Take me.

Ist er das?

,,Man Jessica, mach mal schneller", hetzt mich Kate schon am frühen Morgen. Nicht nur, dass sie den ganzen Morgen schon das Bad blockiert hat - Nein! - sie muss jetzt auch noch herum stressen. Wenn sie nicht gleich ihren Mund hält, stopfe ich ihn ihr. Mit einer solchen Laune aufzuwachen ist kein guter Start in den Tag. Besonders, wenn man schon ahnt, dass dieser Tag nichts wirklich gutes mit sich bringen kann. Ich meine, ich muss arbeiten und das reicht für gewöhnlich schon aus, um schlechte Laune aufrecht zu erhalten. 

Dennoch ziehe ich mir schnell noch meine einfachsten Klamotten über, um Kate nicht in Ohnmacht fallen zu lassen, denn sie springt schon ne Weile nervös um mich herum. Eine schwarze Leggings und ein Hoodie drüber, damit ich nicht zu aufgestylt aussehe. Immerhin ist es, wie schon erwähnt, nur meine Arbeit. Die Haare binde ich mir zu einem Zopf, damit sie mir nicht ins Gesicht fallen. ,,Das wurde jetzt auch mal Zeit", schimpft Kate, als ich mich zu ihr in den Flur geselle. Noch schneller verspüre ich den Drang, mir meine Kopfhörer in die Ohren zu stecken und einfach die volle Lautstärke hochzudrehen. 

Ein einfaches ,,Klappe", reicht aber auch. 

Kates böser Blick entgeht mir natürlich nicht. Es ist mir aber absolut egal und ich versuche sie nicht zu beachten, sondern schon vor zu gehen.

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,,Siehst du? Wir sind viel zu früh", fahre ich Kate an, als wir bereits am Haus sind, indem die Büros von Dave Stark stecken. Sein riesiges Heim, das gleichzeitig als Arbeitsstätte genutzt wird. Hier hält er seine Meetings ab, bekommt Besuch von Kunden und verschleiert sich komplett vor uns.

,,Besser zu früh, als zu spät. Vielleicht sehen wir den Stark dann endlich mal", erhofft Kate sich, aber davon kann ich mir auch nichts kaufen. Wir benutzen den Diensteingang. Doch bevor wir das machen können, müssen wir jeden Morgen an den prüfenden Blicken der Security vorbei, die rings ums Haus stehen. Ein langer, riesiger metallischer Zaun trennt sein Anwesen vom Rest der Welt.

,,Du träumst zu viel Kind", zerstöre ich ihre Träume, noch bevor sie diese richtig ausleben konnte. Wir gehen den kleinen Flur entlang, durch den Raum, in dem wir Dienstmädchen uns umziehen und siehe da, wir sind doch nicht die Ersten. Linsey und Juli sind schon da. Sobald Juli uns erblickt, stürmt sie strahlend zu uns rüber.

,,Hat er euch auch angerufen? Ich war so geschockt. Wenn der Chef sich schon persönlich meldet, muss es bestimmt wichtig sein", plaudert sie aufgeregt.

,,Ich hab nicht mit ihm geredet, aber es wird wohl so sein. Er wird nicht einfach Bock dazu gehabt haben", stimme ich zu. Mein Blick schweift zu Linsey ab, die grimmig an Ort und Stelle steht. Linsey und Juli wohnen zusammen. Das auch nicht gerade zufällig. Die beiden sind seit drei Jahren ein Paar. Man hat es sofort gemerkt. Kate ist natürlich eine Nullcheckerin und war erstmal total überrascht. Sie hat irgendwie einen an der Klatsche.

Linsey versucht zu lächeln, was ihr mäßig gelingt und schaut nach dem kläglichen Versuch direkt weg. Sie hat noch nie so richtig mit mir geredet und ich kann nicht genau sagen, was der Grund dafür ist. Anscheinend hat sie einfach entschieden nicht mit mir zu reden. Das ist schon okay so. Immerhin suche ich hier keine engen Freundschaften.

Erst eine Stunde später sind alle eingetroffen und haben sich im großen Hauptflur versammelt. Eine schöne, große Wendeltreppe aus Marmor ziert die Mitte des cleanen Flurs. Es ist alles in weiß gehalten und sonst steht hier auch nichts außer einer schlichten, Kommode auf der ein Telefon für Notfälle steht.

Ein Mann, den wir nur allzu gut kennen, vervollständigt das Bild. Finn steht schon seit einer viertel Stunde an einem Fleck, am Ende der Treppe. Finn ist die offizielle rechte Hand von dem alten Stark und sieht immer gleich aus. Anzug, neutrale Miene und stumpfes Auftreten.  ,,Ich habe ihre Verspätungen schon miteinkalkuliert, meine Damen. Ich merke mir Ihre Gesichter. Denken Sie nicht, dass es in Ordnung wäre, sich nicht an die Absprachen zu halten, die hier getroffen werden. Das ist das letzte Mal, dass ich das gelten lasse. Das nächste Mal rechnen Sie bitte mit einer Kündigung, fristlos. Sie sind austauschbar, vergessen Sie das nicht. Besonders jetzt ist es wichtig, dass wir mit Ihnen an einem Strang ziehen. Mr. Stark erwartet Besuch. Er veranstalten einen Empfang und ich bitte Sie alle pünktlich da zu sein." Keine Sekunde ist vergangen und schon steht den meisten eine Frage ins Gesicht geschrieben. Bonni traut sich diese zu stellen und hebt, wie in der Schule damals, ihre Hand. ,,Bitte."