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Ich wache vom Türe knallen auf. Sofort bin ich hell wach, ziehe mich an und renne herunter. Vor Aufregung zittere ich.
Unten entdecke ich einen Zettel, lese ihn aber nicht durch. Ich muss schnell sein!
Mein Fahrrad ist schnell aus dem Schuppen heraus geholt und ich trete so fest in die Pedale wie ich nur kann.

Die Straßen sind verlassen. Über der Stadt schwebt ein besinnlicher Schleier der Ruhe. Nur vereinzelte Autos sonst keine Geräusche.
Für mich ist dieser Tag jedoch alles andere als besinnlich!
Ich Düse durch die Straßen und als ich bei der Arbeitsstelle meiner Mutter ankomme schmeiße ich es einfach hin.

Mein Herz klopft heftig als ich mich hinein schleiche. Vorne sitzt eine Sekretärin, doch es ist nicht meine Mutter... Komisch!
Mit zitternden Beinen gehe ich zu ihr. Was wenn er ihr schon etwas angetan hat?

»Ähm Entschuldigung?«, meine Stimme zittert.
Die blonde, ältere Frau dreht mir ihr Gesicht zu.

»Meine Mutter, Frau Gräberlein müsste eigentlich heute hier sein. Wissen Sie wo sie ist?«

Die Frau schüttelt den Kopft und schaut mich verwundert an.
»Nein, sie hat sich doch schon seit Wochen für heute frei genommen!«,
Mein Herz rutscht mir in die Hose. Er hat es geplant! Vor Panik halte ich die Luft an.
Dann mache ich auf dem Absatz kehrt, schnappe mir mein Fahrrad und radele los, noch schneller als zuvor.
In meinem Kopf spielen sich Horrorszenarien ab, wie er meine Mutter schlägt, oder noch schlimmer, sie vergewaltigt. Mein Hals ist schon ganz rau vor Anstrengung und Aufregung.

An seinem Haus angekommen verstecke ich mein Fahrrad hinter einem Baum. Ich muss vorsichtig sein, auch wenn ich am liebsten einfach Sturmgeklingelt hätte.

Ich schleiche von Fenster zu Fenster, doch nirgendwo ist meine Mutter zu sehen.
Schließlich Klingel ich doch. Mein Herz rast, ich schwitze und meine Augen Tränen.

Doch auch nach einer halben Stunde tut sich nichts.
Aber wo können Sie sonst sein?
Ich beschließe mich hier zu verstecken und zu warten bis er kommt. Jetzt ist es ernst. Mein Gefühl sagt mir, dass der Chef ihr etwas an tut.

Ich hocke Stunden im Gebüsch und langsam wird es dunkel. Es ist die reinste Qual hier zu sitzen, sich Sorgen zu machen und nichts tun zu können.
Eine Kirchturmglocke schlägt zur Weihnachtsmesse.
Mein ganzer Körper ist durchgefroren. Und meine Füße spüre ich schon seit einer Stunde nicht mehr. Mein Körper schreit nach Wärme.
Ich möchte die Hoffnung schon aufgeben, da höre ich ein Motorbrummen.
Es kommt immer näher und dann sehe ich Scheinwerfer. Sie biegen in die Einfährt ein.
Angespannt halte ich die Luft an. Der Motor wird abgestellt und Türen knallen.

Dann lachen. Ein Männliches und ein Weibliches. Das Weibliche kenne ich nur zu gut. Es sticht in mein Herz wie ein Dolch und entsetzt stehe ich auf.

»Mama?!«, Ich gehe auf sie zu. Sie ist es wirklich.
Erschrocken schaut sie mich an.

»Was... Wie«, meine Stimme versagt.

»Ich kann dir das erklären, ich...«
Ich unterbreche ihren verzweifelten Versuch die Situation zu retten.

»Nein! Nichts musst du mir erklären zu verlogende Lügnerin. Und dich nenne ich meine Mutter?!«
Ich schnaube verächtlich.
»Im neuen Jahr werde ich zu meinem Vater ziehen!«

»Junges fräulein!«, sagt der Chef drohend und baut sich vor mir auf.
»Sprich nicht so mit deiner Mutter!«

Er wagt es?! Dieses Arschloch wagt es sich ein zu mischen?! Ich koche vor Wut.

»Sie haben mir nichts zu sagen!«, mein Blick wandert von ihm zu meiner Mutter und kalt sage ich:

»Ihr beide nicht!«, und dann hole ich mein Fahrrad hervor und radele los. Meine Sicht ist verschwommen und ich kriege kaum Luft.
Ich bekomme die ganzen Fakten nicht in meinen Kopf.
Sie hat mich belogen, und ich habe Stunden in der Kälte, voller Sorge um sie verbracht... Den ganzen Tag!
Was ist sie bitteschön für eine Mutter? Belügt ihr Kind um sich selber Vorteile zu schaffen?!

WeihnachtsliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt