Kapitel 20

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Zayn

Während dem Essen rang ich mit mir selbst. Soll ich es ihm jetzt sagen oder nicht? Schlussendlich traute ich mich doch nicht und so lag ich im Bett und konnte meine Gedanken wiedermal nicht abschalten. Ich hörte leise Geräusche. Es hörte sich an wie ein Schluchzen. Warum weinte Niall? Weinte er überhaupt? Da ich mir nicht sicher war, ob es überhaupt ein Schluchzen gewesen war, fragte ich: „Weinst du etwa?" Niall erwiderte: „Nein!" Doch an seiner Stimme war deutlich zu erkennen, dass er weinte. Ich stand auf und setzte mich auf den Rand seines Bettes. Nachdem ich zwei Jahre lang niemanden hatte berühren können, fiel es mir nun total leicht, meine Hand auf seine Schulter zu legen und mit versucht sanfter Stimme zu fragen: „Was ist denn los?" Niall schüttelte den Kopf, ohne sich umzudrehen: „Gar nichts. Es gibt nur manchmal Momente, da scheint mir einfach alles hoffnungslos." Ich legte mich zu ihm, schlang meine Arme um seinen Bauch und zog ihn an mich. „Alles wird gut, Niall", murmelte ich in sein Ohr, „nichts ist hoffnunglos solange du daran glaubst. Alles ist möglich." Niall schluchzte auf: „Nein, Zayn, vieles ist möglich, aber das nicht. Dieses eine Ding, das ich mir von ganzem Herzen wünsche, wird nie möglich sein. Nichts ist gut." „Sch", versuchte ich ihn zu beruhigen, „was wünschst du dir denn?" Er schüttelte den Kopf und klammerte sich an meine Hände, die auf seinem Bauch lagen, während er von Schluchzern geschüttelt wurde. Ich zog ihn ganz nah zu mir und versuchte ihn zu beruhigen. Ich konnte ihn nicht weinen sehen, beziehungsweise hören. Es brachte mich selber zum Weinen. Nach einiger Zeit hatte er sich etwas beruhigt und er fragte: „Kannst du etwas für mich singen? Musik hilft mir immer und ich mag nicht meinen I-Pod rausholen." „Klar", erwiderte ich, „was soll ich singen?" „Etwas von Justin Bieber? Lach mich ruhig dafür aus, aber ich bin ein totaler Belieber", sagte er und klang dabei irgendwie süss, dass man ihn einfach nur knuddeln wollte. „Warum sollte ich dich dafür auslachen?", fragte ich und, als als Antwort nur ein Schulterzucken kam, sagte ich: „Wie wär 'Never say never'?" Er nickte und ich begann leise zu singen.

Never say never

never ever ever ever ever

See I never thought that I could walk through fire

I never thought that I could take the burn

Nach einer Weile stimmte Niall ein und er konnte verdammt gut singen. Wir sangen das letzte Never say never und es wurde still im Zimmer. „Deine Stimme ist der Hammer", sagte Niall in die Stille hinein. „Gleichfalls", sagte ich, „geht's dir besser?" Er nickte: „Danke." „Gern doch", sagte ich und in mir startete ein Monolog, ob ich es ihm jetzt sagen sollte. Warum eigentlich nicht? Ich hatte nichts zu verlieren. Das hatte ich sehr wohl, aber, wenn ich nichts riskierte, würde ich entweder durchdrehen oder von Sandy ermordet werden. „Niall...", begann ich deshalb. „Hm", machte er und klang etwas schläfrig. „Wegen dem Kuss...", sofort wirkte er wieder hellwach. Ich begann zu stottern: „I-ich wollte dir sagen, dass...dass dieser Kuss für mich kein bedeutungsloser Truth-or-dare-Kuss war." Nialls Kopf schoss herum und er sah mich mit grossen Augen an: „Ka-kannst du das noch mal sagen?" Ich holte tief Luft.

Niall

„I-ich wollte dir sagen, dass...dass dieser Kuss für mich kein bedeutungsloser Truth-or-dare-Kuss war", stotterte er und mein Kopf schoss herum. „Ka-kannst du das noch mal sagen?", stotterte ich zurück, denn ehrlich, das konnte er nicht gesagt haben. Er holte tief Luft: „Niall, ich... ich habe mich verliebt. In dich." Zayn senkte den Blick und ich war sprachlos. Träumte ich? Warum fühlte es sich dann so verdammt real an? Ich konnte nichts sagen, meine Gefühle schienen Fussball zu spielen. Zayn wollte sich seufzend von mir lösen und auf seiner Wange konnte ich im Mondlicht eine Träne glitzern sehen, doch, bevor er aufstehen konnte, hielt ich ihn fest. „Nochmal", hauchte ich. „Ich liebe dich, verdammt noch mal", schrie er nun schon fast. Endlich war ich zu einer vernünftigen Reaktion fähig und zog ihn zu mir. Ich legte meine Lippen auf seine und wollte diesen Moment einfrieren. Ich wollte ihn nie mehr loslassen. Erst wirkte er etwas überrascht, doch er fing sich sehr rasch wieder und erwiderte den Kuss. Es war ein zuckersüsser und der schönste Kuss meines Lebens. Nach einer viel zu schnell vorübergegangenen Ewigkeit löste ich meine Lippen von Zayns und fuhr stattdessen seinem Kinn nach bis zu seinem Ohr. „Ich liebe dich auch", murmelte ich, „seit ich dich das erste Mal gesehen habe." Mehr muste gar nicht gesagt werden. Zayn legte seine Lippen erneut sanft auf meine und vergrub seine Hände in meinen Haaren. Irgendwann lösten wir uns wieder. Ich vergrub das Gesicht an seiner Brust und er legte wieder seine Arme um mich. So an ihn gekuschelt driftete ich dem Schlaf zu und das letzte, was ich hörte, war ein von Zayn geflüstertes: „Ich liebe dich."

Social DisorderedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt