Kapitel 8

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Ich spüre einen leichten Druck auf meiner Brust.
Hände, die auf meinem Oberkörper ruhen und Wärme, die ich selbst durch meine Kleidung spüren kann.
Verschlafen öffne ich meine Augen und blicke in ein friedlich schlafendes Gesicht.

Katniss.

Ihr Atem geht ruhig und gleichmäßig. Im Schlaf muss sie sich wohl ziemlich an mich gekuschelt haben.
Diese Nacht habe ich wirklich gut geschlafen. Tief und fest. Ohne Albträume.
»Morgen.«, murmelt Katniss verschlafen und blinzelt mich an.  »Oh, ich dachte erst es wäre ein Traum. Aber du liegst ja tatsächlich in meinem Bett.«
Ich grinse und sehe sie an. »Tja, neben dir schläft man wirklich gut.«
Ihre Wangen färben sich rot, ehe sie sich aufsetzt und sich durch die langen dunklen Haare fährt.
»Wie viel Uhr haben wir?«, fragt sie.
»Keine Ahnung.«

Draußen ist es noch immer dunkel.
Ich seufze, schlage die Bettdecke beiseite und stehe auf.
»Wohin gehst du?«, kommt sofort die Frage.
»Frühstück machen. Bleib du erst einmal noch im Bett.«
Sie nickt stumm und lässt sich wieder zurück auf die Matratze fallen.

Unten in der Küche mache ich den Teig für Puddingtaschen.
Eine willkommende Abwechslung im Gegensatz zu den Käsebrötchen. Während ich den Teig vor mir hinknete, höre ich oben im Bad die Dusche angehen.
Also muss sie doch aufgestanden sein.

Ich denke über Gestern nach. Als sie so laut geschrien hatte. Über ihr verängstigtes Gesicht.
Ich bin nicht der Einzige, der öfters Albträume hat.
»Mhmm, riecht echt lecker.«
Erschrocken drehe ich mich um und blicke einer grinsenden Katniss entgegen.
»Was ... wie kannst du so schnell duschen?«, frage ich perplex.
»Ich habe fünfzehn Minuten gebraucht.«, erwidert sie zögernd.

Habe ich wirklich solange vor mir hingeträumt?

Ich werfe einen Blick auf ihre nassen Haare, die sie zu einem unordentlichen Dutt zusammengebunden hat.
»Was wird denn aus dem Teig?«, fragt sie mich neugierig.
»Puddingtaschen.«, antworte ich und beginne, Milch im Topf zu erwärmen und den Pudding anzurühren.
»Schokolade?« Sie lächelt verlegen.
»Extra für dich. Ich mache noch ein paar mit Vanille.«

Sie deckt den Tisch und setzt Kaffee auf, während ich mich um die Puddingtaschen kümmere. Meine Mutter hatte mir damals vieles beigebracht. Auch wenn ich nie ein gutes Verhältnis zu ihr hatte und ihr, als ich noch klein war, oft die Hand ausgerutscht war, so bin ich ihr dankbar, das sie mich vorallem im Backen gut gelehrt hat.
Durch sie kenne ich all die Rezepte, Zubereitungen und alles, was das Backen betrifft.

»Ich gehe heute noch in den Wald. Jagen.«, erzählt Katniss mir und lehnt sich leicht gegen die Anrichte.
»Gut, ich komme mit und helfe dir.«
Als ich ihren verdatterten Gesichtsausdruck sehe, lache ich auf.
»Das war natürlich ein Scherz!«
Ein zaghaftes Lächeln umspielt ihre Lippen.
»Sehr witzig.«

Nach dem Frühstück verabschiede ich mich von ihr und gehe wieder nach Hause.

Katniss scheint wieder mit mir zu reden.

Ein gutes Zeichen.

Völlig in Gedanken versunken, schließe ich meine Haustüre auf und streife mir die Schuhe von den Füßen.
Als ich mein Wohnzimmer betrete, hätte ich fast die Person übersehen, die in meinem Sessel sitzt.
Erst, als sie den Kopf hebt, schreie ich erschrocken auf.

»Verdammt, Haymitch! Warum platzt du immer in mein Haus rein? Lass das!«, schimpfe ich.
Er sieht mich ernst an. »Gänse.«
»Bitte was?«
»Ich möchte Gänse züchten.«, seufzt er und grinst schief.

Er hat doch vollkommen eine an der Klatsche.

»Gänse?«, erwidere ich spöttisch.  »Ernsthaft?«
»Ja, mein Garten ist groß genug!«, entgegnet er begeistert. »Diese Fiecher haben genug Platz!«
»Und warum ausgerechnet Gänse? Möchtest du jeden Sonntag deinen Gänsebraten feiern oder was? Dein Essen selber anzüchten, weil es auf dem Markt so teuer ist?«

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