Kapitel 8

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Zayn

Ich wusste auch nicht, was genau ich mir dabei dachte, wahrscheinlich gar nichts, wahrscheinlich war es nur eine Reaktion, die mein Körper ohne mich zu fragen entschied zu tun. Als ich Niall da sitzten sah, den ganzen Arm eine einzige Blutlache, das Gesicht verweint, zusammengekauert, alle Kraf mit dem Blut aus sich herausgepumpt, verzweifelt, alleine. Konnte ich nicht anders, ich sank neben ihn und schlang meine Arme um ihn. Ganz fest drückte ich ihn an mich und strich ihm über den Kopf. „Warum tust du das?", fragte ich, „du bist so wundervoll. Wie kannst du dir das antun?" Ich begann selber fast zu weinen. „Niemand mag mich", schluchzte Niall leise. „Das ist nicht wahr, Niall", wiedersprach ich, „im Gegenteil, es ist unmöglich, dich nicht zu mögen. Deine fröhliche Art, deine kindliche Freude, dass du offen auf Personen zugehst, dein Lächeln, dein Lachen, deine Augen, dein verdammt grosses Herz, alles an dir, auch deine Hyperaktivität, alles an dir ist wundervoll und ich verstehe nicht, warum du auch nur denken kannst, niemand würde dich mögen. Ich habe noch nie eine so wundervoll Person wie dich getroffen. Du bist einzigartig und es ist ein Geschenk Gottes, dich zu kennen." Wow, so viel hatte ich schon lange nicht mehr am Stück gesagt. Und alles davon war wahr. Niall schluchzte auf und klammerte sich an mich. Falls das möglich war, drückte ich ihn noch näher an mich. Erst jetzt fiel mir auf, was ich hier tat, und ich spannte mich wieder einmal an. Niall spürte es, denn er löste sich leicht von mir. Ich schloss die Augen und kämpfte mit der Panik. Inzwischen hatte Niall mich ganz losgelassen und ich konnte mich nach einiger Zeit beruhigen. Niall liefen immernoch Tränen die Wangen hinunter. Meine Berührungsängste machten offenbar gerade Ferien, denn ich konnte die Hand ausstrecken und ihm die Tränen wegwischen ohne durchzudrehen. Dann erhob ich mich, durchsuchte die Badezimmerschränke und fand schliesslich, was ich brauchte. Vorsichtig strich ich eine desinfizierende Salbe auf Nialls Schnitte, wickelte einen Verwand darum und befestigte ihn nicht zu enge, damit er nicht auf die Wunden drückte, und nicht zu locker, damit er nicht ripschte. Ich versuchte vorsichtig zu sein, doch ab und zu wimmerte Niall leise auf. Immer wenn er das tat, sagte ich: „Tut mir leid, tut mir leid, ich wollte dir nicht weh tun." Als ich fertig war, war ich wieder nah einer Panikattacke. „Geh und beruhige dich", sagte Niall, „und danke. Danke, dass du da bist. Ich mach das weg." Er deutete wage auf das Blut am Boden, sah allerdings mich an. Ich schaute in seine verdammt schönen Augen und konnte nur nicken und hinausgehen.

Niall

Er hatte mich umarmt! Zayn hatte mich umarmt. Und was er dabei gesagt hatte…es war…unglaublich. Ich fühlte mich auf eine völlig andere Weise besser, als wenn ich es sonst getan hatte. Ich fühlte mich…ja, was war das für ein Gefühl? Keine Ahnung. Alles, was ich wusste, war, dass dieses warme, wohlige Gefühl von Zayn ausgelöst wurde. Ich wischte mein Blut vom Boden auf und versicherte mich, dass nichts verräterisches mehr herumlag. Dann ging ich zurück ins Zimmer, wo Zayn auf seinem Bett lag. Als er mich hörte, richtete er sich auf und klopfte auf seine Bett. Ich setzte mich neben ihn, den Blick zu Boden gerichtet. Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter. Überrascht sah ich hoch und tatsächlich war es Zayns Hand. „Niall, bitte versprich mir, dass du das nie wieder tun wirst, du hast mir verdammt Angst gemacht", sagte er. Ich senkte den Blick. Konnte ich so ein Versprechen halten? Da kam mir eine Idee. Grinsend erwiderte ich: „Ich verspreche es unter einer Bedingung." Zayn sah mich misstrauisch an.

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