Hundemüde, die ganzen Gedanken machen mich einfach total fertig.

»Schlaf dich aus Cinderella! «, sagt er zärtlich und streicht sanft über meine Haare. Es beruhigt und tut gut.
Ich kann kaum noch meine Augen offen halten und mein ganzer Körper ist schwer. Meine Arme, meine Beine, alles an mir versinkt im Bett.
Ich nehme wahr wie die Tür geschlossen wird und gebe mich dem Schlaf hin.

WeihnachtsliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt