TEIL 59

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Es klopfte und hämmerte an der Tür.

"Ich hab dir gesagt, du sollst zum Essen kommen, was ist daran so schwer zu verstehen?!"

Helene fragte sich, warum er nicht einfach hereinkam, sondern sie von draußen anschrie.

"Ich hab keinen Hunger.", entgegnete sie protzig.

Ein Tritt ließ die schwere Tür heftig wackeln, woraufhin Helene zusammen zuckt.

"Komm jetzt raus."

"Was wenn nicht?"

Es blieb kurz ruhig, dann sprang die Tür auf, Helene rutschte auf dem großen Bett zurück und drängte sich dann in die Ecke des großen Raumes und sah dabei zu, wie er langsam näher kam.

"Entweder du kommst jetzt sofort mit.."

Er machte einen großen Schritt auf sie zu und Helene wünschte sich, zu versinken.

"Oder du hungerst dich tot."

Helene schluckte.

Seine blicken waren eisig kalt, so kalt wie seine Seele, sein Herz, vorausgesetzt er hatte überhaupt eins.

Sie schaute unter sich, eigentlich hätte sie keine Lust schwach zu werden, aber sie hatte auch noch keine Lust zu sterben.

"Carmen.", hauchte er leise und legte dann entschuldigend ihre Hände an ihre Wangen. "Bitte."

Helene dachte darüber nach, wie es sein konnte, dass er sich so schnell von einem aggressiven Mann in einen besorgten und liebenswürdigen Menschen verwandeln konnte, ohne zu wissen, dass er bloß so war, da er sich um sie sorgte.

Er wollte ihr keine Angst machen, aber er wusste, dass er sie nicht dazu bringen konnte, etwas zu essen, wenn er seine sensible Seite zeigte. 

"Du musst was essen, okay?"

Helene seufzte und hob dann ihren Kopf, wobei sie erschrak, dass er ihr plötzlich so nah war. 

"Ich bin nicht dein Spielzeug, okay? Nur weil ich eine billige Nutte bin, heißt das nicht, dass ich keine Gefühle habe, dass mir das alles nichts ausmacht, ich geh daran kaputt.", schluchzte sie laut.

Ihre ganzen aufgestauten Emotionen, die sich über die Jahre in ihr gesammelt hatten und sie regelrecht zu einem Wrack gemacht hatten, ließ sie an ihm aus.

Er musterte sie intensiv. Er war nicht darauf vorbeireitet einen solch ehrlichen Gefühlsausbruch miterleben zu dürfen.

"DU hast mir ein besseres Leben versprochen und ich habe mich darauf eingelassen, weil ich das alles nicht mehr konnte und jetzt bin ich hier.."

Sie sank vor seinen Füßen zu Boden und vergrub ihr Gesicht in ihren kalten Händen.

CARMEN - A woman's StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt