Kapitel 17

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Zayn

Bevor er die Türe öffnete, drehte sich Niall noch einmal um und umarmte mich. Wie schon zuvor war ich erst etwas überrumpelt, doch dann konnte ich Niall umarmen. Auf einmal wurde es doch zu viel. Niall spürte es sofort und löste sich von mir. Ich lächelte ihn entschuldigend an. Er öffnete die Tür und ich folgte ihm. Als ich Sandy sah, versuchte ich zu lächeln und war gleichzeitig total nervös. Wo kamen all die Leute her? Vorhin waren Niall und ich doch noch alleine. Apropo Niall, wo war er? Ah, da. Er verliess das Gebäude mit vier Erwachsenen, vondenen die eine Frau ein Baby auf dem Arm trug. Ich lächelte ihm zu und er lächelte zurück. Dann schloss sich die Tür. Das letzte bisschen Gelassenheit verschwand mit seiner Anwesenheit. Mit schnell schlagendem Herzen und nervös umherhuschendem Blick ging ich auf Sandy zu. „Zayn?", fragte der beunruhigt, „was ist los?" Ich schüttelte den Kopf. Ich konnte nicht antworten. Mein Blick haftete sich an jemandem fest und als hätte Liam meinen Blick bemerkt, hob er den Kopf, sah die Panik in meinem Blick und kam sofort zu uns. Wortlos dirigierte er uns in den Gang zu den Zimmern zurück und flüsterte dem verwirrten Sandy offenbar eine Erklärung zu. Ich bekam gar nichts mehr mit, ich blendete alles ausser der Tür aus oder versuchte es zumindest. Trotzdem zuckte ich ab jedem lauteren Geräusch zusammen und als ich endlich durch die Tür war, musste ich mich erst einmal an der Wand abstützen, denn sonst hätten meine Knie nachgegeben. Liam bedeutete Sandy einfach still zu sein, der das auch tat, sodass ich mich nach kurzer Zeit beruhigen konnte. „Besser?", fragte Liam. Ich nickte. Er wies den Gang hinunter: „Wollen wir?" Erneut nickte ich, stiess mich von der Wand ab und lief neben Sandy Liam hinterher. Entschuldigend lächelte ich Sandy leicht zu und er grinste: „Kein Problem, ich richte mich nach dir." Seine Unkompliziertheit. Noch so eine Sache, wegen der er mein bester Freund war. Bei unserem Zimmer angekommen, verabschiedete sich Liam und ich liess mich aufs Bett fallen. Ich starrte an die Decke, bis Sandy fragte: „Zaynie, alles okay?" „Nenn mich nicht so!", sagte ich, doch wie meistens sonst auch, war meine Stimme sehr leise. Sandy ignorierte diese Tatsache und lachte: „Wenn du dich darüber aufregst, dann ist bei dir mindestens etwas noch normal." Ich grinste schwach und hob den Kopf, um ihn anzusehen. Er hatte sich verkehrt auf den einen Stuhl gesetzt, die Arme auf die Lehne gelegt und sah mich lächelnd an. „Der Junge, der gerade mit seiner Familie gegangen ist, war also Niall, nehme ich an." Ich nickte. Er deutete hinter sich: „Und diese Zeichnungen hast du gemacht." Erneut nickte ich. „Gibt's noch was, was ich wissen sollte und was mit ihm zu tun hat?" „Ich habe von ihm geträumt", erwiderte ich. Wie schon zuvor ignorierte Sandy die Lautstärke: „Was? Wie? Wann?" Diese Fragen konnte er ernsthaft in so einem ernsten Ton stellen? „Vor zwei Tagen? Ich habe geträumt, dass er mich küsst. Es hat sich verdammt real und verdammt gut angefühlt", sagte ich und es hätte mich nicht verwundert, wenn Sandy kein Wort verstanden hätte. Doch er grinste nur: „Das ist doch süss. Bitte erzähl mir von ihm. Ich möchte ALLES wissen. Jedes noch so kleine Detail."

Niall

Das Mittagessen mit meiner Familie war total schön, auch wenn es für manche das Normalste der Welt war, für mich nicht. Zurück in der Klinik, verabschiedeten wir uns alle mit Umarmungen und ich ging zurück in unser Zimmer. Zayn lag auf seinem Bett und dieser Sandy sass auf Zayns Stuhl und redete mit ihm. Da ich nichts von Lauschen hielt, war ich nicht vor der Tür stehen geblieben, was den Nachteil hatte, dass ich keine Ahnung hatte, wovon sie gesprochen hatte. Sandy streckte mir eine Hand hin und grinste freundlich. Ich grinste zurück und griff nach seiner ausgestreckten Hand. „Sandy, ein alter Freund von Zaynie", stellte er sich vor. Zayn stöhnte: „Zum zehntausendsten Mal, nenn mich nicht so." Sandy grinste nur. „Niall", stellte ich mich vor. Sandy nickte: „Ich weiss." Als ich die Stirn runzelte, deutete er auf Zayn, die Zeichnungen, dann auf mich, hob die Daumen neben seinem Geschicht und sagte: „Diiing!" Das sah so seltsam aus, dass ich lachen musste. Sandy sah zu Zayn, runzelte konzentriert die Stirn und nickte dann so halb, halb schüttelte er den Kopf. Zayn erwiderte darauf nur: „Absolut, du kannst sagen, was du willst." Sandy lachte: „Sagen tu ich gar nichts, nur beurteilen." Ich verstand gar nichts. Als ich das sagte, winkte Sandy ab: „Nicht so wichtig, Insider. Als ich das letzte Mal versucht habe, einen Insider zu erklären, ist es gewaltig schief gelaufen, also versuch ich es gar nicht erst. Weisst du noch, als ich versucht habe, das mit pink Banana Invasion zu erklären?", fragte er dann an Zayn gewandt, der ihm darauf ein Kissen ins Gesicht warf. Ich setzte mich grinsend aufs Bett: „Ihr zwei seid besser als Fernsehen, fehlt nur noch Popcorn." Sandy drehte sich zu mir, zurück zu Zayn, zu mir, wieder zu Zayn und hin und her, bis er sagte: „Das nervt, ich weiss nicht wo hinschauen." Dabei drehte er sich allerdings immernoch hin und her. „Dann setzt dich mehr dort hin, von da aus solltest du uns beide gleichzeitig sehen können", sagte Zayn und deutete ungefähr in Richtung Tür. Sandy rollte also mit dem Stuhl da hin und nickte zufrieden: „So ist's besser." Ich beobachtete das Ganze mit amüsierten Blick. Auf einmal klopfte es und ein vertrauter und doch ungewohnter Kopf erschien. „Lou!", rief ich und klopfte auf die Bettdecke neben mir. Kurz sah ich zu Zayn, der nervös wirkte und doch kurz nickte, dass es für ihn okay sei. Louis kam zu mir und umarmte mich kurz. „Ich bin gerade 'aufgewacht' und Harry sagte ich soll dich holen, Zayn natürlich auch, wenn er will. Apropo, ich will dich kennen lernen, das heisst du musst mitkommen", sagte er an Zayn gewandt, dann sagte er zu Sandy: „Und du bist...?" Sandy grinste: „Ein alter Freund von Zaynie. Und du?" „Ich bin Louis", erwiderte Lou, „auch Patient hier. Träumer nennt man sowas. Ich bin sozusagen in meinem Kopf gefangen und nur selten 'hier'." Er setzte Gensefüsschen in die Luft, als er das sagte, „wie zum Beispiel jetzt." Ich sah zu Zayn. Er wirkte nervös, irgendwie ... eifersüchtig?, wenn sein Blick auf Lou fiel, und froh darüber, dass er gerade nichts sagen musste. „Wohin?", fiel mir erst jetzt ein, Lou zu fragen. Der antwortete: „In mein und Harrys Zimmer." „Wer?", fragte ich. Dieses Frage-Antwort-Spiel hatten wir doch auch schon mal gespielt. „Harry, Liam, Dan, Lydia." „Was?" Lou begann zu grinsen. Oh nein, immer wieder. Und jedes Mal brachten sie mich zum Mitmachen. Natürlich ... „Truth or dare." IMMER. DAS. SELBE. Sandy musterte uns amüsiert und, aus was weiss ich für einem Grund, prüfend. „Falls du auch kommst, Zayn, kann Sandy natürlich auch", sagte Lou. Zayn sah aus, als wolle er ablehnen, doch ich stand auf und flüsterte ihm ins Ohr: „Bitte, für mich. Du musst nicht 'mal 'was sagen, es wäre schon toll, wenn du einfach da wärst. Ausserdem kennst du Harry und Liam, Lou hast du ja gerade kennegelernt, eigentlich ist er doch ganz in Ordnung, oder? und Dan und Lydia hast du doch auch schon getroffen, bitte, für mich." „Bei Truth or Dare kann man doch aber nicht nur daneben sitzen", warf Zayn ein. Ich winkte ab: „Die werden für dich schon eine Ausnahme machen. Villeicht werden sie dir eine Aufgabe stellen oder so, aber sie werden Rücksicht auf deine Sozialstörung nehmen. Unsere Krankheiten sind sowieso das einzige Tabuthema, also?" Zayn seufzte. Das nahm ich als ja. Lou klatschte in die Hände, nahm Sandys Hand und zog ihn aus dem Zimmer. „Du machst doch mit, oder?", hörte ich ihn noch fragen und sofort stimmte Sandy zu. Zayn rappelte sich hoch und sah mich mit einem ernsthaft-jetzt?-Blick an. Ich grinste und streckte ihm eine Hand hin. Eigentlich hatte ich nicht erwartet, dass er sie nehmen würde, doch er atmete tief ein und legte seine Hand in meine. Ich begann zu strahlen und zusammen gingen wir Lou und Sandy hinterher.

Dort angekommen hatte Louis bereits begonnen, Sandy vorzustellen, und als Liam und Harry unsere verschränkten Hände sahen, begannen sie zu grinsen. „Also", sagte Harry, während sich Louis sich in seine Arme kuschelte, „let the game beginn."

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