Kapitel 35

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Unbekannt

»Sir, sind Sie denn von allen guten Geistern verlassen?«

Ich beiße meine Zähne aufeinander und fixiere mit meinen Augen die Gabel, welche ich in meinen Händen halte.

»Sir?«

Seufzend schaue ich auf, spüre die Blicke der Anwesenden auf mir und rede mir zu, dass ich nicht die Kontrolle verlieren darf.
Ich befinde mich in einer wichtigen Versammlung, mein Namen sollte mir alle Ehre erweisen und ich bin nicht hier, um meine einmalige Chance zu verspielen.

»Natürlich nicht.« Meine Stimme klingt kühl, aber gefasst.

Ein anderer meldet sich zu Wort.  »Und Sie sind sicher dass das eine gute Idee ist, ich meine ... «
»Niemand kann uns im Wege stehen, alles wird nach Plan verlaufen, solange ihr meinem Vorhaben zustimmt.«, unterbreche ich ihn und ernte dafür misstrauische Blicke.

»Ich weiß nicht ... « Antonius wischt sich den Schweiß von die Stirn und blickt angestrengt in die Runde.  »Was meint ihr?«

Es herrscht betretene Stille im Raum. Ich nutze die Gelegenheit und greife nach der Initiative.
»Überlegt, meine Herren, die ganze Zeit haben wir uns im verborgenen gehalten. Wie Schatten, die sich im Hintergrund bewegen, aber kaum von jemandem gesehen werden. Meint ihr nicht dass es Zeit wäre sich der Welt zu offenbaren?«

»Was ist mit der Präsidentin?«, fragt Antonius und lehnt sich in seinem Stuhl zurück.

Ich mustere ihn vom anderen Ende des Tisches aus und beobachte seine Mimik, seine Haltung.
Er wird mir zur Seite stehen. Daran zweifle ich nicht.
Und wenn dies nicht der Fall sein wird, dann werde ich ihn dazu zwingen. Mir seine Loyalität aneignen, wie es mein Vater schon damals getan hat.

»Sie dient noch als hervorragendes Druckmittel.«, lächele ich und betrachte amüsiert die verängstigten Männer um den Tisch herum.

»Und danach?«

»Danach werde ich sie ganz einfach töten.«

Aufgebrachtes Murmeln geht durch die Reihen.
Verärgert richte ich mich auf, begegne Antonius Blick der mir zeigt, dass ich anscheinend etwas falsches gesagt habe.

Wütend hole ich aus und schlage auf den Tisch.
Das Geschirr klirrt, mein Glas fällt um und der rote Wein breitet sich auf dem teuren Holz des Tisches aus.
Augenblicklich ist es still im Raum.

»Versteht ihr denn nicht was ich meine? Wir haben die Chance die Welt neu zu verändern!«, rufe ich.

»Und was ist wenn wir scheitern? Wenn wir nicht genügend Anhänger haben, was machen wir dann?«, meldet sich wieder ein anderer zu Wort.

»Mach dir um die Anhänger keine Sorgen, davon werden wir genug haben.«
»Genug um ein ganzes Land zu stürzen?«
»Mehr als das.«

Langsam stehe ich auf, richte mir meinen Anzug zurecht und laufe um den Tisch herum, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, das Kinn hoch erhoben.
»Wir werden eine neue Präsidentschaft bilden, Regeln aufstellen und alte Gesetze wieder an die Öffentlichkeit bringen.«

»Was für Regeln sollen das sein?«, möchte Antonius wissen.

Ich grinse ihn an, froh über seine Beteiligung.
»Nun, jeder aus den Distrikten wird uns unterwürfig sein, wie aus alten Zeiten.«

Ich bleibe hinter dem Stuhl eines Mannes stehen, welcher bisher noch kein Wort gesagt hat.
»Und wie lautet deine Meinung?«
Er zuckt erschrocken zusammen, dreht seinen Kopf zu mir herum und spannt seinen Kiefer an.
»Nun ja, Sir, mich wundert es dass Sie erst jetzt Ihre Privilegien mit uns teilen, obwohl Sie sie doch immer ... nun, geheim gehalten haben.«

Ich seufze, laufe an ihm vorbei und bleibe bei dem Nächsten stehen.
Antonius.
Sein Blick ruht auf mir, weder fragend noch irgendwie misstrauisch. Er scheint meine Absichten durchschaut zu haben.
Und ich bin mir sicher dass es ihm gefällt.

»Natürlich, natürlich. Nun, es ist der Zeitpunkt gekommen, in dem ich euch, meinen Anhängern, an meinem Vorhaben teilhaben lasse. Schon jetzt beginnt sich etwas in der Welt zu verändern und ich bin mir sicher, dass der Frieden sich bald auflösen wird.«

»Mit welchem Ziel?«

Ich weiß nicht, von wem diese Frage kam, aber ein Grinsen breitet sich auf meinen Lippen aus.
Antonius Augen funkeln, ich sehe die Begierde in ihnen aufblitzen und seine Sehnsucht nach Macht steigt unaufhörlich, genauso wie ich es kaum erwarten kann.
»Das Ziel ist ganz einfach.«, antworte ich und blicke in die neugierigen und verunsicherten Gesichter.

»Weitere Hungerspiele.«

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