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Mit einem lauten, nervigen "Piep" weckt mich mein Wecker.
Ich lausche sofort auf besondere Geräusche von draußen und bin aufeinmal hell wach. Hat es vielleicht diese Nacht geschneit?

Aufgeregt laufe ich zum Fenster und ziehe die Rollläden hoch.
Enttäuscht schnappe ich mir meine Anziehsachen und gehe ins Bad.

Es ist hoffnungslos! Bestimmt wird es nie mehr schneien, so lange ich lebe.

Angezogen gehe ich runter in die Küche.

»Morgen Mama.«, grüße ich meine Mutter schlecht gelaunt, die schon am gedeckten Frühstückstisch sitzt und für mich unverständlich, schon gute Laune hat

»Morgen Schatz! «, sagt sie liebevoll.

Das Frühstück verläuft sehr schweigsam, aber ich liebe meine Mutter dafür, dass sie mich vor der Schule nicht voll quatscht.

Auf dem Weg zum Bus schaue ich mich unbewusst nach Matthias um. Er ist nirgens zu sehen. Vielleicht spielte er ja krank. Es Freitag, da schwänzen viele.

Die Busfahrt ist langweilig, wie immer. Auf dem Schulhof halte ich weiterhin die Augen offen, doch weit und breit ist kein Matthias zu sehen.

In der ersten Stunde habe ich Mathe. Ich weiß, einfach zum Kotzen! Herr Petrista hat auch dieses Fach mit uns. Dieser Kerl ist einfach nur tot langweilig! Langweilige Frisur, langweilige Klamotten, ein langweiliges Gesicht und eine Langweilige Stimme. Dazu unterricht er auch noch die langweiligsten Fächer die es gibt.

Wir nehmen gerade irgendetwas mit Funktionen durch. Ich habe aber überhaupt keinen Plan was das sein sollt. Außerdem muss ich andauernd an Matthias denken. Und an Schnee. Nur das ich diesmal an Schneeflocken in seinem Haare denke. Ich stelle mir vor, wie sich eine Schneeflocke in seinen Wimpern verfängt und er mich aus grünen Augen liebevoll anschaut. Seine Wangen sind leicht gerötet und sein Mund zu einem strahlenden Lächeln verzogen...
Nein! Schluss! Ich darf mich nicht mehr verlieben! Es wird mir nur wieder das Herz brechen.

»Mila... Hallo! Schlafen sie schon wieder Fräulein Gräberlein?«,
Erschrocken schaue ich Herr Petrist an.

»Erkläre uns doch bitte mal, wie du diese Funktion hier löst.«, er deutet hinter sich auf die Tafel, wo in weißer Farbe eine Funktion steht, die für mich genauso gut aus Chinesischen Buchstaben bestehen könnte.
Herr Petrista schnaubte verächtlich.

»Keine Ahnung? Dann rate ich dir demnächst besser aufzupassen, anstatt von deinem Traumprinzen zu träumen.«,
Ich erröte. Ohne es zu wissen hat er genau meine Gedanken getroffen.
Aber natürlich hat er nur wieder versucht mich bloß zu stellen.

Verwundert schaue ich auf. Wo bleibt das übliche Gelächter?
Mein Blick wandert nach vorne zu der Tür und...

Mein Herz schlägt augenblicklich schneller und meine Fingerspitzen werden kalt. In der Tür steht kein anderer als Matthias zusammen mit unserer Schulleiterin. Das erklärt auch, warum es plötzlich so still ist.
Meine Annahme bestätigt sich bei einem kurzen Blick zu den Mädchen meiner Klasse, die eindeutig die Überzahl bilden.
Es läuft Ihnen praktisch schon die Sauber aus dem Mund. Einige fahren sich durch die Haare, andere werfen ihm nur schmachtende Blicke zu.

»...Klasse war zu voll... Kommt jetzt in diese Klasse...«, erklärt die Schulleiterin.

»Gut, also mal sehen wo hier noch ein Platz frei ist...« Herr Petrista schaut suchend durch die Klasse.
»Ach, da vorne neben fräulein Gräberlein.«, er deutet auf den Freien Platz neben mir.

Matthias wirft mir einen verschmitzten Blick zu.

Nun kann ich mich erst recht nicht mehr konzentrieren, denn ich bin mir seiner Nähe äußerst bewusst.

Nach dem Klingeln gehe ich mit ihm zusammen heraus, er weicht nämlich nicht von meiner Seite.

»Schon lustig, dass ich in deine Klasse gekommen bin.«, sagt er als wir uns in eine abgelegendere Ecke des Schulhofes gestellt haben.
Wohl angemerkt an dieser Stelle: es ist ja noch nicht kalt genug für Schnee, sodass wir es gut draußen aushalten können.

Ich stelle mir den Schulhof weiß vor. Dicke Flocken fallen vom Himmel und die Fünftklässler veranstalten eine Schneeballschlacht.
Ich seuftze sehnsüchtig auf.

»Was ist los?«, Matthias schaut mich irritiert an.

»Ich hab nur gerade an Schnee gedacht.«, antworte ich.
»Ich wünsche mir so sehr Schnee.«

Jetzt seuftzt auch Matthias.
»Ich hätte auch gerne Schnee!«
Unsere Blicke treffen sich und ich versinken wiedermal in seinen Augen.
Mir ist ganz warm, angenehm warm.

Matthias räuspert sich.
»S-sollen wir uns demnächst mal treffen?«, fragt Matthias plötzlich wieder ganz verlegen. »Ich meine nicht nur auf dem Nachhause Weg.«

»Klar! Gerne!«, rutscht es mir über die Lippen, bevor ich mich stoppen kann.
Doch warum nicht? Ich mein, selbst wenn ich mich in ihn verliebe... Er scheint sehr nett zu sein.... Er kann einfach nicht so ein "Schwein" sein wie Ben!

Erleichtert lächelt Matthias mich an und ich lächele zurück. Ich fühle mich ganz leicht und glücklich, bis die Klingel das schöne Gefühl zerstört.

Den Rest des Schultages verfliegt wie im Flug und ich gehe mit Matthias zusammen nach hause.

»Puh, endlich ist die Schule vorbei!«, stöhnte Matthias.
Ich stimme ihm zu.

»Mit wem wohnst du eigendlich bei dir zuhause?«, fragt Matthias.

»Mit meiner Mutter.«, antworte ich. »Mein Vater ist abgehauen als ich noch klein war.«

»Oh, das tut mir leid. «, sagt er bedrückt.

»Nicht schlimm... Und mit wem wohnst du in deinem Haus?«

»Mit meiner ganzen Familie. Oma, Opa, Tante, Onkel, Schwester, Mutter, Vater und ich.«,

Mit großen Augen schaue ich ihn an.
Ich habe nur eins sehr kleine Familie und die Vorstellung, dass so eine große Familie unter einem Dach lebt ist für mich erstaunlich.

Matthias lacht. »Ich weiß, da sind Probleme vorprogrammiert aber im Großen und Ganzen klappt es sehr gut.

»Matthias!« als wir in unsere Straße ein biegen läuft uns ein kleines, circa 6 Jähriges, blondes Mädchen entgegen und wirft sich in Matthias Arme.

»Hallo Emely!«, lacht Matthias und umarmt das Mädchen. Mir wird wieder ganz warm bei dem Anblick und muss automatisch Lächeln.

»Darf ich vorstellen...«, sagt Matthias nachdem er sich von ihr gelöst hat.
»Meine Schwester Emely.

»Matthias, Emely, das Essen ist fertig!«, ruft eine Frauen Stimme, vermutlich Matthias Mutter.

»Oh, tut mir leid!«, sagt Matthias. »ich muss gehen.«

»Okay. Lasst es euch schmecken!«, sage ich lächelnd und nachdem die beiden in ihrem Haus verschwunden sind gehe ich auch in mein Haus.
Meine Mutter ist mal wieder auf der Arbeit und nach dem Essen mache ich meine Hausaufgaben und lese ein Buch.
Am Abend denke ich ein weiteres Mal über Matthias nach. Liebe ich ihn? Oder mag ich ihn nur als Freund?
Über diese Gedanken schlafe ich ein.

WeihnachtsliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt