Take me.

,,Lang ging es ja nicht."

Ich schaue unsere ineinander verflochtenen Hände an. Macht er das absichtlich oder denkt er sich nichts dabei? Er macht nicht den Anschein, dass es ihn interessieren würde. Ach scheiße. Diese Gedanken sind absolut lächerlich und sinnlos. Im Lift lässt er meine Hand los und ich schaue weg.

,,An was denkst du?", fragt er mich, als wir hochfahren.

,,Das geht dich nichts an." Ich höre ihn lachen.

,,Ach so fängt es wieder an. Ich dachte, wir wären schon darüberhinaus."

,,Da dachtest du ausnahmsweise mal falsch." Dieser Lift scheint groß zu sein, dennoch fühlt es sich erdrücken an.

,,Das glaube ich nicht", sagt er leiser als vorhin und seine Nähe ist mir deutlich bewusst. Er steht nur wenige Zentimeter neben mir und sein Arm berührt meinen leicht. Dieser kurze Körperkontakt bereitet mir eine Gänsehaut. Ich drehe meinen Kopf weiter weg und schließe meine Augen. Wieso fühle ich mich zu ihm so sehr hingezogen? Das darf nicht sein! Der Traum will mir nicht aus dem Kopf gehen. Ich darf nicht an das Gefühl denken. Nicht an die Küsse. Nicht daran, wie wir uns nach Lis geküsst haben. Nicht ich habe es unterbrochen. Es war Dave. Nicht ich bin die, die konsequent bleibt. Es macht Pling! und ich stürme raus. Kurz darauf folgt Dave mir. Das Zimmer ist riesig und so unglaublich schön. Mir hätte definitiv ein kleineres Zimmer gereicht. Alles wird beleuchtet und die Wand zur Stadtseite ist bloß aus Glas. Die Küche ist Schwarz und hochmodern. Im Bad ist eine offene Dusche und eine runde Badewanne mitten im Zimmer. Es gibt zwei Schlafzimmer. Beide sind so schön.

,,Bist du müde?" Dave steht hinter mir an der Tür gelehnt, seine Hände in den Taschen und schaut mich an, wie ich mitten in einem der Zimmer stehe. Ich drehe mich zu ihm um.

,,Ich glaube...", fange ich an und meine Güte, wieso wird mir so heiß? Ich bin gar nicht müde, aber ich kann nichts mit Dave machen. Das ist ausgeschlossen. So sehr ich den Abend mit ihm genossen hatte, so sollte es auch so schnell wie möglich enden. ,,...ich gehe jetzt erstmal duschen und dann schlafen." Daves Mundwinkel heben sich kaum merklich.

,,Gut, wie du willst. Ich gehe runter, wenn du mich suchen solltest. Alles was du brauchst ist im Bad." Ich nicke und bin froh, dass er geht. Als er weg ist, schlüpfe ich aus dem Kleid und schmeiße mich aufs Bett. Hier schließe ich meine Augen und schalte ab. Heute will ich nichts mehr machen. Ich will an nichts mehr denken. Mich an nichts halten, binden oder sonst so. Ich will schlafen und alles vergessen. In ein paar Stunden ist wieder alles im Gleichgewicht. Gut, ich raffe mich auf und gehe duschen. Das heiße Wasser prickelt angenehm auf meiner Haut und am liebsten würde ich nicht mehr rauskommen. Mindestens ne Stunde bin ich im Bad und komme mit einem schwarzen Shirt bekleidet, das in einem der Schränke lag, wieder raus. Ich gehe in die Küche und mache mir ein Wasser. Damit stelle ich mich an die Insel und schließe meine Augen, um nichts mehr zu denken. Absolut gar nichts mehr. Dave schafft mich einfach in allem. Ihm auszuweichen, ihm nicht das zu sagen, was ich möchte, seine mangelnde Akzeptanz meiner Wünsche, ihn anzulügen... Als ich ein Fenster öffne, spielt leise Musik. Salted Wound von Sia. Na super. Jetzt wird dort gefeiert. Um diese Uhrzeit noch? Bevor er was sagt, höre ich Daves Schritte.

,,Ich dachte, du schläfst schon." Er kommt mit großen Schritten in die Küche und schenkt sich ebenfalls etwas ein. Dann stellt er sich vor mich und sieht mich an, wie ich mit nassen Haaren und einem viel zu großen Shirt an der Insel stehe.

,,Ich war doch nicht so müde", flüstere ich, während ich ihn über den Glasrand hinweg ansehe. Dave lächelt.

,,Willst du tanzen?" Ich schmunzel. Dave stellt sein Glas weg und nimmt mir meins weg. Dann kommt er so weit näher, dass ich hoch schauen muss und seinen Geruch wahrnehme. Er zieht mich an sich, sein Gesicht ist Meinem sehr nahe. Viel zu nahe. Seine Hand legt sich sanft an mein Rücken, die Andere verflechtet sich mit meiner Hand. Dann wiegt Dave uns langsam hin und her.