TEIL 14

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Helene stolzierte die lange Straße entlang, das braune lange Haar ihrer Perücke wehte im Wind und sie fühlte sich ziemlich unwohl.

Schon von weitem sah man die roten Lichter und die davor stehenden männegruppen.
Es kostete sie jedesmal Überwindung dort vorbei zu gehen.
Die Männer kannten sie, da war sie sich sicher.

Sie nährte sich und versuchte krampfhaft die andere Seite in ihr zu wecken, aber diesesmal war es schwerer als sonst.
Es machte ihr Angst, sie würde keine Nacht überleben, würde sie darüber nachdenken, was man ihr alles antut.
Die gierigen Blicke kleben schon an ihr, als sie in die Nähe der kleinen Gruppe kommt.

'Sei hart. Sei kalt.', zieht es in dauerschleife durch ihren Kopf und wie auf Knopfdruck setzt ihr verführerisches grinsen auf, als sie an den Männern vorbeigeht, deren blicke auf ihrer Haut kleben.

"Carmen.", bemerkt der eine belustigt und zieht an seiner Zigarette.

Sie dreht sich zu ihm um und schaut ihm tief in die Augen. Sie wusste ganz genau, was sie mit ihren Blicken alles anstellen konnte und er schien tatsächlich in einen tranceartigen Zustand zu fallen.

Ein weiterer stämmiger Mann riss Helene aus ihren schweigen und erhaschte ihre volle Aufmerksamkeit.

"Hast du Lust heute bewusstlos gefickt zu werden?", lacht er und sofort bricht allgemeines Gelächter aus.

Helene wusste wie sie damit umzugehen hat, es war nicht der erste Dumme Spruch, Den man ihr an den Kopf warf und mit Sicherheit auch nicht der letzte.

Sie stellte sich dicht gegenüber von ihm und blickte auch ihm lange in die Augen.
Sie musste kontern, das wollten die Männer. Arrogante zicken waren nicht angesehen.

"Kommt darauf an, wie viel du zahlst.", haucht sie leise, lässt ein kleines Lächeln über ihr Lippen huschen, nimmt die Zigarette aus seiner Hand, zieht daran und geht.

Die betritt das Gebäude und ihr Chef kommt gleich auf sie zu.

"Bist du bescheuert? Wo warst du so lange?", meckert er, während er neben ihr herläuft.

Selbstbewusst läuft Helene weiter, sie hatte Angst, aber wollte sich nichts anmerken lassen.

"Wurde aufgehalten, tut mir leid.", entgegnet sie flüchtig und läuft geradewegs auf ihre Garderobe zu.

"Mit dir verdiene ich am besten, du kannst es dir nicht leisten zu spät zu kommen."

Eine aufbrausende Wut steigt in ihr auf.

"Sei froh, dass ich überhaupt noch komme.", raunt sie ihm kalt entgehen und schlägt die Tür vor seiner Nase zu.

Von draußen hört sie noch, wie er ein paar mal dann Tür klopf, dann aber merkt, dass er nichts erreichen wird und schließlich geht.

Sie stützt ihren Kopf in ihre kalten Hände und denkt darüber nach, wie sie das alles noch länger aushalten soll, obwohl sie genau weiß, dass sie es aushalten muss. So lange, bis sie alt ist und sie niemand mehr will. Es gibt kein Entkommen aus dieser Welt, nicht wenn man so begehrt war und so vergöttert wurde, wie Carmen.

In ihrer Tasche kramt sie nach der Tüte, die sie zuvor von Daniel bekommen hatte und zieht sie schließlich heraus.

"Scheiß Leben.", zischt sie leise, bevor sie die Pille einwirft und wartet, dass die Wirkung zeigt.

CARMEN - A woman's StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt