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Nachdem mein Vater und ich noch Stundenlang geweint haben, sind uns irgendwann die Tränen versagt und wir starren uns mit roten Gesichtern und nassen Augen an.

Ich kann es immer noch nicht fassen, dass Herr Petrista mein Vater ist. Er war immer vor meiner Nase.

Wieder kommt mir die Frage in den Sinn, wieso er mir nichts gesagt hat.
Und vor allem:
Wieso war er so fies zu mir?

»Ähm..«, fange ich an. Ich weiß einfach nicht, wie ich ihn jetzt ansprechen soll "Papa" ist irgendwie komisch und "Herr Petrista " passt auch nicht mehr.

»Wieso... Wieso hast du mich eigentlich immer wieder so fies behandelt, wenn ich doch deine Tochter bin.«, frage ich unsicher.

Mein Vater schaut betroffen über mich hinweg.
»Es ist so... Ich kann es dir nicht sagen.«,
Verdutzt starre ich ihn an.

»Zumindest nicht ohne dem Beisein deiner Mutter.«, fügt er noch schnell hinzu.

»O-k-a-y«, sage ich langgezogen. Was soll das denn bitte schön?!
Mir kommt es so vor als wäre meine Leben eine einzige Lüge.

»Magst du etwas essen?«, fragt mein Vater und steht schnaufend auf.
Ich nicke.

Während er in der Küche rumort Suche ich nach meinem Handy. Ich finde es schließlich in meiner Jacke, die im Flur hängt. Wieder im Wohnzimmer klingelt es auch sofort.
Mein Bauch verkrampft sich.
Wenn meine Mutter das ist weiß ich nicht ob ich mit ihr sprechen kann.
Die Enttäuschung ist zu groß und die Erkenntnis über die ganzen Lügen, die sie mir erzählt hat macht mir die Vorstellung unerträglich ihr in die Augen zu sehen.

Ich öffne die Tastensperre. Unbekannte Nummer.
Mit einer schlechten Vorahnung gehe ich dran.

»Mila? Oh gott, Mila, wo bist du?!«, ruft die besorge Stimme von Matthias durch den Hörer. Ein Stein fällt mir vom Herzen.

»ich.. Ich bin... Das ist kompliziert, ich erzähl es dir später...«,
Mist! Ich habe unsere Verabredung total vergessen.

»Mensch, ich hab vor deinem Haus gewartet aber du bist einfach nicht gekommen, dann habe ich bei dir geklingelt und deine Mutter sagte mir, dass du bei deinem Vater bist. Ich mache mir Sorgen! Gestern hast du mir doch noch erzählt, dass dein Vater abgehauen ist!«, sagt er aufgebracht.

Ich weiß einfach nicht wie ich ihm meine Situation erklären soll.

» Es ist kompliziert, ich habe meinen Vater gestern gefunden aber... Ich erkläre es dir morgen... Sag mal musst du nicht zur Schule?!«

»Ja, doch aber erst wenn ich genau weiß, dass es dir gut geht!«, sagt er drängend. Ich zerschmeltze innerlich. Er macht sich Sorgen für mich. Er ist sogar bereit einen Vermerk auf seinem Zeugnis stehen zu haben.

» Es ist alles gut!«, beruhige ich ihn.

»Okay, dann lege ich jetzt auf aber wenn irgendetwas ist rufst du mich an, ja?!«

»Klar!«

Wir legen auf. Es ist so süß, dass er sich so um mich sorgt. Ob er in mich...
Nein, ich habe im Moment andere Probleme, die Vor gehen.

»Wer war das?«, fragt Herr Petrista als er mit zwei vollen Tellern Rührei in das Wohnzimmer kommt und diese auf dem kleinem Tisch in der Mitte der Sofas platziert.

»Matthias.«, antworte ich knapp. Nur weil er mein Vater ist, ist es mir nicht recht ihm alles zu sagen. Schließlich hat er sich ja 14 Jahre meines Lebens nicht für mich interessiert.

»Der Matthias, der neu in eure Klasse gekommen ist?«

»Ja.«, warum will der das denn jetzt wissen? Also da wäre doch ich ehr diejenige, die hier die Fragen stellen darf.

Wir setzen uns an den Frühstückstisch und keiner sagt ein Wort. Mein Vater scheint gemerkt zuhaben, dass Väterliches Interesse oder Smalltalk noch nicht drin sind.
Ich mein ich weiß ja auch erst seit ca. Einer Stunde, dass er mein Vater ist.

Unsere Stille wird durch einen schrillen Klingelton zerstört.
Mein Vater steht auf und geht zur Haustür.
Ich lausche.

»Simone?!«, höre ich ihm verwundert aussagen und ich lasse die Gabel, die ich bis gerade in der Hand gehalten habe, klirrend auf den Teller fallen.

Nein! Ich kann das noch nicht!

WeihnachtsliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt