Kapitel 15

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Peeta's PoV

»Ich kann nicht mehr, Peeta.«, sagt sie mit einem Zittern in der Stimme.
»Katniss.« Meine Stimme klingt sanft, aber dennoch eindringlich. »Was ist passiert?«
Sie ist einfach fortgelaufen.
»Gale.« Tränen laufen über ihre Wangen.
Mein Blick verfinstert sich. »Was hat er getan?«
Sie zögert und wischt sich die verlaufene Maskara von den Wangen.  »Nicht hier.«
Schweigend greife ich nach ihrer Hand.
»Ich kann da nicht rausgehen. Nicht so wie ich aussehe.«
Ich berühre sanft ihre Wange und streiche ihre Tränen weg. Nur schwer versuche ich die angestaute Wut in mir zu unterdrücken.

Was auch immer Gale getan hat-, ich hasse ihn dafür.

»Du siehst immer hübsch aus.«, lächle ich.
Selbst unter all den Tränen kann ich einen leichten Rotschimmer auf ihren Wangen erkennen.
Gemeinsam laufen wir in den Präsidentenpalast. Am Rande nehme ich die fröhliche Musik wahr und die bunten Lichter, die die Tanzfläche beleuchten.
Meine Hand ist fest mit ihrer verschränkt und ich habe das starke, fast lächerliche Gefühl sie beschützen zu müssen.
Ich führe sie in ein leerstehendes Gästezimmer hinein und schließe die Tür hinter uns zu. Danach drehe ich mich um und blicke sie an.
»Möchtest du mir jetzt sagen was passiert ist?«, frage ich leise.
Ihre verquollenen Augen sehen mich ängstlich an, fast so, als hätte sie Angst mir die Wahrheit zu erzählen.

»Er hat mich geküsst.«

Erst nach und nach dämmert mir, wen sie mit er meint.
Wütend balle ich meine Hände zu Fäusten.
»Gegen deinen Willen?«
Urplötzlich bekomme ich Zweifel.
Zweifel, dass ihr der Kuss womöglich gefallen hat.
»Ich habe ihn sofort abgebrochen.«, flüstert sie und kommt auf mich zu.  »Ich liebe Gale nicht. Das weißt du.«

Wortlos sehe ich in ihre Augen und versuche das Gefühl zu definieren, das in mir aufkommt.
Eifersucht.
Bin ich tatsächlich eifersüchtig?
Dieses Gefühl ist mir fremd und doch so vertraut. Ich kenne es aus früheren Tagen. Vor meinen schrecklichen Tagen im Kapitol.
Als ich in Katniss noch ... verliebt war und Gale derjenige war, der mir immer Konkurrenz geboten hatte.

»Gut.«-, ist das Einzige, was ich daraufhin sage.
Ihre zierlichen Arme schlingen sich um meinen Körper. Seufzend legt sie ihren Kopf an meine Schulter und ich spüre wie sie meinen Duft einatmet.
»Du riechst noch immer nach frischem Brot.«, nuschelt sie in den Stoff meines Anzugs hinein.
Ich grinse, auch wenn sie es nicht sehen kann. »Tatsächlich?«
Eine Weile lang stehen wir tief umschlungen da.
Gedämpfte Musik und Gelächter dringt zu uns hervor. Aber niemand macht Anstalten, wieder zurück zu gehen.

»Weißt du«, beginne ich und schiebe sie sanft von mir weg. »wir müssen da dringend etwas nachholen.«
Verwirrung spiegelt sich in ihrem Blick wieder.
Ganz langsam nähere ich mich ihrem Gesicht und drücke meine Lippen auf ihre.
Ich spüre wie überrascht sie ist, aber meinen Kuss dennoch erwidert.
Wie bei unserem letzten Kuss lodert das Feuer in mir auf. Die Gefühle, die ich nicht unterdrücken kann.

Ich will sie. Nur sie.

Vielleicht bin ich verrückt.
Aber zu sehr wünsche ich mir ihre Lippen würden nur mir gehören.
Ihre eisgrauen Augen, die der Schlüssel zu ihrer Seele sind. Ich möchte sie ganz für mich alleine haben.
Ihr Lachen. Ihre Stimme. Einfach alles.
Sehnsüchtig ziehe ich sie an mich, bis kein Blatt Papier mehr zwischen uns passt.
»Peeta.«, seufzt sie in unseren Kuss hinein.
»Hm?«, brumme ich.
»Wir sollten zurück. Bevor sich die anderen fragen wo wir sind.«

Nur widerwillig lösen wir uns voneinander und starren uns gegenseitig, mit wild schlagenden Herzen, an.
»Du hast Recht.«
Diesmal ist sie es die meine Hand umgreift.
Ihre Tränen sind verschwunden und werden durch ein glückliches strahlendesLächeln ersetzt.
Ich sehe sie glücklich an und zusammen mischen wir uns wieder unter die anderen Gäste.
Wir haben uns geküsst.
Ohne, das uns jemand unterbrochen hat.
Und es hat mir gefallen.
Sehr sogar.

Am Abend findet, wie bereits geplant, dass Feuerwerk statt. Gale haben wir nicht mehr gesehen, was vermutlich besser so ist.
Die anderen Gäste lassen uns in Ruhe und auch wenn Katniss es zu überspielen versucht, sehe ich ihr an wie erschöpft sie ist.
Der Himmel ist bereits von einem tiefen schwarz durchzogen und auch die eisige Kälte macht sich wieder bemerkbar.

Ich blicke besorgt zu Katniss, die bei dieser Jahreszeit bloß ein Kleid trägt und schlinge meine Arme um ihre Schulter.
Eng umschlungen stehen wir mitten in der versammelten Menschenmenge und starren in den pechschwarzen Himmel hinauf.
Plötzlich ertönt ein Knall und Raketen schießen in die Luft, ehe bunte und strahlende Farben über uns auftauchen.
Ich rieche den Geruch nach Rauch und nach jedem Knallen, zucke ich ein wenig zusammen.
Am Rande nehme ich wahr wie Katniss ihre zierliche Hand mit meiner verschränkt. Ein leichtes Lächeln schleicht sich auf meine Lippen.

Als das Feuerwerk sich zu Ende neigt, hält Paylor eine kurze Dankesrede.
Über die Tanzfläche huschen bunte helle Lichter und die meisten Männer und Frauen versammeln sich um als Paar zusammen zu tanzen.
»Können wir bitte gehen?«, fragt Katniss und wirft einen Blick über die Menge.
Ich nicke.
Wir waren lang genug auf dieser Feier und ich denke dass Paylor es uns nicht übel nehmen wird, wenn wir schon auf unser Zimmer verschwinden.

»Mr. Mellark und Mrs Mellark!«

Verwirrt drehen wir uns um und ich erkenne einen jungen Mann der auf uns zu kommt. Gefolgt von Kameras.
Ich unterdrücke nur schwer ein Seufzen als der Fremde vor uns stehen bleibt.
»Haben wir Ihre Erlaubnis um ein paar Fragen zu stellen?« Er sieht uns durch seine runde Brille hindurch aufgeregt an.
»Ähm, ja. Kurz.«, erwidere ich und drücke heimlich Katniss' Hand.
»Sind Sie mit eurem Sohn glücklich in Distrikt 12?«
Ich starre in die Linse der Kamera, die auf uns gerichtet ist, damit sie unsere Reaktionen nah genug aufzeichnen kann.
»Uns geht es gut in zwölf, danke.« Ich zögere kurz und blicke zu Katniss, die mich abwartend ansieht.

Sag ihnen die Wahrheit.

»Finnick ist in Wahrheit nicht unser Sohn. Das ist bloß ein Missverständnis.«
Ich merke wie wir die Aufmerksamkeit vieler Gäste auf uns gezogen haben.
Entweder, ich habe zu laut gesprochen oder sie haben unser Gespräch heimlich mit angehört.

Ich vermute Letzteres.

Jedenfalls wird es auf einmal still um uns herum und auch unser Gegenüber scheint zunehmend verwirrt zu sein.
»Aber die Presse sagt-«
»Wir haben keine Kinder.« , unterbricht Katniss ihn. »Finnick ist nicht unser Sohn. Er kommt aus Distrikt vier und ist das Kind von Annie Cresta und Finnick Odair.«
Getuschel wandert durch die Reihen.

»Entschuldigen Sie uns bitte.«
Ohne auf die Reaktion des jungen Mannes zu warten, ziehe ich Katniss hinter mir her durch die Menge und verschwinde, die Kameras ignorierend, in den Präsidentenpalast.
»War es ein Fehler ihnen die Wahrheit zu erzählen?« Sie sieht mich unsicher an. Ich schüttele bestimmt den Kopf.  »Nein. Das war die richtige Entscheidung.«
Schweigend folgt sie mir in unser Schlafzimmer. Als die Tür hinter uns ins Schloss fällt, atme ich erleichtert auf.

Keine Kameras.

Keine neugierigen Augenpaare.

Wir sind alleine.

Für uns.

Seufzend schäle ich mich aus meinem Anzug und ziehe mir stattdessen bequeme Klamotten an.
Katniss verschwindet derweilen im Bad und ich höre Wasser das in der Dusche an geht.
Ich fühle mich vom heutigen Tag ausgelaugt und erschöpft.
Morgen geht es zurück nach Distrikt 12.

Und ich kann das Kapitol endlich hinter mir lassen.




Hoffe euch hat das Kapitel gefallen :)

Und DANKE DANKE DANKE für die 300 Votes!!!
Hab euch lieb ❤

Blueturns xx

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