TEIL 29

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Mit viel Aufwand hatte Helene es geschafft wieder einigermaßen wie ein menschliches Wesen auszusehen, statt eine Frau, die gerade auferstanden war.

Ihre Augen waren rot unterlaufen, von den Drogen, natürlich, ihre Standart-Ausrede war eine Allergie. Diese Ausrede benutzte sie schon seit sie das erste mal damit in Berührung kam, bisher hatte nie jemand Verdacht geschöpft, also schien es zu klappen.

"Überlebst du schon.", stöhnte sie leise und verpasst sich selbst eine leichte Ohrfeige, nachdem sie sich ihre Haare aus den gesicht gestrichen hatte.

Durch den Schlag schmerzte nicht ihre Wange, vielmehr jedoch ihre Hand, durch die Wunde.

Sie blickte wieder darauf, es sah wirklich nicht sehr gut Aus, aber sie hatte selbst keine Ahnung wie es passiert war.

Eigentlich hatte die von so etwas nicht viel Ahnung, das einzige was sie zu Hause hatte, waren Pflaster, aber ein Pflaster würde nicht sehr viel helfen, so viel wusste sie.

Ein Blick auf die Uhr ließ sie grübeln. Heute Abend konnte sie später anfangen, erst gegen elf Uhr, aber ihr würde jetzt schon schlecht wenn sie daran dachte, vorallem wegen den merkwürdigen Bemerkungen, die ihr Chef am Tag zuvor losgelassen hatte. Es blieb also noch genügend Zeit. Genügend zeit, die sie mit Daniel verbringen konnte. Der Gedanke entlockte ihr ein Lächeln.

Sie öffnete ihre knarrende Tür und lief geradewegs in Daniels arme. Anscheinend hatte er ein Talent Dafür, immer zum richtigen Zeitpunkt vor ihrer Tür zu stehen.

"Hey.", lächelte Helene knapp. Daniel wollte sie küssen, kam näher, entschied sich im nächsten Moment dann doch anders, er wollte nicht aufdringlich wirken, weshalb eine schüchterne Umarmung folgte.

"Alles klar bei dir?", fragte Helene besorgt, als sie sah, wie Daniel bloß vor sich hin starrte. Dieser reagierte zunächst nicht.

"Daniel?", bemerkte sie nochmals, blickte ihm dabei in die Augen und sah leere darin aufblitzen. Kein leuchten, keine Freude, nichts. Leer. Die gleichen leeren Augen, wie ihre.

"Mh?" Er schreckte auf, schmunzelte dann unschuldig.

"Alles okay?", wiederholte Helene nochmals.

"Ja." Sie wollte nicht weiter darauf gehen, es war nutzlos, das wusste sie.

"Darf ich dich mal was fragen?" Sie klang bescheiden.

"Leg los.", entgenete Daniel ihr, als sie nebeneinander das alte Gebäude verließen.

"Wie ist das passiert?" Helene streckte ihm die verwundete Hand hin, woraufhin er ihr endlich in die Augen schaute. Sie waren noch immer gerötet, die Allergie.

Daniel wollte ihr nicht sagen, dass sie sich die Pulsadern aufschneiden wollte und sich selbst verletzt hatte, weshalb er sie anlog. Er hasste sie anzulügen.

"Du bist gestolpert und hast dabei ein Glas runtergeworfen und.. Ja.", meinte er, als er Helene die Tür von seinem Auto öffnete.

Wieder zierte ein leichtes zurückhaltendes Lächeln ihre dünnen Lippen, so als würde sie sich mit der Antwort zufrieden geben.

CARMEN - A woman's StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt