Kapitel 9

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Bevor meine Lippen ihre berühren können, wird die Tür plötzlich aufgerissen und wir beide fahren erschrocken auseinander.
Haymitch steht im Türrahmen und scheint unsere missliche Situation gar nicht zu bemerken.

Vielen Dank auch, Haymitch.

»Präsidentin Paylor lädt uns zum Essen ein.«, verkündet er.
Ich unterdrücke nur schwer ein Seufzen und folge ihm nach draußen in den Flur.
Gemeinsam laufen wir durch den rießigen Palast, bestehend aus unendlich langen Korridoren und aber Millionen von unterschiedlichen Räumen.
Ich versuche mir gar nicht den Weg einzuprägen, schließlich ist es nicht das erste Mal das ich hier bin.

Wir betreten den Speisesaal und sofort springen mir ein paar bekannte Gesichter ins Auge.
Paylor sitzt am Ende des langen, aus Mahagoni bestehenden Tisch und lächelt uns zu.
Neben ihr sitzt Plutarch, gegenüber von ihm sitzt, überraschender Weise, Annie. Zusammen mit ihrem kleinen Sohn. Effie hat neben ihr Platz genommen.
Ein Strahlen legt sich auf Katniss' Gesicht.

Ich begrüße jeden Einzelnen und setze mich gegenüber von Annie. Katniss lässt sich neben mir nieder. Ich versuche meine Trauer zu überspielen, als ich einen Blick auf den kleinen Finnick werfe. Er wird seinen Vater nie kennenlernen.
Dabei war er so ein großartiger liebenswerter Mann.

Der Tisch ist ordentlich gedeckt. Mehrere Teller, Gabeln, Messer und Löffel türmen sich vor mir auf. Anscheinend gibt es ein großes Menü. Eine Art Empfangskomitee.

»Vielen Dank dass ihr alle gekommen seit!« , hält Paylor die Anrede und blickt freundlich in die Runde. »Es freut mich euch alle wiederzusehen. Ich hoffe ihr genießt die paar Tage bei uns. Fühlt euch wie zu Hause. Ich wünsche euch einen guten Appetit und lasst es euch schmecken.«
Mit diesen Worten fangen wir mit dem Essen an. Bedienstete füllen den Tisch mit Beilagen, Soßen und lecker duftenden Gerichten.
»Erzähl mir, Annie, wie geht es dir?«, frage ich die rothaarige Frau vor mir und lächle sie an.
Sie hebt den Kopf und grinst über beide Ohren. »Oh, es geht mir wunderbar! Auch wenn mich der kleine Finnick auf Trab hält.«
Er hat den gleichen Namen wie sein Vater.
Aber er sieht ihm, auch schon in seinen jungen Jahren, sehr ähnlich. Die blau- grünen Augen und die Grübchen wenn er lächelt.
» Wie geht es euch in Distrikt 12?«, erkundigt sich Annie und wirft einen Blick zu Katniss, die sich mit Effie unterhält.
»Uns geht es soweit gut.«, erwidere ich und nehme einen Bissen von meinem Kräuterbaguette.
Der kleine Finnick spielt interessiert mit einer Serviette und babbelt irgendetwas vor sich her.

Annie und ich unterhalten uns über Distrikt vier und erzählen uns gegenseitig was wir in der Zeit getan haben, in der wir uns nicht gesehen haben. Das Essen ist wirklich sehr lecker. Mein Bauch wird immer voller und irgendwann bekomme ich Zweifel auch noch das Dessert essen zu können.

Gerade, als ich mir den Mund mit der Serviette abtupfen möchte, spüre ich eine kleine pummelige Hand auf meinem Oberschenkel.
Überrascht sehe ich nach unten und entdecke den kleinen Finnick, der auf dem Boden kniet und mich mit großen Augen anschaut.
»Oh, na du?«, grinse ich und nehme ihn auf meinen Schoß. Er riecht nach Babycreme.
Er grabscht nach meinen blonden Haaren, die in der Zeit ein wenig gewachsen sind, und mustert sie neugierig. Kein Wunder. Er ist gerade Mal ein Jahr alt und entdeckt seine aufregende Phase, in der alles neu und interessant zu sein scheint. Ich lächle ihn liebevoll an.
Annie wirft uns einen verschmitzten Blick zu.
»Da hat dich wohl jemand gerne.«
Katniss neben mir grinst den kleinen Finnick an.

Wir spielen ein wenig mit ihm, während seine kleinen gierigen Finger nach allem möglichen greifen.
Nachdem alle gegessen haben und jeder satt ist, verabschieden wir uns.
Annie hat das Gästezimmer gegenüber von unserem, wofür ich mich freue, da ich den kleinen Finnick näher bei uns habe. Schon jetzt hat der kleine Wirbelwind mein Herz erobert.

Völlig erschöpft schlüpfe ich in meine Jogginhose und in das große weite T-Shirt, während Katniss im Bad verschwunden ist. Keiner von uns hat den Fast-Kuss erwähnt.

Wäre Haymitch bloß nicht dazwischen geplatzt ...

»Ist es in Ordnung wenn ich mich schon ins Bett lege?«, fragt mich Katniss als sie das Schlafzimmer betritt.
»Natürlich, ich glaube ich lege mich auch so langsam schlafen.«, entgegne ich lächelnd.
Gemeinsam kuscheln wir uns unter die dicken weichen Decken. Jedoch so, das ein kleiner Abstand zwischen uns herrscht. Ich knipse das Licht aus. Meine Augen starren auf irgendeinen Punkt in der pechschwarzen Dunkelheit.

»Peeta?«, höre ich sie flüstern.

»Ja?

»Darf ich in deinen Arm?«

Ein Lächeln huscht über meine Lippen, doch sie kann es in der Dunkelheit gar nicht sehen.
»Natürlich.«
Ich breite meine Arme aus und als wäre es selbstverständlich, kuschelt sie sich an meine Brust und überbrückt somit den letzten Abstand zwischen uns.
»Schlaf gut.«, hauche ich und gebe ihr einen Kuss auf die Stirn.
»Danke, du auch.«
Ich schließe meine Augen und falle bald darauf in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

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