TEIL 67

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Helene konnte irgendwann einschlafen, sie hatte sich in den Schlaf geweint, genau wie Daniel es in ihrer Wohnung getan hatte, doch ihr ruhiger Schlaf war nicht von Dauer.

Mitten in der Nacht, sie hatte keine Ahnung wann, hörte sie, wie die Tür aufging und sich jemand näherte.
Einen Moment lang hoffte sie, aus ihrem Traum zu erwachen und zu Hause zu liegen, doch die bittere Realität erschlug sie.

Schmerz durchzog in Sekundenschnelle ihren gesäten Körper, sodass sie leise aufstöhnte, sich dann den Schweiß von der Stirn strich und im nächsten Moment wieder die die Decke über sich zog, da sie am ganzen Körper vor Kälte zitterte.

"Carmen, wir müssen reden.", sagte Alexander, bevor er die Tür schloss.

Immernoch verschlafen und benommen schaute Helene zu ihm auf und wunderte sich, warum er mitten der Nacht ein Hemd und eine Jeans trug.

Als er vor ihrem Bett stand, wirkte er Groß und bedrohlich. Helene wusste dass sie in ihrem Zustand sehr schwach war, weshalb sie kaum das Bedürfnis verspürte, ihm zu widersprechen. 

Sie versuchte sich mit letzter Kraft irgendwie aufzusetzen, doch sie war schwach. Alexander setzte sich dann zu ihr auf das Bett und musterte sie kurz. Der Mond, der durch das Fenster einen fahlen Schimmer in den Raum warf, ließ den Schweiß in ihrem Gesicht und auf ihrer Haut glänzen.

"Das was vorhin passiert ist..", fing er an. Helene wusste gleich was er meinte. Seine Fassade war gefallen. "Das war nicht deine Schuld und ich bin auch nicht wütend. Warum auch immer es sein sollte."

Seine Augen trafen ihre, was ein unangenehmes Gefühl in ihr aufstiegen lies.

"Ich weiß zwar nicht, was du mit mir machst, aber ich weiß, dass es noch niemand geschafft hat. Also musst du etwas besonderes sein."

Ein leichtes und kurzes Lächeln ließ seine Mundwinkel in die Höhe schnellen.

Er bemerkte ihren Blick, der diesesmal irgendwie leerer und abwesender denn je war, nahm dann langsam ihre zitternden lippen und den Schweiß wahr, der von ihrer Stirn rang.

Einerseits wollte er sich jetzt wieder um sie kümmern, andererseits wollte er einfach gehen.

Ihre Augen waren etwas gerötet.

"Bist du okay? Du siehst nicht sehr gut aus.", fragte er vorsichtig. Er hatte irgendwie Angst davor, dass sie sich ihm wieder öffnete, obwohl er gleichzeitig nur auf diesen Moment hinfieberte.

"Ich glaube ich muss sterben.", hechelte sie leise, da ihre Stimme nicht mehr her gab.

Helene wusste, dass sie nicht um ihr Leben fürchten musste, aber sie war wie in Trance. Es war der Entzug, anders konnte sie es nicht erklären.

"Du musst nicht sterben.", lächelte Alexander leicht.

"D-Doch."

Eine Art Unfassbarkeit lag in Helenes Augen, als könne sie dem Geschehen um sich herum kaum miterleben. Sie befand sich einen Moment lang nur in ihrer eigenen Welt, in der es gerade nur noch darum ging, ihren Zustand zu überleben und die panikwellen, die in ihrem Körper aufstiegen, bestmöglich zu meistern.

"Ich kann kaum atmen.", raunte sie panisch und stürmte dann zu dem großen Fenster, welches sie Aufriss und ihren Kopf hinausstreckte.

Ihre Atmung war so hektisch, dass Alexander Angst hatte, sie würde bewusstlos werden, weshalb er schnell zu ihr eilte und sie behutsam an den Schultern packte.

"Hey.. Atme ruhig, bitte."

Helene wollte sich nicht beruhigen lassen, was Alexander stark verunsicherte. Er war eigentlich noch nie in einer Situation wie dieser gewesen, da er die meisten Frauen einfach sterben lies, wenn sie sowieso kurz davor waren.

Sie schien ihn gar nicht zu bemerken, rang stattdessen weiter nach Luft.

Beinahe unbewusst, schlug er ihr mit der flachen Hand an die Linke Wange, um sie in die Realität zurück zu holen, was ihm auch gelang. Ihre Atmung wurde langsam etwas ruhiger.

"Bleib einfach ruhig." Er zog sie in eine Umarmung und spürte dabei, dass ihr t-Shirt von Schweiß durchnässt war. 

CARMEN - A woman's StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt