Kapitel 31

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Zayn

Ich hatte Doniya und Niall mit einem Lächeln betrachtet und zog ihn jetzt wieder in meine Arme. Doniya grinste uns zu. Ich war so froh, dass sie Niall akzeptierte. „Ihr solltet euch vielleicht etwas anziehen, der Rest eure Familie wartet im Eingangsbereicht", informierte uns Liam. Ich nickte und wandte mich an Doniya: „Willst du warten oder schon zurück gehen, damit sie sich keine Sorgen machen? So wie ich Babe S & W kenne, sind sie schon eine Minute nachdem du weg warst nevös durch die Gegend getiegert und Mum macht wahrscheinlich auch eins auf überbesorgt." Doniya kicherte: „Ja, wahrscheinlich. Ich, ehm, weiss nicht"- sie sah zwischen Niall und mir hin und her -„ich glaub, ich geh schon." „Findest du den Weg oder ist dein Orientierungssinn genauso miserabel wie Zayns?", fragte Niall, worauf Doniya zu lachen begann: „Nein, nicht ganz so schlecht, aber den Weg zurück würde ich wahrscheinlich trotzdem nicht finden, da ich mich nicht sonderlich darauf konzentriert habe." Niall lachte sein wunderschönes Lachen und ich grinste, während Liam zu Doniya meinte, er würde sie zurück begleiten. Bevor sie zum Zimmer raus gingen, hielt ich sie zurück: „Ehm, Doni, ich würde ihnen gern selbst sagen, dass ich schwul bin und Niall und so...." Gott klang das bescheuert. Doniya grinste mich an: „Klar, versteht sich von selbst, meine Lippen sind verschlossen." Nach einem gelächelten 'Hab-dich-lieb'-Austausch verschwanden Liam und sie, doch gleich darauf öffnete Liam die Tür wieder und reichte Niall und mir jeweils ein kleines Döschen: „Eure Medikamente. Ich konnte mich endlich für eins für dich, Zayn, entscheiden und eeeendlich kam der Nachschub für deins, Ni. Eigentlich sollte das ja nicht so lang dauern, aber ist jetzt egal. Auf nüchternen Magen einfach schlucken, vielleicht mit etwas Wasser." Ich nickte etwas verwirrt von diesem ganzen Informationen-Paket und Liam verliess das Zimmer endgültig. Jedenfalls dachte ich das, denn gleich darauf kam er wieder rein, nahm uns die Döschen wieder aus den Händen und tauschte sie aus, sodass ich nun das blaue und Niall das orange hatte. „Gott, heute ist echt nicht mein Tag", murmelte Liam, während er wirklich das Zimmer verliess. Ich sah zu Niall und wir brachen beide in lautes Gelächter aus. Nachdem wir uns beruhigt hatten, schluckten wir die Tabletten und gingen nacheinander ins Bad, um uns bereit zu machen. Als wir beide fertig waren, gingen wir schweigend zum Empfangsbereich. Wir waren beide ziemlich nervös. Als wir im Empfangsbereich ankamen, kam uns gerade Liam entgegen. Er deutete auf eine Tür: „Besucherraum. Sie warten da drin. Ich muss weiter, ihr schafft das schon." Er klopfte uns beiden auf die Schulter und verschwand dann wieder im Inneren der Klinik. Niall und ich liefen auf die besagte Tür zu. Ich gab ihm einen süssen Kuss auf die Lippen und öffnete dann die Tür. Sofort lagen fünf Paar Augen auf mir und mein Herz begann sofort schneller zu schlagen. Sanft strich Niall mir über den Rücken und ich entspannte mich wieder ein wenig. Ich holte tief Luft und betrat den Raum. Am Rand registrierte ich, dass hier ein grosses U-förmiges Sofa und ein kleiner Tisch stand, doch ich konzentrierte mich auf die Leute, die auf dem Sofa sassen. Meine Familie, die mich alle erwartungsvoll ansahen. Erneut strich Niall mir über den Rücken und ich beruhigte mich wieder ein wenig. Meine Mutter begann zu schluchzen und alle Blicke richteten sich auf sie, weshalb wieder etwas Anspannung von mir abfiel. „Warum weinst du jetzt schon wieder, Ma?", fragte Waliyha und strich ihr über den Rücken. Sie schüttelte nur den Kopf, wischte die Tränen beiseite und lächelte mich an, was ich erwiderte.

