Ein Kuss, wonach sieht es denn für dich aus?

567 22 0
                                    

(Hannahs Sicht)
,,Ich weiß es einfach nicht. Das ging alles so furchtbar schnell."
Jeffs Augen ließen mich nicht los. Sie krallten sich regelrecht an meine Gedanken und versuchten mir zu helfen aber dass konnte er nicht. Niemand konnte dass. Ich musste selbst wissen was ich für wen empfand. ,,Klonk Gefühle. Wieso nehmen die Schöpfer unser Gedächtnis aber lassen so einen Mist zu?" Jeff musste schmunzeln. Was auch immer jetzt so lustig war. Ich heulte mich bereits seit knapp einer Stunde bei ihm aus. Gleich nach dem Frühstück war ich frustriert in die Hütte gestürzt und platzierte mich, wie letztes Mal beim Psycho Doc. Jeff hatte mir geduldig zugehört und versuchte mir doch tatsächlich zu helfen. ,,Also ich finde", begann er ,,du solltest auf dein Herz hören." Das hatte er jetzt nicht wirklich gesagt oder? Was war dass denn für Klonk Mist? Ich starrte ihn ungläubig an. ,,Jeff du hättest mir alles sagen können und du entscheidest dich dafür?" Er schaute mich etwas belustigt an und zuckte nur mit den Schultern. ,,Tut mir echt leid aber so lang bin ich noch nicht in dem Job." Ich seufzte. Ja da hatte er recht. Hör auf dein Herz. Was für ein Klonk!
,,Ok, wie wäre es damit. Probiere es einfach und wenn du merkst, dass das nicht funktioniert, sagst du es ihm. Er wird es verstehen." ,,Meinst du echt?" ,,Na klar." Er lächelte mir ermutigend zu. Ich atmete erleichtert aus und setzte mich auf. ,,Was würde ich nur ohne dich tun Jeff?" ,,Ziemlich viele Fehler." Ich starrte ihn leicht beleidigt an aber er grinste nur zurück. ,,Ach so Hannah, könntest du in das Krankenzimmer zwei gehen und mal nach Alex sehen ob alles ok ist?" Ich nickte. ,,Was hat er denn?" ,,Der Neppdepp ist vom Dach gefallen. Trägt jetzt ne Schicke Halskrause." Ich sah glaube ich leicht schockiert aus. Das hätte böse enden können. ,,Beruhige dich mal, ihm geht es super. Morgen kann er wider raus", sagte Jeff der meinen Gesichtsausdruck gedeutet hatte. Wie schon so oft. Verdammt darin war er einfach unschlagbar.
Mit einem Satz sprang ich von der Liege und lief mit großen Schritten in Richtung Gehöft. Die Sonne knallte mir mitten ins Gesicht weshalb ich Theo nicht sofort erkannte. Er war gerade damit beschäftigt Bretter an die Wand zu legen. Ui wie spannend. Ihm war garantiert genauso langweilig wie mir also beschloss ich einen kleines Abstecher zu ihm zu machen. Kurz vor ihm stockte ich und dachte noch einmal über Jeffs Worte nach. Ich werde es schon bemerken. Aber zuerst muss ich es versuchen. Es kam mir ziemlich kitschig vor aber ich griff um Theos Gesicht und hielt ihm die Augen zu. ,,Rate wer ich bin." Natürlich wusste er dass. Meine Stimme war nicht zu verwechseln. Ich spürte an meiner Hand, dass er die Mundwinkel nach oben zog. Dann stand er auch schon zu mir und küsste mich. Zuerst war ich ziemlich überrascht. Ich meine, mitten auf der Lichtung? Wo alle uns sehen konnten? Aber ok, sie würden es eh alle erfahren. So musste ich jedenfalls nichts sagen. Darüber war ich sehr froh! In meinen eigenen Gedanken vertieft, merkte ich garnicht wie die Tür auf einmal aufgerissen wurde. Aus dem Augenwinkel erkannte ich diese verwuschelten Aschblonden Haare. Dass war ja klar. Nie lässt der sich blicken und genau jetzt, genau jetzt musste er auftauchen. Was zum Klonk sollte der Mist bitte? Newt stand mit verschränkten Armen vor uns. ,,Und was wird das wenn es fertig ist?" Seine Stimme hatte ein Hauch von Verletzlichkeit. Aber diese Trauer wurde von seinem Befehlston eindeutig überdeckt. ,,Ein Kuss, wonach sieht es denn für dich sonst aus?", antwortete ich schnippisch. Er wollte noch etwas sagen aber ich kam ihm zuvor. ,,Nein Newt, sag nichts. Deine beklonkte Regel galt nur für einen Monat. Dass kannst du mir jetzt nicht auch noch nehmen. Dass hast du schon super mit dir selber hinbekommen." Ich drehte mich um und lief ins Gehöft ohne eine Antwort abzuwarten. Ok ich hatte einfach Angst, dass er uns einander Verbieten würde oder so. Deshalb lief ich weg. Eigentlich wollte ihm richtig meine Meinung sagen aber es stand zu viel auf dem Spiel. Die Regel könnte er ganz leicht wider ins Leben rufen. Warum war er auch Anführer?
Mit einem Gefühlschaos von Frustration, Wut, Einsamkeit, Liebe und zweihundert weiteren Dingern, die ich garantiert nicht alle hätte aufzählen könne, selbst wenn ich wüsste was sie waren, lief ich ihn das Krankenzimmer Nummer zwei.
,,Morgen", begrüßte ich den jetzt nicht mehr schlafenden Alex. 
Er blinzelte mich etwas verschlafen an und rieb sich dann seine Augen. So richtig war er mir noch nie aufgefallen. Ich hatte einen Tag mit ihm gearbeitet. Er war Baumeister aber da ich den ganzen Tag nur mit Theo zu tun hatte, hatte ich ihn links liegen gelassen. Er sah...normal aus. Dunkle Harre, dunkle Augen, Ca 1:70 groß. Da er lag, konnte ich dass aber nur schätzten. Auch er begrüßte mich endlich. Ich redete noch eine Weile mit ihm. Nichts besonderes. Einfach wie es ihm ging und so was. Ich sagte ihm das er morgen wider raus dürfe. Ich glaube wenn er könnte, hätte er am liebsten Luftsprünge gemacht.
Ich verabschiedete mich von ihm und lief zurück zu Jeff. Allerdings brauchte ich noch eine kleine Runde um die Lichtung um meine Gedanken von diesem Strunk von Newt loszubekommen. Nach einer weiteren halben Stunde, stand ich dann im Sani Haus.
,,Mensch Hannah. Wo warst du denn? Ich hätte beinahe einen Suchtrupp losgeschickt." ,,Ja tut mir leid, ich musste einfach mal den Kopf frei machen." ,,Was ist denn jetzt passiert?" ,,Newt der Strunk ist passiert." Dann erzählte ich ihm alles. Zum Beispiel was Newt doch für ein Strohkopf war. Das ich ihn satt hatte und er doch bitte zurück ins Labyrinth zurück gehen sollte. Als ich diesen Satz sagte, meinte ich es auch so. Ja, es überraschte mich selber auch ziemlich. Aber so war es nunmal. Jeff starrte mich nur schockiert an. ,,Hannah, dass meinst du doch wohl nicht im ernst oder?" ,,Doch, tot ernst sogar."
Meine Laune war am absolutem Tiefpunkt. Gefrorener hätte sie garnicht sein können. Das Einziege was mich etwas aufmunterte war, dass Theo mich zum Abendessen abholte. Gemeinsam liefen wir zu dem komplett durchgeschwitztem Minho, der bereits an unserem Tisch saß. Nach einer Weile kamen auch Leo und Thomas keuchend dazu. ,,Was ist den mit euch passiert?" Etwas entsetzt schaute ich die beiden wahrscheinlich fertigeren Jungen als Minho an. ,,Hab heute bei den Schlitztern gearbeitet. Die Tiere sind ausgebrochen und Leo hat mir geholfen sie wider einzufangen", brachte er schließlich nach einer langen Atem hohl Fase heraus. Ok gut, jetzt musste ich schmunzeln. Die Vorstellung das Thomas einem Schwein hinterher rannte, war einfach zu komisch. Von der Seite sah ich das Minho immer wider zu mir schaute. Irgendwann rechte es mir dann auch. Was hatte er denn?
,,Ok Minho, was ist los?" Er schaute mich etwas verblüfft an, gewann aber schnell sein grinsen zurück, dass er jetzt fett aussetzte. ,,Ach nichts, man erzählt sich nur so was. Naja den üblichen Kram halt."
,,Und der währe?", hackte ich weiter nach. ,,Der währe, dass ihr euch heute geküsst hättet." So und was jetzt? Lügen würde nichts bringen. Wozu überhaupt? ,,Ja, stimmt", antwortete Theo für mich. Minhos Grinsen wurde noch breiter obwohl ich mich wunderte, dass das überhaupt ging. Auch Leo stimmte jetzt mit ein. Nur Thomas sah finster aus. Als ob er einen schlimmen Fehler gemacht hätte den er jetzt bereute. Davon ließ ich mich aber nicht ablenken und widmete mich wider den Leuten, die sich für uns freuten.
,,Nacht", wisperte ich Theo zu. ,,Nacht, kleines." Ich konnte ihn nicht sehen da sein Gesicht vom Schatten bedeckt wurde aber ich wusste, dass er grinste.
Die nächsten Tage waren einfach nur wunderschön.
Theo holte mich jeden Morgen aus der Matte und brachte mich abends auch wider hinein. Und jedes Mal bekam ich einen Kuss auf die Stirn.
Wenn wir Freizeit hatten, verbrachten wir diese entweder auf dem Aussichtsturm, der mittlerweile ironischer weiße zu meinem Lieblings Ort geworden war, oder wir lieferten uns so etwas wie Wasser oder Schlammschlachten. Aber manchmal saßen wir auch einfach nur da und sagten gar nichts. Aber eines vermisste ich. Newt. Ich hatte mich beruhigt und nochmal versucht mit ihm zu reden jedenfalls so, dass wir uns wenigstens nicht mehr aus dem Weg gingen. Doch es half nichts. Newt wurde wider der alte Mistkerl der er war bevor ich ihn hier kannte.
Die Lichter meckerten mich alle an, dass ich mich wider versöhnen sollte, sie hielten es nicht mehr lange so aus. Auch ich tat dass nicht. Ich vermisste ihn einfach als meinen besten Freund.

Skorpions-beginning of the run✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt