,,Jess, für sowas bin ich der Falsche."

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Wir sitzen in einer Pizzeria und ganz ehrlich: Dave passt hier nun wirklich nicht rein. Ich habe mir eine Pizza mit Hollandaisesoße und Putenstückchen geholt. Er hat ne normale Schinkenpizza. Wir sitzen uns gegenüber und ich kann nicht aufhören ihn anzusehen. Da muss ich lachen. Er sieht mich an.

,,Was?", fragt er unschuldig.

,,Ich kann nicht fassen, dass du noch nie Pizza essen warst."

,,Ich bin anders aufgewachsen." Er lächelt und lehnt sich zu mir. Ich lache.

,,Du musst wohl im Mars aufgewachsen sein."

,,Gut, es ist nicht so als hätte ich nie eine Versucht. Als ich- lass mich lügen - zehn war, bin ich aus dem Haus meiner Eltern geschlichen, um mir Pizza zu kaufen. Eine im Laden aus der Tiefkühlabteilung. Ich hab mir einfach eine geschnappt. Die ganze Zeit über hatte ich Angst, dass einer der großen Männer aus dem Haus mir hinterher gelaufen ist. Meine Eltern waren strickt gegen Tiefkühlprodukte. Frag nicht wieso. Auch gegen meine Spaziergänge. Auf jeden Fall habe ich es bis nach Hause geschafft und die Küche war auch frei. Ich habe sie also aus der Packung genommen und in den Backofen gesteckt. Blöd war nur, dass ich als zehnjähriger nicht wusste, dass man den Backofen auch mal aus machen muss. Meine Pizza ist schwarz geworden. Durch den Qualm ist der Feuermelder angegangen und meine Eltern waren nicht taub. Ich vergesse nie wie viel Ärger mir das gebracht hat." Ich muss laut loslachen. Als ich mich beruhigt habe, nehme ich reflexartig seine Hand.

,,Ich war als zehnjährige tausendmal vernünftiger als du."

,,Das glaube ich dir aufs Wort." Er lächelt.

,,Naja, vielleicht nicht gleich vernünftiger. Ich hatte ne Freundin, die hatte sich in einen unmöglichen Jungen verknallt. Du weißt bestimmt, kleine Mädchen verlieben sich in jeden, der ihr schöne Augen macht und mit neuen, teuren Spielsachen ankommt. Er war einer davon. Jeden Tag kam er und hat ihr seine neuen Geschenke von Mama und Papa gezeigt- nein- eher unter die Nase gerieben. Einmal wollte sie mit ihm spielen und nahm sich eins seiner tausend Sachen. Es war ja nicht so, als wäre sie damit weggelaufen. Sie wollte ja mit ihm spielen. Ich als Schulpolizistin hab ja alles mitbekommen. Er hat ihr das Spielzeug weggenommen, sie damit geschlagen und ist zu mir gekommen, um zu petzen. Ich hab ihm eine geknallt. So war ich als zehnjährige. Gut, danach hatte ich keine Freundin mehr." Ich zucke mit den Schultern. Dave sieht mich belustigt an.

,,So verliebt?"

,,Ja. Da hatte ich keine Chance."

,,Ich weiß ja nicht wieso, aber ich kann mir dich unfassbar gut als Aufseherin vorstellen." Er lacht laut los. Ich trete ihn unterm Tisch und muss mitlachen.

,,Arsch. Ich war die coolste auf meiner Schule."

,,Natürlich", bringt er lachend heraus. Ich habe nicht erwartet mit Dave so unbeschwert reden und lachen zu können.

-

Wir spazieren durch die Stadt.

,,Nein."

,,Doch."

,,Nein."

,,Doch."

,,Niemals."

,,Wette?"

,,Jess, das ist gefährlich." Ich lehne mich an Dave und schaue ihm in seine Augen.

,,Wenn ich falle, schwimmst du mir hinterher." Ich grinse ihn an.

,,Darauf kannst du wetten", stimmt er mir widerwillen zu. Das ist wohl seine Schwäche. Er kann keine Bitte ausschlagen. ,,Dann versuch mal dein Glück."

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