Kapitel 13

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Zayn

Irgendwann mitten in der Nacht schliefen wir dann ein. Mit der Zeit hatten unsere Unterhaltungen keinen Sinn mehr gegeben. Woran auch immer es lag, mit Niall konnte ich sprechen. Mir war aufgefallen, dass ich in einer normalen Lautstärke sprach und immernoch nicht wie ein Wasserfall, aber recht viel für meine Verhältnisse. Niall schien es auch zu bemerken und er wollte nicht mehr aufhören zu grinsen.

Am nächsten Morgen schlief er noch. Seit wann wachte ich denn so früh auf? Egal. Ich stand auf und ging erst mal Duschen. Als ich ins Zimmer zurück kam, schlief Niall immernoch und es klopfte an der Tür. Schnell streifte ich mir einen Pullover und eine bequeme Jeans (ja, auch Jeans können bequem sein, nicht nur Jogginghosen) über und öffnete die Tür. Liam lächelte mich an: „Hallo, Zayn, alles okay bei euch, es ist schon längst Frühstückszeit und Niall kommt sonst nie zu spät." Ich lächelte ebenfalls leicht: „Ja, alles okay, er schläft noch." Ich liess ihn ins Zimmer und räumte dann schnell das Zeichenzeug vom Tisch, denn gestern hatte ich die pinke Zeichnung nicht weggeräumt. „Wow!", sagte Liam, während er die Zeichnungen über Nialls Bett betrachtete. Zuvor hatte er kurz auf irgendeinem Gerät für Pfleger herumgetippt, wofür wusste ich auch nicht. „Warum Niall?", fragte Liam und besah sich die Bilder genauer. Ich zuckte mit den Schultern: „Ich weiss auch nicht wirklich. Ich habe einfach gezeichnet und das ist dabei herausgekommen." Liam sah mich an, die Mundwinkel amüsiert nach oben verzogen, doch in diesem Moment klopfte es an der Tür und Harry brachte ein Tablett mit Morgenessen herein. „Li hat mir nicht gesagt, was ihr wollt, darum habe ich einfach von allem ein wenig genommen", sagte er und stellte das Tablett ab. Das hatte Liam vorher also gemacht. „Kommst du, Li, dein Frühstück habe ich schliesslich nicht mitgebracht." Liam nickte, beugte sich kurz über Niall, küsste ihn auf die Stirn, verwuschelte seine Haare, lächelte mir zu und verliess dann das Zimmer. Was war das für ein seltsames Ziehen in meinem Magen? Hunger konnte es nicht sein, das fühlte sich anders an. So ungefähr hatte ich mich gefühlt, wenn Perrie sich ein bisschen zu gut mit anderen Jungs verstand. Nur war es jetzt anders, intensiver. Eifersucht. Warum sollte ich eifersüchtig sein? Statt länger darüber nachzudenken, setzte ich mich neben Niall aufs Bett. „Niall, es gibt Frühstück", flüsterte ich in sein Ohr, „Harry hat es uns aufs Zimmer gebracht, du brauchst nur noch aufzustehen." Niall rührte sich nicht. Wie ferngesteuert hob ich eine Hand. Kurz bevor ich ihn berührte, zögerte ich. Mein Körper war wieder unter meiner Kontrolle. Und dann legte ich meine Hand sanft auf seine Wange.

Niall

Leise Stimmen weckten mich. Ich spürte etwas sanftes, weiches auf meiner Stirn, spürte, dass jemand mir die Haare zerwuschelte, dann hörte ich, wie sich die Tür schloss. Die Matraze senkte sich, Zayns Stimme sagte etwas von wegen Frühstück, was ich nicht ganz verstand. Sein Atem streifte mein Ohr. Ich behielt meine Augen geschlossen, stellte mich schlafend, denn ich wollte nicht, dass er sich entfernte, ich wollte ihm nahe sein. Auf einmal spürte ich eine warme Hand auf meiner Wange. Ich versuchte, nicht den Atem anzuhalten, doch mein Herz, das schneller schlug als das eines jungen Vogels, würde mich wohl eh verraten. Die Matraze senkte sich noch mehr, woraus ich schloss, dass er sich hingelegt hatte. Ein Seufzen: „Kannst du mir sagen, was mit mir los ist? Ich werde aus mir selbst nicht schlau. Seit fast zwei Jahren spreche ich praktisch nicht mehr und Berührungen konnte man vergessen. Und jetzt sieh dir das an! Und die Zeichnungen und der Traum…" Was für ein Traum? Hatte ich irgendwas nicht mitbekommen? Mit einem weiteren Seufzen drehte sich Zayn, zumindest nahm ich das an, ich konnte ja nicht durch meine Augenlider sehen, und da krachte es. Erschrocken setzte ich mich auf, brauchte einen Moment, um die Lage zu realisieren, und brach dann in schallendes Gelächter aus. Nach der vorher ernsten Stimmung lachte ich jetzt so sehr, dass mein Bauch mir schon weh tat. Zayn sah gespielt beleidigt drein, doch sein Mund war so zwischen Lachen und Schmollmund, was total komisch aussah, und seine Augen lachten, auch wenn noch kein Ton aus seinem Mund kam. Dieses 'Noch' war in diesem Moment beendet, denn auch er fing laut an zu lachen. Bei uns endeten ernste Gespräche wohl immer damit, dass Zayn auf dem Boden landete und wir dann beide nicht mehr konnten vor lachen. Das war schön. Es verband uns miteinander und das war schön. Leider würde es nie mehr werden.

Social DisorderedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt