Ne Lüge?

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,,Da...!" Ich verstummt, als ich Dave auf dem Sofa schlafen sehe. Er muss eine kurze Nacht gehabt haben. Kein Wunder, wo er alles in München klären musste. Ich decke ihn zu und will gehen. ,,Bleib hier", flüstert Dave.

,,Hier ist kein Platz für zwei, Dave", gebe ich zu bedenken. Er hört aber nicht auf mich und schlägt die Decke auf. Ich lächle und lege mich zu ihm. Dave hält mich eng umschlungen, sodass ich keine Angst haben muss zu fallen. In der Nacht höre ich noch wie Kate nach Hause kommt und leise flüstert. ,,Lass sie in Ruhe. Geh jetzt." Dann tappt sie in ihr Zimmer. Ich klammere mich an Dave, der mich noch enger an sich zieht.

-

,,Jess, steh auf!" Kate weckt mich. Wo ist Dave? Ich stehe auf und überlege nicht lange. Er musste sicher früh weg. Wieso hat er mich nicht geweckt? Das war ein wirklich schönes Wochenende, auch, wenn wir nicht viel gemacht haben. Darum geht es auch nicht. Er war einfach da und wir haben uns gegenseitig unser Leben anvertraut. Es war schön.

Wir arbeiten diesmal im obersten Stockwerk, in den Büroräumen. Was ich schon immer gut fand, wir sehen nie aus wie Reinigungskräfte. Das einzige Merkmal, ist die selbe Kleidung, die wir tragen.

,,Kate?" Ich frage sie jetzt einfach. Wir arbeiten lange genug, um jetzt zu fragen. Außerdem kann sie hier nicht einfach abhauen. Könnte sie natürlich schon, aber das wär nicht sonderlich gut... so...

,,Ja?" Wir lassen uns beide nicht von unserer Arbeit ablenken. Das wird sich allerdings etwas ändern, glaube ich.

,,Was läuft da mit Rick?", platze ich einfach raus. Wie ich dachte, dreht sie sich diesmal zu mir um. So gewinnt man wohl die volle Aufmerksamkeit. Sollte notiert werden.

,,Nichts. Wie kommst du darauf?", antwortet sie ungewöhnlich patzig.

,,Für Nichts scheinst du ziemlich erschrocken." Ich sehe sie jetzt auch an und lehne an einem Tisch.

,,Was denkst du dir denn bitte aus?"

,,Ich bin doch nicht blöd, Kate. Ihr wart beide auf Bellas Party. Hat es da angefangen? Gestern bist du auch spät nach Hause gekommen. Ich habe euch gehört", beichte ich ihr. Das muss ich nicht verheimlichen, immerhin wohne ich auch dort und war im selben Raum. Da muss man schon damit rechnen, dass das nicht ungehört bleibt.

,,Du spinnst doch, Jess. Kümmere dich doch um deine Beziehung", würgt Kate das Thema ab. Als würde ich mit meinem pubertären Teenager diskutieren.

,,Kate bitte, rede mit mir. Du weißt genau, dass ich mir das nicht nur einbilde. Entweder sagst du es mir so oder ich erfahre es spätestens wieder, wenn er dir wehtut." Sie sieht mich lange an und lässt ihre Arme sinken.

,,Man Jess, wir waren beide betrunken." Also doch. Scheiße. Was ist los mit dem Mädchen? ,,Erst habe ich mich dagegen gewehrt. Er wurde aber immer netter, bis er mich rumgekriegt hat. Du warst nie da und das ist ja nicht schlimm gewesen. Du bist oft weg. Mich hat es zu ihm hingezogen. Wir sind ja auch nicht zusammen. Im Moment treffen wir uns ja nur." Ich nicke, bin innerlich aber sehr aufgewühlt. Kate ist für mich so wichtig und ich weiß einfach, dass Rick kein Beziehungstyp ist.

,,Und dann verletzt er dich", schlussfolgere ich.

,,Das könnte ich auch bei dir und Dave sagen."

,,Ich kann damit umgehen und ich weiß, dass er nicht fähig ist zu sowas. Du hoffst aber noch immer auf eine Familie", wende ich es von mir ab, obwohl sie natürlich Recht hat. Nur will ich es nicht wahrhaben... Nach Gestern würde ich es sogar fast ausschließen. Wir nähern uns an...

,,Das weißt du doch gar nicht", verteidigt sie sich lahm.

,,Kate, du weißt es doch selber."

,,Ja gut, aber lass mich träumen. Wenigstens eine kurze Zeit will ich von ihm beachtet werden." Ich atme weit aus. Das kann doch jeder verstehen...

,,Ich habe dich gewarnt. Du weißt, dass Rick kein schlechter Typ ist, aber was seine ganzen Bettgeschichten angeht..."

,,Dave hat sich doch auch geändert." Ich sehe sie verwirrt an.

,,Was hat er?"

,,Na, ihr habt diese Wette und trotzdem verbringt er das ganze Wochenende bei dir. Wie ich gehört habe...", grinst sie jetzt. ,,...war er bei deinen Eltern." Ich muss lächeln, drehe mich aber um, bevor sie es sieht.

,,Sei nicht albern. Arbeite jetzt weiter."

,,Ja ja." Ich kann ihr Grinsen bis hier her spüren.

-

Als ich runter gehe, sehe ich eine vertraute Gestalt. Er dreht sich um. Ben. ,,Jess." Ich bleibe vor ihm stehen und wir sehen uns an. Er hatte wohl einen Termin mit Dave. Na toll. Mein Ex mit einer komplizierten Beziehung. ,,Du arbeitest also noch hier", stellt er fest. Ich gucke verwirrt.

,,Natürlich. Wieso sollte ich kündigen?"

 Er nickt. ,,Ja wieso? Ich hoffe, Dave macht keine Probleme." Er klingt besorgt. Gott, denkt er Dave nötigt mich zu etwas? Wenn er wüsste, dass Dave und ich... ,,Jess, ich habe nachgedacht." Wie? War das Thema nicht schon abgehackt?

,,Ben, können wir das später besprechen? Ich muss arbeiten." Er nickt schon wieder, als wäre das sein natürlicher Mechanismus.

,,Natürlich. Ich lade dich ein. Es gibt hier einen tollen Griechen. Um acht?" Muss das sein? Eigentlich würde ich die Zeit lieber mit Dave verbringen, aber...Ach, er hat es verdient, die Wahrheit zu wissen.

,,Na schön. Ich werde da sein." Er macht einen Schritt auf mich zu und will mich küssen, da bremst er sich noch und geht. Was hätte ich gemacht?

Camile hat ihr persönliches Kino. ,,Kannst du dir keine Kopfhörer leisten?", frage ich eher rhetorisch.

,,Sonst könnte ich dein Leben nicht stalken." Ich lächle sie biestig an und gehe runter.

-

Arme legen sich um mich. ,,Lass uns heute Essen gehen", flüstert Dave mir ins Ohr. Ich muss lächeln, bis ich mich an Ben erinnere und drehe mich zu ihm um.

,,Ich kann heute nicht. Ich... hab zu tun." Soll ich ihm das mit Ben sagen? Nein, das wäre nur eine nutzlose Information. Es ist ab heute sowieso Geschichte. Außerdem habe ich Angst, dass er seine gute Laune verliert.

,,Wohin willst du denn?", fragt Dave skeptisch.

,,Also erst gehe ich zu Mama und dann...", ziehe ich lang, um Zeit zu schinden. Was soll ich sagen?

,,Ach vergiss es. Wenn du nicht willst, sag es einfach, Jess." Er löst sich verärgert von mir und geht.

,,Dave, das ist es nicht", rufe ich noch hinterher, aber das interessiert ihn nicht. Mano! In letzter Zeit ist er eine tickende Zeitbombe. Ist es wegen seiner Oma? Weil er mir so viel anvertraut? Ich weiß es nicht. Vielleicht hat er Angst, ich wäre doch wie jede Andere. Mit dem Unterschied, er hat mir von sich erzählt. Natürlich könnte ich zu ihm gehen und ihm erzählen, dass es nichts mit ihm zu tun hat, aber was soll ich ihm sagen? Ne Lüge? Das ist auch nicht gerade mein Favorit. Egal, ich kriege das hin, nachdem ich mit Ben abgeschlossen habe.

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