Den zeig ich nie jemanden

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(Newts Sicht)
Verklonkt noch mal. Hatte sie es gerade wirklich getan? Hatte sie mich gerade geküsst? Wenn auch nur auf die Stirn. Aber trotzdem. Was bedeutete das jetzt? Ich war völlig verwirrt. Am liebsten wäre ich ihr hinterher gelaufen aber mein Bein Tat immer noch höllisch weh.
Was sollte ich denn jetzt machen? Ich wusste ja nicht mal was für Gefühle ich für sie hatte. Und überhaupt sie war erst ein paar Tage hier was sollte der Klonk jetzt? Das ist doch Schwachsinn! Lass den Blödsinn ein für alle Mal sein.
Aber ich musste irgendetwas tun, damit es nicht so weiter ging.
Ich musste mir dringend etwas einfallen lassen! Sonst würde ich noch verzweifeln. Vielleicht ging es mir nur so weil ich wusste das sie mal Teil meines Lebens war. Weil sie meine Einziege Verankerung war. Weil sie mir Hoffnung gab und ich deshalb die furchtbaren Zeiten hier einfach hinter mir lassen konnte. Ich dachte an meine schlimmen Phasen, die an der ich immer...Nein! Denk nicht drüber nach. Lass es einfach sein. Ermahnte ich mich erneut. Ich durfte nicht zuviel darüber nachdenken. Sonst würde es wider passieren. Dann wäre ich schneller verbannt als ich gucken konnte.
Ich dachte noch eine ganze Weile über Hannah nach und kam dann zu einem Entschluss. Es tat mir selbst unglaublich weh aber es musste sein.
Drei Tage später wurde ich dann endlich entlassen. Ich hinkte noch ein wenig aber das war halb so schlimm. Jeff begleitete mich nach draußen. ,,Schaffst du das?", fragte er mich und ich nickte.
Dann lief ich los. Endlich frei! Meine Beine zitierten ein wenig da ich vier Tage im Bett lag. Das war eine verdammt lange Zeit für mich! Normaler weiße laufe ich den ganzen Tag umher.
Ja wo sollte ich jetzt hin? Ich blickte mich um. Schließlich entschied ich mich für den Esssaal da ich vermutete das dort die meisten waren.
Als ich angekommen war schauten alle auf mich. Ein paar sprangen auf um mir auf die Schulter zu klopfen. ,,Endlich wider da. Wir haben dich vermisst", oder so hörte ich auch öfters. Obwohl ich Ihnen das nicht glaubte. Keine Frage sie haben sich gesorgt aber ich war kein Strunk. Vier Tage ohne Anführer ohne jemanden der sie die ganze Zeit rum schubst, damit waren sie garantiert auch ziemlich glücklich. Dann sah ich Hannah am hintersten Tisch mit Theo sitzen. Sie schienen mich garnicht bemerkt zu haben so vertieft waren sie in ihr Gespräch.
Als ich mich neben Hannah vielen ließ erschrak sie so sehr das ihr Besteck mit einem Klirr auf dem Tisch landete. Sie schaute mich erschrocken an dann umarmte sie mich so fest sie konnte und ich erwiderte das. Ich hatte sie unglaublich vermisst. Doch dann dachte ich an meinen Entschluss und schob sie von mir weg. Das irritierte sie sichtlich. ,,Alles Ok?", fragte sie mich jetzt verwundert. ,,Ja klar ich freu mich nur so sehr endlich wider draußen zu sein! Erzähl mal was ist den in den letzten Tagen passiert?"
,,Also nicht viel, eigentlich gar nichts. Ach so doch Minho geht es wider gut!", sagte sie mit hörbarer Freude in der Stimme. Ich atmete zur Erleichterung aus. ,,Er darf in zwei Tagen wider raus aber ins Labyrinth noch nicht." Diese Nachricht freute mich sehr. Zum Glück ging es Minho gut. Und ich war mir schon sicher das ich ihn nie wider sehen würde!
Ich starrte auf den Tisch und war völlig in meinen Gedanken vertieft das ich garnicht merkte dass Hannah mir eine Hand auf die Schulter gelegt hatte. ,,Alles ok?", fragte sie mich. Ich brauchte eine Weile bis ich merkte das sie etwas von mir wollte. Aber dann sagte ich nur ,,ja klar ich denke nur etwas nach. Nichts wichtiges." Und wie wichtig das war. Sollte ich es ihr sagen was ich vor hatte? Würde sie mich dafür hassen? Vielleicht würde ich mich selber hassen! Vielleicht wäre es gut wenn ich es bloß für einen Monat oder so... Weiter konnte ich garnicht denken denn Hannah unterbrach mich. ,,Arbeitest du heute wieder?" ,,Ja ich denke schon, nichts zu schweres da ich meinen Fuß noch nicht so belasten darf aber ich werde schon was finden." ,,Dabei kann ich dir dann helfen heute bin ich bei den Heckenhauern." Sie grinste mich an. Hilflos grinste ich zurück. Klonk! Das hatte ich total vergessen. Wenn ich jetzt Zeit mit ihr verbringe, werd ich noch meinen ganzen Plan über den Haufen werfen. Sie verdrehte mir einfach meinen Kopf.
,,Schön", sagte ich weil ich mir nicht anmerken lassen wollte das ich dazu überhaupt keine Lust hatte.
,,Hast du fertig gegessen? Dann komm mit." Sagte ich und zog sie hinter mir her. Sie warf Theo noch einen letzten entschuldigenden Blick zu. Aber er grinste nur zurück mit einem Blick den ich als
ich-habs-ja-gesagt Blick identifizierte. Was ich ganz ehrlich nicht verstand. Am Garten angekommen machte ich mich sofort an die Arbeit. Wegen meinem Fuß konnte ich heute bloß ernten. Hannah half mir dabei die Tomaten von den Sträuchern zu rupfen sie zu waschen und zu Bratpfanne zu bringen. Es war ein entsetzliches schweigen, was zwischen uns herrschte. Und nicht nur das stand zwischen uns. Ihr Kuss. Das war das Einziege woran ich denken konnte aber sollte ich sie darauf ansprechen?
,,Und wie waren deine Arbeitstage so?", fragte ich jetzt mit gespielter Interesse. Es war nicht so das ich es nicht wissen wollte aber an alles was ich dachte war nunmal ihr Kuss.
,,Ganz ok obwohl ich bezweifle das ich Schlitzer, Schwapper oder Baumeister werden will. Mit Theo hat das echt Spaß gemacht aber Gally ist mir nicht ganz geheuer." ,,Ich versteh was du meinst. Gally ist niemanden hier so ganz sympathisch", lachte ich.
,,Und wie viel Spaß macht dir das hier? Ist kein schlechter Job was?"
,,Nein ich finde es super hier." Sie strahlte, was mich glücklich machte. Allerdings wenn sie hier anfangen würde, hätte ich gar keine Ruhe mehr. Ich musste es einfach tun!
Ich hasste mich ja selbst dafür aber ich musste. Ich hockte gerade an einem Strauch als Hannah meinen Namen rief. Ich drehte mich um und hatte auch schon einen großen Klumpen Matsch im Gesicht. Ungläubig schaute ich auf mein jetzt noch dreckigeres Shirt. ,,Was?"
Dann flog ein zweiter Ball an mir vorbei, der mein Ohr leicht Streifte.
Ich schaute ihn die Richtung von der er kam. Es war Hannah die ihn auf mich schmiss und sich halb tot lachte. Na warte, dachte ich. Dann feuerte ich zurück. Auch sie bekam ordentlich was ab. Aber sie lachte nur und warf eine weitere Kugel. Und in kürzester Zeit waren wir beide in eine heftige Schlammschlacht verwickelt. Ich kam mir total kindisch vor aber es machte mir unheimlichen Spaß. Irgendwann trieften wir nur so vor Dreck. Ich ging zu ihr und wir fingen an zu lachen. Es war herrlich sie mal wider lachen zu hören. Bestimmt hörte uns die gesamte Lichtung aber das war mir egal. Mir Kamen schon die Tränen. Als ich mich dann endlich beruhigt hatte, half ich ihr den Matsch aus ihren Haaren zu bekommen.
,,Keine Chance", sagte ich zu ihr. ,,Die müssen ab." Ich grinste sie an und sie verpasste mir einen empörten Stich in die Seite. ,,Na komm hast du Lust an den See zu gehen und dich dort waschen?" Sie schaute mich verwirrt an. ,,Es gibt hier einen See? Wieso weiß ich davon nichts?" Ich zuckte mit den Schultern. ,,Den zeig ich nie jemanden, ist mein Ort an dem ich mich einfach mal zurück ziehen kann verstehst du?" Sie nickte.
Dann nahm ich ihre Hand und zog sie hinter mir her. Ich passte auf dass wir nicht allzu schnell liefen damit sie nicht stolperte aber sie war es schließlich nicht die ein verletztes Bein hatte. Ich trat auf eine Wurzel und knickte um. Ich fiel und Hannah unweigerlich mit, da ich sie ja immer noch fest hielt. Ich lag auf dem Boden und grinste sie an. Dann lachten wir erneut bis mir die Tränen kamen. Ich trat vorsichtig mit meinem Bein auf um zu gucken ob alles in Ordnung war. Aber als ich nichts spürte lief ich mit ihr im Schlepptau weiter.
Ich hörte schon, dass mir nur allzu bekannte plätschern des Baches. Ich fand es so unglaublich beruhigend hier. Es war einer meiner Lieblings Orte. Wir zogen uns die Schuhe aus und liefen ans Ufer. Sie wollte testen wie warm das Wasser war und hielt einen Fuß hinein. Ich fand das Uhrkomisch. Dann packte ich ihre Hüfte und hielt sie fest, sprang mit ihr hinein und hörte nur noch ein quietschen und ein ,,Newt bist du..." Dann waren wir Unterwasser. Als wir wieder hoch kamen tauchte sie mich gleich wider unter. Und so ging das die ganze Zeit.
Zum Glück war das Wasser nicht kalt und auch draußen war es angenehm warm als wir aus dem Wasser stiegen. Klitschnass setzten wir uns an einem Baum und beobachteten das Wasser. Ich spürte ihren Kopf an meiner Schulter doch ich zog nicht weg. Leider hörten wir nach einer ganzen Weile das Dröhnen der Tore.
,,Wir sollten zurück gehen", sagte ich jetzt. Ich fand es nicht schön das hier zu unterbrechen aber wir hatten schon das Mittagessen ausfallen lassen. Auf das Abendessen konnte ich sie nicht auch noch verzichten lassen. Sie nickte und wir gingen los.

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