TEIL 48

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Der nächste morgen brach an und Helene spürte schon wieder, wie dicke Tränen in ihren Augen brannten.

Daniel stand ihr gegenüber und hatte seine Stirn an ihre gelegt. 

"Bitte geh nicht."

Seine Stimme zittert, genau so wie sein Körper.

Helene griff nach seiner Hand, und spürte deutlich die kleinen Narben an seinen Händen.  

"Sei nicht so traurig, bitte.", forderte sie ihn leise auf, obwohl sie selbst am liebsten heulend in seinen Armen zusammengebrochen wäre.

"Kommst du wieder?"

Helene seufzte, sie wusste es nicht.

"Ja.", sagte sie dennoch sicher.

"Ich komme wieder. Versprochen. Du darfst aber nicht auf mich warten."

Sie konnte die Tränen in ihren Augen nicht mehr zurückhalten.

"Ich weiß nicht, wann ich wieder komme."

Sie schaut ihn lange an.

"Vielleicht komm ich morgen wieder, vielelicht erst in zwei Jahren, ich weiß es nicht."

Wieder kehrte kurz eine unangenehme Stille zwischen den beiden ein.

"Aber bitte warte nicht auf mich."

Ihre stimme wurde immer leiser.

Sie konnte die Stille nicht ertragen, weshalb sie ihren Schlüssel aus ihrer Hosentasche zog und diesen Daniel in die Hände drückte.

"Wenn du dich alleine fühlst, dann.. Dann geh einfach. Leg dich in mein Bett und stell dir vor, ich bin bei dir."

Er nickte. So traurig hatte sie ihn selten gesehen.

"Aber bitte schau nicht so."

Er schenkte ihr ein äußerst verkrampftes lächeln.

Obwohl Helene genau wusste, dass sein Lächeln alles andere als ehrlich war schaute sie ihn so an, als wäre sie damit zufrieden.

Ein lautes Hupen eines Autos ließ beide aufschrecken, beide wussten, dass die Zeit gekommen war.

"Ich muss jetzt."

Ein letztes Mal strich sie sich vor seinen Augen ihre braunen Haare aus dem Gesicht, dieser Anblick wird ihm fehlen.

Eigentlich war ihm nie aufgefallen, was sie mit einem einzelnen Zwinkern, einer Bewegung und vorallem einem Lächeln mit ihm machen konnte.

Ungehemmt zog Daniel sie zu sich und presste ihren dünnen Körper gegen seinen. Ein letztes Mal. Er wusste nicht, wann sie zurück kommen wird, sie wird kommen, ganz sicher, das hatte sie versprochen.

Ein weiteres Hupen riss die beiden aus ihrer innigen Umarmung.

"Also.", meinte Helene ein letztes Mal.

"Ich bin immer bei dir, okay?"

Daniel brannten Tränen in den Augen, er wusste, dass er Helene gegenüber weinen könnte, aber er wollte es jetzt nicht. Er würde später seine Tränen fließen lassen, wenn sie endlich weg war.  

Eigentlich traute er sich nicht noch irgendetwas zu sagen.

"Machst gut." Helene klang so, als würde sie jeden Moment unter der ganzen Last zusammenbrechen.

"Ich liebe dich." Daniel erhaschte einen letzten, leidenschaftlichen Kuss. Vielleicht der letzte für sehr lange Zeit.

"Ich dich auch."

Er schaute dabei zu, wie sie die Treppen hinunter schritt, so geschmeidig und weiblich, mysteriös irgendwie. Der Anblick wird ihm fehlen. Helene wird ihm fehlen.

Als er hörte, wie die schwere Eingangstür ins Schloss fiel, schlug er seine Wohnungstür zu und brach in Tränen aus. So viel hatte er noch nie in seinem Leben geweint. 

CARMEN - A woman's StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt