Sie wusste nicht, wie lange sie schon hier saß. Sie wusste nicht, wie oft dieses Stück schon gelaufen war. Sie wusste gar nichts. Ihr Kopf war leer, dennoch so voll.
Ihr kalter und leerer Blick war starr an die wand von ihr gegenüber gefesselt. Es fühlte sich an, als hätte sie keine Gefühle mehr. Langsam wurde die Luft stickig.
Ihre Augen schnellen nach rechts, als sie hörte, wie man die Tür öffnete. Eine stämmige Gestalt betrat den Raum, wegen des spärlichen Lichts fiel es ihr schwer zu erkennen wer es war.
Erst als er näher war, erkannte sie dass ER es war, der Mann, dem sie vertraut hat.
Hektisch wich sie zurück, doch sie kam nicht sehr weit, wegen ihrer fesseln.
"Endlich.", hauchte er leise, als er mit seiner langfringrifen Hand über ihre wange strich.
Am liebsten hätte sie geschrien, aber sie konnte nicht. Sie würde sowieso keinen Erfolg ernten.
"Endlich hab ich dich."
Ein höhnisches Lächeln entblößte seine makellosen Zähne.
Ängstlich blickte sie ihm in die Augen, sie erwartete einen weiteren ekelhaften Kommentar, der gleich darauf kam.
"Carmen, die Sorge macht dich wunderschön."
Tränen schossen in ihre Augen.
Eigentlich hatte sie sich unter Kontrolle, sie konnte ihre Gefühle abstellen, wenn sie wollte, aber diesesmal gelang es ihr einfach nicht.
Sie hoffte nichts sehnlicher, dass man sie töten würde. Sie wollte das alles hinter sich lassen.
Durch ihren tränenschleier blickte sie in sein Gesicht, diese Augen würde sie so schnell nicht mehr vergessen. Sie brannten sich in ihre Seele ein und hinterließen eine andere Art von Schmerz.
Je länger sie seinen gierigen Blick musterte und dabei den Klängen eines Orchesters lauschte, desto mehr tobte irgendetwas in ihr drin.
Wieder schien die Musik stetig lauter zu werden, so laut, dass sie es schließlich wieder versuchte mit einem hervorgesprossten Schrei zu übertönen, der sich gleich darauf in ein klägliches jammern zu zittern verwandelte.
Sie verstummte, aus Angst und scham, als er immer näher kam. Im Moment war es ihr egal, was man mit ihr machte, solange man diese Musik endlich abstellen würde, doch sie hoffte vergeblich.
Sein warmer Atem streifte ihr haut, seine Fingerspitzen fuhren dann langsam über ihr Schlüsselbein, welches sich unter der dünnen Haut mehr als deutlich abzeichnete.
Er wollte jede einzelne Stelle ihres Körpers, ihres perfekten Körpers, jeden centimeter, jeder Knochen, alles. Er wollte sie.
"Du bist so perfekt."
Als er seine Worte aussprach musterte er sie gierig.
Helene hatte das Gefühl, dass sie sich jeden Moment übergeben müsse, so ekelhaft fand sie diesen Mann.
Sie zuckte heftig zusammen, Als ihr wieder in die Augen schaute.
Es war so schrecklich, sich nicht wehren zu können. Immerwieder fragte sie sich, warum sie so dumm gewesen war, so leichtsinnig.
"Genau das, was mir für meine Sammlung noch gefehlt hat.", nuschelte er mit einem leichten grinsen auf den Lippen.
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CARMEN - A woman's Story
Mystery / ThrillerEin Leben voller Lügen, als ein Mensch vor denen Mama immer gewarnt hatte. Sie gehört zu den ‚Gefährlichen'. Sie ist die, die alle hassen und doch lieben. Sie beschert ihnen Schmetterlinge im Bauch, wenn sie bloß mit ihren grünen, strahlenden Augen...