Plötzlich sprang Safaa auf und schlang ihre Arme um mich. Erst erschrak ich, aber nach ein paar Sekunden und tiefem Atemholen beugte ich mich zu ihr hinunter und erwiderte die Umarmung. Walihya kam auch dazu und es wurde zu einem Gruppenknuddel. Nach einiger Zeit löste ich mich langsam wieder von meinen kleinen Schwestern. „Ehm, da-das ist Niall", stotterte ich und sah zu Niall, der nervös meiner Familie zulächelte. Mum wischte sich die letzten Tränen von den Wangen und streckte ihm lächelnd ihre Hand hin: „Ich bin Trisha, freut mich." Lächelnd schüttelte Niall ihre Hand, dann die meines Vaters und Babe S & W stürtzten sich auf ihn, wie zuvor auf mich, worauf sein wundervolles Lachen erklang. Ich musste wohl ziemlich verträumt ausgesehen haben, denn ich begegnete dem Blick meiner Mutter, worauf sie wissend lächelte. Ich spürte, wie ich rot wurde, und verfluchte das Gespür meiner Mutter. Als sich meine Schwestern von Niall lösten, griff ich nach seiner Hand, sah einige Sekunden in seine Augen und sagte dann: „Niall und ich, wir... wir sind ein Paar." Es war still, bis meine Mutter fragte: „Also, so richtig?" Ich nickte und sah zu Niall, der ohne Zögern mein Gesicht zu sich zog und mich küsste. Es war kein langer, intensiver Kuss, dafür lagen all unsere Gefühle darin. Als wir uns lösten, schaute ich wieder zu meiner Mutter, die nur ein, „Oh", herausbrachte. Plötzlich stiess Saafa ein Quieken aus und umarmte Niall und mich nocheinmal. Leise lachte ich.

Niall

Saafa und Walihya hatten keine Mühe, uns zu akzeptieren. Ich konnte sehen, dass Zayns Eltern sich erst daran gewöhnen mussten, doch Zayn versicherte mir flüsternd, dass es nicht allzulange dauern würde.

Seine Familie war toll. Sie gaben mir sofort das Gefühl, Teil der Familie zu sein, was ich extrem zu schätzen wusste. Die meiste Zeit merkte man Zayn seine Sozialstöhrung sehr wenig an, da er für seine Verhältnisse sehr viel redete und meine Hand die ganze Zeit über nie losliess. Hin und wieder brauchte er kurz, um sich wieder etwas zu entspannen, doch es war schon ein riesiger Fortschritt. In einem solchen Moment fragte mich auf einmal Trisha die Frage, vor der ich mich fürchtete: „Weshalb bist du eigentlich hier?& Nervös stotterte ich: „Eh, ich... weil..." Da ich einfach nicht die richtigen Worte fand, streckte ich meinen rechten Arm aus und streifte den Ärmel meines Pullovers etwas zurück. „Ich bin Selbstmordgefährdet", brachte ich leise heraus.

Ich spürte, wie sich Zayns Arme um mich schlangen und sofort verschwanden meine Nervösität und das stechende Gefühl in meiner Brust.

Er war für mich da.

Er liebte mich.

Ich sah in Trishas geschocktes Gesicht: „Was bringt denn einen so wundervollen Jungen zum Selbstmord?" Ich holte tief Luft: „Meine Familie und Freunde haben nicht akzeptiert, dass ich schwul bin. Sie haben sich von mir abgewandt und anfangs konnte ich es selbst nicht akzeptieren, was schlussendlich mein Selbstbewusstsein zerstört hat und ich keinen anderen Ausweg sah. Es hat damit begonnen, dass ich mich selbst verletzte, und hat sich bis zu drei Selbstmordversuchen gesteigert." „Oh, nein", sagte Trisha und Zayn zog mich eng an sich. Ich lehte mich an ihn und seine sanften Berührungen jagten mir kalte Schauer über den Rücken. Er zog mich zwischen seine Beine, schlang die Arme um mich, legte seinen Kopf auf meine Schulter und fragte: „Wo sind wir stehengeblieben?" Er wusste, dass ich nicht gern über dieses Thema sprach. Doniya nahm das vorherige Thema wieder auf und all die negativen Gefühle wichen wieder von mir. Nach nur wenigen Minuten war die heitere Stimmung zurückgekehrt und es wurde viel gelacht.

Social DisorderedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt