Kapitel 19

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Ihr Lachen erfüllt den Raum und auch ich steige mit ein. Genüsslich trinke ich einen Schluck von meinem Sekt.
»Ich weiß gar nicht warum ich überhaupt lache!«, seufzt Katniss, noch immer kichern und schenkt sich ein frisches Glas Rotwein ein, den wir noch zusätzlich aufgemacht haben.
Leicht wankend stütze ich mich ab und komme auf sie zu. »Weißt du was?«
Ein leichter Schleier trübt meine Sicht. Dennoch fühle ich mich wohl und ausgelassen. Das liegt wahrscheinlich am Alkohol.

»Was?« Sie sieht mich mit großen Augen an.
»Ich will meine Bäckerei nicht alleine führen.«, sage ich und bringe die Worte nur schwer über meine Lippen.

Gott, der Alkohol war ein wenig zu viel.

»Ja?«
Ich grinse sie selbstsicher an. »Ich will sie mit dir zusammen führen.«
Ihre Wangen laufen rot an und sie kichert beschämt. »Na schön, Mr Mellark.«
Ein zufriedenes Lächeln zaubert sich um meine Mundwinkel und ich lege ohne zu zögern meine Hand an ihre glühende Wange.
Meine Gedanken sind trüb und in diesem Moment ist mir alles andere unwichtig geworden. Die ganzen Probleme die sonst meinen Alltag bestimmen, scheinen verschwunden zu sein. Ich denke nicht groß darüber nach als ich mich ihren Lippen langsam nähere. Ein Kuss. Ich will ihn noch einmal genießen. Noch einmal ihre Lippen spüren.

Sie schließt die Augen, legt ihre Arme um meinen Nacken und presst ihre weichen Lippen sehnsüchtig auf meine.
Ich stöhne, wenn auch ganz leise, in unseren Kuss hinein und presse sie gegen die nahstehende Wand.
Ich höre sie am Rande seufzen.
In diesem Moment könnte die Welt untergehen und wir würden es nicht merken, so vertieft sind wir in unseren Kuss.
Genauso könnte Präsidentin Paylor eine Ansprache halten, in der sie, auch wenn es absurd klingt, die nächsten Hungerspiele ankündigt.
In diesem Augenblick wäre es mir egal. Auch wenn es das Ende des Friedens bedeuten würde. Eine neue Dimension, in der der Krieg von Neuem an vorderster Stelle stehen wird.

»Peeta.«, seufzt Katniss und löst sich widerwillig von mir.
Mein Herz rast. Mir ist ganz warm und auch das altbekannte wilde Feuer in mir ist entfacht.
»Lass uns diesmal nicht aufhören, bitte.«, flehe ich und sehe sie an.
Trotz ihres berauschten Zustandes wirkt sie nachdenklich.
»Und was würde das bedeuten?« Ihre Frage klingt ernst.
Fast so als hätte sie sie schon vorher stellen wollen.
Ich schaue eindringlich in ihre Augen, ohne den Blick ein einziges Mal abzuwenden.
»Es würde alles verändern. Vielleicht ... würden wir die Tage Seite an Seite miteinander verbringen.«, antworte ich, ohne zu zögern.
Ihre Augen weiten sich überrascht.  »Heißt das für immer?«

Ich lache leicht in mich hinein.
Dieses Gespräch ist irgendwie ... absurd.
Komisch.
Es liegt garantiert an dem Alkohol dass ich solche kitschigen Worte vor mir gebe.
»Für immer.«, stimme ich ihr zu und verschließe ihre Lippen abermals
mit meinen.

* * *

Schmerzen.

Mein Kopf pocht und ein leichter Schwindel überkommt mich.
Stöhnend öffne ich meine Augen und blinzele in das grelle Licht.
Sonnenstrahlen scheinen in das Schlafzimmer hinein und führen leichte Tänze an den schneeweißen Wänden.

Moment ... Schlafzimmer?

Ich wende meinen Kopf zur Seite und blicke in das zufrieden schlafende Gesicht von Katniss.
Ich kann mich an nichts mehr erinnern. Geschweige denn, warum ich in ihrem Bett liege und ...
Mein Herz setzt für einen kurzen Moment aus. Panisch sehe ich an mir herunter. Ich trage nicht mehr als meine schwarze enge Shorts.

»Das kann nicht wahr sein.«, stöhne ich und setze mich auf.
Frustriert fahre ich mir durch die zersausten blonden Haare.
Katniss und ich haben doch nicht etwa ... nein. Das darf nicht sein.
»Peeta?«, murmelt Katniss und sieht mich blinzelnd an. »Was-«
Es dauert nicht lange, ehe ein Schatten der Erkenntnis über ihr wunderhübsches Gesicht huscht.
»Oh Gott!«, ruft sie aus und schlägt die Bettdecke beiseite.

Nur in Unterwäsche läuft sie ins angrenzende Badezimmer und nur mit Überwindung kann ich meinen Blick von ihr abwenden.
»Ich ... oh Gott!«, höre ich sie aus dem Badezimmer fluchen.
Mein Kopf schmerzt nur noch mehr.
Was ist gestern Abend passiert?

Nie wieder so viel Alkohol.

Schwerfällig steige ich aus dem Bett und greife nach meinen Klamotten, die achtlos verstreut auf dem kalten Dielenboden liegen.
Die Badezimmertür geht auf und eine fertig angezogene Katniss steht mit verschränkten Armen im Türrahmen.
»Ich kann mich an nichts erinnern.«, flüstert sie und weicht, mit geröteten Wangen, meinen Blick aus.
Ich ziehe mich schnell an und ignoriere die fürchterlichen Kopfschmerzen, die von dem Alkohol noch geblieben sind.
»Ich auch nicht.«, erwidere ich.
»Wir haben doch nicht etwa-« Die Frage, die uns beiden auf dem Herzen liegt, wird von einem Klingeln unterbrochen.

»Ich geh schon.«, sagt sie mit monotoner Stimme und verlässt das Schlafzimmer.
Alles was ich fühle ist eine fürchterliche eisige Leere. Nachdenklich werfe ich einen Blick auf das leere Sektglas, welches auf dem Nachttisch steht und versuche mich an gestern Abend zu erinnern.
Wir haben zusammen auf meine neue Bäckerei angestoßen.
Wir haben gelacht.
Wir haben uns geküsst ... danach weiß ich nichts mehr. Als würde ein Nebel meine Gedanken trüben.

Während ich gedankenverloren hier oben stehe, vernehme ich unten die aufgebrachte Stimme von Haymitch.
Neugierig laufe ich die knarrende Treppe hinab ins Wohnzimmer.
Ich werfe einen Blick in den Raum und erblicke Haymitch, der mit verschränkten Armen vor einem laufenden Fernseher steht.
»Was ist los?«, frage ich unsicher.
Haymitch kneift die Augen zusammen. »Was machst du denn hier?«
»Ist es etwa verboten?«, gebe ich zurück und richte meine Aufmerksamkeit auf den Fernseher, in dem eine junge Moderatorin eine Ansprache hält.
»Irgendwas ist passiert.«, seufzt Haymitch. »Ganz Panem ist außer sich.«
Gebannt starre ich auf den Bildschirm. Die junge Moderatorin steht auf dem großen Platz. Hinter ihr eine aufgebrachte, schreiende Menschenmenge.
Das große Tor ist geschlossen.

»Diese Nacht ist wahrlich etwas Schreckliches passiert! Wir befinden uns vor dem Palast, hinter uns sind wütende und ängstliche Kapitolbewohner. Denn innerhalb der Mauern wurde ein Mord begannen! Vorgesetzte der Präsidentin wurden tot in ihren Gemächern aufgefunden. Von der Präsidentin selbst fehlt jede Spur.«

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