„Meine Freundin braucht ein paar Schmerztabletten.", forderte Becks, als wir beide das Krankenhaus betraten. Sie sprach die erste Frau im weißen Kittel an, die ihr über den Weg lief. Sie hatte sofort eingewilligt, mich zu begleiten, als ich ihr von meiner Schulter erzählt hatte und fand es nicht für nötig, mich wegen der ganzen Sache aus zu quetschen. Ich meinte nur kurz, dass Robin nun Geschichte sei und das genügte ihr.
„Dann melden sie sich an und warten wie alle anderen auch.", sagte die Frau unfreundlich und deutete auf das volle Wartezimmer. Ich kannte sie nicht und war froh darüber, dass Papa den Tag heute zuhause verbrachte, um einige Zeit bei Elias zu sein, der inzwischen auf unserer Couch lag, sodass ich nicht in Erklärungsnot gelangen würde. Doch ich hatte keine Lust, hier den ganzen Tag zu verbringen, also ließ ich meine Beziehungen spielen:
„Hat Dr. Erika Müller heue Dienst?", fragte ich daher ernst und erntete zwei überraschte Blicke. Offenbar hatten weder Becks, noch die Ärztin damit gerechnet, dass ich das Wort ergreifen würde.
„Äh, ja. Sind sie eine Freundin von ihr?", fragte die Frau in dem weißen Kittel verwundert.
„Ich kenne sie seit meiner Kindheit und sie wird sicher wissen wollen, dass ich hier bin. Könnten Sie ihr Bescheid sagen, während meine Freundin und ich hier auf sie warten?" Ich versuchte bestimmend zu klingen und keinen Ausweg zu zulassen und offenbar schien ich damit Erfolg zu haben. Ich hatte es satt, die ängstliche zu spielen. Hatte es satt, dass Lucas mich beschützen wollte, dass Alec mich so verletzlich gesehen hatte, dass niemand mich ernst nahm. Damit würde jetzt Schluss sein, ich musste anfangen etwas zu ändern.
„Du hast mir ja gar nicht erzählt, dass du hier eine Ärztin kennst. Ach man, ich hatte mich schon darauf gefreut einen kleinen Aufstand zu fabrizieren.", meine Becks leise, als die Ärztin mit einem Nicken verschwunden war. Ihre Worte zauberten mir ein kleines Lächeln auf die Lippen – sie hätte sich wirklich für mich eingesetzt.
„Ich kenne hier ein paar Leute, mein Vater arbeitet hier, aber er hat heute keinen Dienst.", erklärte ich schnell und sah aus dem Augenwinkel wie die Tür aufging und Erika aus dem Aufzug stieg. Sie trug wie bei unserer letzten Begegnung einen strengen Dutt, doch ihr breites Lächeln ließen sie wieder jünger aussehen. Ich erinnerte mich nur zu gern, an die vielen Stunden, die Lucas und ich damals mit ihr im Krankenhaus verbracht hatten und wie sie uns trotz allem irgendwie lieb gewonnen hatte – das wäre nicht vielen Leuten so ergangen. Mein Bruder und ich hatten schließlich alles dafür unternommen, um sie zu ärgern.
„Was machst du hier?", fragte sie, nach dem sie mich leicht an sich drückte. „Hallo, ich bin Erika. Du musst eine Freundin von Sam sein." Sie gab meiner neuen Freundin die Hand und führte uns in ein Nahegelegenes Krankenzimmer.
„Bitte erzähl Papa nichts davon, aber ich habe mir irgendwie die Schulter verdreht und bräuchte jetzt einfach ein paar Schmerztabletten.", sagte ich und hoffte inständig, dass Erika mich nicht verraten würde. Papa würde vermutlich die gleichen Schlüsse wie Lucas ziehen, nur dass er sich nicht so leicht abwimmeln ließ.
„Keine Sorge, ich sage nichts, aber zieh mal bitte den Pullover aus.", meinte Erika und beäugte mich komisch. Was sollte ich sagen, wenn sie genau wissen wollte, wie ich die Wunden an meinen Armen bekommen hatte? Zuhause konnte ich die ganzen blauen Flecke um meine Handgelenke durch die langen Ärmel des Pullovers verdecken, doch wenn ich etwas gegen die Schmerzen an meiner Schulter haben wollte, war es wohl unmöglich, die anderen Blessuren zu verbergen.
Umständlich zog ich mir den Stoff über den Kopf und hörte wie Becks erschrocken auf keuchte, noch bevor ich meinen Kopf aus dem Pullover befreit hatte. „Sam!", murmelte sie mitfühlend und blickte zu der Ärztin.
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Wer nicht kämpft, hat schon verloren
Ficțiune adolescențiSamantha kann eine Sache besonders gut: Ihre Gefühle verstecken. Wie soll sie auch sonst mit den Schikanen in der Schule fertig werden? Doch das ändert nichts daran, dass sie alleine ist und niemanden hat, an den sie sich wenden kann. Irgendwann tri...