(Newts Sicht)
Mit einem Stöhnen, richtete ich mich auf. Shit, wie lange lag ich jetzt schon hier? Ein Tag bestimmt. Allerdings war ich derjenige, den es am wenigsten getroffen hatte. Thomas war völlig weg und schlief den ganzen Tag unter schmerzen's Stöhnen und Schreien, die die Luft zerfetzten wie meine Machete. Es war echt grässlich meinem Freund dabei zuzuhören. Er lag ein Zimmer weiter als ich doch hören konnte ich ihn als ob er es mir direkt ins Ohr schreien würde. Ich vergrub mein Kopf unter dem Kissen um es ein wenig isolierter klingen zu lassen. Doch ich hätte eine Kissenburg um mich rum errichten können. Es brachte einfach nichts. Was hatte er nur, dass er solche Schmerzen empfand? Ab und zu verlor er kurz sein Bewusstsein vor Erschöpfung. Ich wusste wenn es passierte, denn dann wurden seine Rufe immer schwächer bis es nur noch nach einem kehligem Dröhnen klang und schließlich ganz versagte. In diesen wenigen Sekunden bis höchstens drei Minuten, versuchte ich zu schlafen doch in einer so kurzen Zeit schafft man dass einfach nicht. Ich wünschte ich könnte ihn einfach ausblenden. Es waren ja nicht nur seine ohrenbetäubenden Schreie. Es war was er schrie. Er schien so etwas wie Erinnerungen oder Träume zu haben. Sie nochmal zu erleben. Sie mussten ihm unglaublich real vorkommen so verzweifelt wie seine Stimme klang. Er stieß die Wörter ganz wahllos hervor ohne jegliche Art von Zusammenhang. Manchmal war es einfach nur ein einfaches nein oder ich. Aber meistens waren es Namen. Namen von Teresa, Hannah und mir. Jedesmal war seine Tonlage anders. Jedesmal schien es andere Emotionen bei ihm hervorzurufen. Ängstlich, energisch, wütend, fröhlich, traurig oder er verschluckte sich in einem Schluchzer. Aber ein gewisser Unterton von Hass war bei mir immer dabei. Was hatte dass nur zu bedeuten?
Und Hannah? Tja wie es ihr ging wollte mir niemand sagen. Auch sie lag im Zimmer nebenan doch im Gegensatz zu Thomas sagte sie garnicht's. Ich fragte mich ob sie wohl wach war und ob sie genauso Angst um ihn hatte wie ich. Nein, wahrscheinlich viel mehr. Für sie hoffte ich, dass sie nicht wach war und es einfach nicht mitbekam. Doch sollte sie es sein, dann tat sie mir unheimlich leid. Ich stellte mir vor wie sie in ihrem Zimmer lag und sich wohl fragte was los sei. Sie wusste nicht was passiert war. Alles was sie wusste war, dass ihr Bruder offensichtlich höllische Qualen durchlitt. Ich konnte es regelrecht fühlen wie sie sich die Seele aus dem Leib weinte. Wie sie sich verzweifelt an ihr Laken krallte und panisch versuchte aufzustehen es aber nicht schaffte weil ihre Schmerzen zu groß waren. Sie machte sich selbst Vorwürfe dafür, dass sie jetzt nicht bei ihm war um ihm zu helfen. Aber dass konnte sie nunmal nicht. Es tat mir tief drinnen weh, sie so in Gedanken zu haben. Die Gedanken verschluckten mich in einem starkem Sog und wollten mich nicht mehr loslassen. Sie krallten sich an mir fest und hinterließen blutige Kratzer an meinem Herzen. Ich hielt es einfach nicht mehr aus. Ich musste jetzt einfach wissen was mit ihr war, sonst krepiere ich hier noch an Ort und Stelle. Aber an aufstehen war nicht zu denken. Auch ich war schon zwei Mal umgekippt. Mein Körper hatte sich noch immer nicht von dieser gewaltigen Kraft erholt. Ich musste es jetzt versuchen. Und so fing ich an, sie per Gedanken zu erreichen. ,,Hannah? Kannst du mich hören?" Ich wartete drei Sekunden doch bekam keine Antwort. Kein Lichtstrahl der mir Hoffnung gab, dass sie noch lebte. Ich spürte sie. Sie war da aber ob sie lebte oder überhaupt bei Bewusstsein war wusste ich nicht. Allerdings, wenn sie tot wäre würde ich sie nicht spüren können oder? Aber wieso antwortet sie nicht? ,,Hannah?", probierte ich es noch einmal. Doch auch dieses Mal blieb alles stumm. So langsam würde ich doch etwas panisch. ,,Hannah bitte sag doch was. Geht es dir gut? Lebst du noch." Ich hörte ein Stöhnen. Doch ob es von meinen Gedanken oder dem immer noch wild krakeelendem Thomas kam, konnte ich nicht sagen. ,,Hannah verdammt! Sag was. Warst du dass gerade? Lebst du noch?" Ich hatte einfach solch eine Angst dass sie mich allein gelassen hatte. Jetzt kam mir meine Aktion ziemlich selbstsüchtig vor. Oh man. Wie konnte ich nur so blöd gewesen sein? Dann hörte ich wieder ein kleines ersticktes Stöhnen. Jetzt war es aber ganz sicher nicht Thomas gewesen. Meine Theorie bestätigte sich als mein Hirn explodierte. Ein gellender Schrei zischte durch mein Unterbewusstsein und ließ Funken aufsprühen. Aber dass war nicht wichtig. Wichtig war nur, dass sie noch lebte. ,,Was ist mit dir?", fragte ich panisch. Ich hörte lautes Keuchen. Ein schwerer Atem brannte sich in meine Festplatte ein. Allmählich beruhigte sie sich. ,,Hannah?" Ich fragte vorsichtig. Ich hatte einfach Angst sie zu erschrecken. ,,Newt? Bist du dass? Was ist hier los? Wo bin ich? Es ist so dunkel hier." ,,Shh. Es ist alles ok", versuchte ich sie zu beruhigen. ,,Du bist im Krankenzimmer. Weißt du noch was passiert ist?" Ich hätte mir auf die Zunge beißen können aber es war zu spät. Für einen Moment war alles still. Ich höre ihr atmen nicht mehr. Als hätte sie die Verbindung gekappt um kurz nachzudenken. Dann hörte ich sie wieder. ,,Ja", war alles was sie dazu sagte. Hinter mir nahm ich die Schrei von Thomas war. Er schrie ihren Namen. ,,Hannah! Hannah!" Sie waren ohrenbetäubend. Ich spürte deutlich wie ihr Herz höher Schlug und ihr Puls ins unermessliche Anstieg. ,,War dass Thomas?", fragte sie verzweifelt. ,,Bitte beruhige dich. Er schläft nur." Er schläft nur. Super Newt. Seine Schreie hören sich echt nach schlafen an. Aber ich kann sie doch nicht damit konfrontieren, dass im Prinzip sie daran Schuld ist. Klonkdreck, dass ist sie garnicht. Ich hab ihm gesagt wir sollen sie fangen. Es war meine Schuld. ,,Newt?" Ich hörte sofort auf mit mir selbst zu diskutieren und schaltete den Empfang wieder ein. ,,Ja was ist?" ,,Ich, es, ach" sie seufzte genervt auf. ,,Warum ist dass nur so verdammt schwer? Also ich wollte dir sagen weshalb." Weshalb. Sie wollte mir jetzt ernsthaft sagen wieso sie sich in den Tod stürzen wollte. ,,Dann schieß mal los." Ich hätte mir selbst eine klatschen können. Wie konnte ich nur so monoton reagieren? Sie holte noch einmal tief Luft und fing dann an. ,,Ich habe dich gehört." Diese Worte alleine, ließen in mir einen große Kugel von Schuldgefühlen wachsen, die sich langsam auf mein Herz zubewegte und es zerschmettern wollte. Also war doch ich daran Schuld. ,,Hannah es, ich weiß nicht was ich sagen soll. Es tut mir leid. Ich hatte es wirklich vor aber als ich dich dort oben gesehen habe, ist mir bewusst geworden dass das totaler Klonk war und ich der größte Neppdeppigste Strunk der Welt bin. Ich kann es mir nicht verzeihen dass ich daran gedacht habe und noch weniger dass was mir dir passiert ist. Die Schuldgefühle zerfressen mich. Es tut mir leid." ,,Nein Newt. Du hast keine Schuld. Du warst der Auslöser, ja. Aber wenn du es nicht gewesen wärst dann etwas anderes. Es wäre so oder so passiert. Gib dir bitte nicht die Schuld. Denn du trägst sie nicht." Am liebsten hätte ich sie jetzt einfach in den Arm genommen und geweint. Hätte sie hin und her gewogen und nie mehr losgelassen. ,,Wenn ich nur der Auslöser war, was ist dann unter dieser Schale? Was war noch Grund dafür?" Sie schwieg sehr lange bevor sie antwortete. ,,Ich weiß nicht. Ich schätze mal diese ganze Situation hier. Meine Träume die ich jetzt wieder habe und mein Gedächtnisverlust. Meine Neugier und Wut darüber, nicht zu wissen was passiert ist." Ich wusste nur zu gut, dass sie das Feuer meinte. Doch anstatt weiter darauf einzugehen redete sie einfach weiter. ,,Ich weiß jetzt viel mehr über meine Vergangenheit. Teresa hat mir viel erzählt." ,,Worum ging es in deinem Traum?" ,,Newt. Du weißt dass ich es dir nicht sagen werde. Ich kann nicht." ,,Und wieso?" ,,Weil ich Angst vor den Konsequenzen habe, Newt. Sie könnten dich töten wenn du es wüsstest. Vielleicht weißt du dann einfach zu viel. Dieses Risiko kann und werde ich nicht eingehen." Danach schwiegen wir für eine lange Zeit doch irgendwann unterbrach sie auch dies. ,,Weißt du wovor ich Angst habe?" Ohne auf meine Antwort zu warten redete sie weiter. ,,Davor, mich nie mehr an mein altes Leben erinnern zu können. Alles was ich habe sind die Bruchstücke aber ich will alles. Verstehst du dass?" Ich nickte bis mir auffiel dass sie das ja garnicht sehen konnte. ,,Ja. Mir geht es genauso. Aber Thomas hat mir gesagt, dass du Erinnerungen zurückbekommen kannst. Bestimmt nicht alles aber ein paar Fetzten reichen vielleicht für den Anfang. Was hältst du davon, wenn wir hier raus sind uns mal ein wenig auf der Lichtung umsehen und gucken ob du wieder so ein Flashback bekommst? So wie an Leo's Grab." ,,Ja dass fände ich toll." Ich war zufrieden und legte mich hin. Thomas hinter mir wurde gerade etwas ruhiger und so dämmerte ich dann doch endlich weg. Doch Hannah Schlich sich noch einmal in mein Gehirn. ,,Newt ich danke dir."
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Skorpions-beginning of the run✔️
FanfictionEin Mädchen ohne Namen und ohne Gedächtnis. Der Name würde ihr bald wieder einfallen, so erklärt es ihr ein Junge. Sein Name ist Newt und er stürzt sich mit ihr in ein riesiges Abenteuer, denn beide sind auf einer Lichtung eingesperrt. Umzäunt von...