,,Scheiße, die Mädchen."

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Ich werde von einem sanften Kuss auf der Wange geweckt. Langsam öffne ich meine Augen und strecke mich genüsslich nach Dave. ,,Gut geschlafen?", fragt er mich lächelnd und legt seine Lippen auf meine. Ich umfasse sein Gesicht. 

,,Hmm." Er lässt von mir ab und wir sehen uns an. Kaum treffen sich unsere Blick und ich könnte mich schlagen. Meine Erinnerungen haben nicht gelitten...

,,Scheiße, die Mädchen. Wie soll ich erklären, dass ich so lange weg war?" Ich will aus dem Bett, da umfasst Dave lachend meinen Bauch und zieht mich zurück zu sich. Er hält mich fest an sich und küsst meinen Scheitel. ,,Man Dave, ich muss runter. Ich kann doch nicht noch länger wegbleiben." Trotz meiner Sorge, dass die Mädchen nun alles wissen, muss ich lachen, denn Dave lässt mich nicht so leicht gehen. Erfolglos versuche ich mich aus seinem Griff zu winden. Da kann ich aber besser, den schiefen Turm von Pisa wieder gerade rücken. Dave dreht mich zu sich um. 

,,Halt still, Jess", fordert er und ich sehe ihn wie ein kleines Kind an, das die Süßigkeit nicht bekommen hat, die sie wollte. ,,Erstens spielt es keine Rolle, ob du nach zwei Stunden fünfunddreißig kommst oder nach zwei Stunden Siebenundvierzig."

,,Na du hast ja Zahlen gewählt", murmle ich dazwischen. Das hält ihn aber nicht davon ab, einfach weiter drauflos zu reden.

,,Zweitens habe ich die Mädchen schon längst nach Hause schicken lassen." Äh... ,,Und drittens sind mir deine Einwände egal." Ich rolle meine Augen und Dave küsst mich sinnlich. Oh man, ich bin hin und weg, weswegen ich auch nichts anderes machen kann, als meine Arme fest um seinen Nacken zu schlingen. Überraschenderweise und ohne Vorwarnung dreht Dave sich einmal, sodass ich über ihm liege. Das kenne ich ja gar nicht von ihm und... Ich muss lachen, denn wenn ich gedacht hätte, Dave lässt das absichtlich lange so, habe ich mich definitiv getäuscht. Sein Griff um mich wird fester und mit einem Ruck richtet er sich auf, somit sitze ich rittlings auf ihm. Seine Hände streichen über meinen Rücken und ich stöhne auf. Meine Hände bleiben an seiner Brust, während meine Lippen sich von Seinen lösen.

,,Ich bin froh, dass du verloren hast", flüstere ich und lächle. Dave grinst. 

,,Natürlich gefällt dir das", raunt er und sieht mich an, sodass mein Bauch nur tausend Mal mehr explodiert. Ich fahre mit meinem Finger die Konturen seines Gesichtes nach. Einmal dreht Dave seinen Kopf, um meinen Finger zu küssen. 

,,Ich glaube nämlich, du hättest nicht mehr lange warten müssen", gestehe ich kleinlaut. Dave macht einen wohligen Laut und schließt seine Augen. 

,,Das ist es mir wert." Wir sehen uns an. Seine Augen sind klar, hell und ich will am liebsten niemals weggucken. 

,,Wenn du deine Worte mal nicht bereust." Er lächelt und wirft mich wieder aufs Bett. 

-

,,Jess!" Als ich nach Hause komme, schießt mir Kate entgegen. ,,Du hast mehr als zwei Millionen auf deinem Konto!", ruft sie schockiert aus. Wäre es nicht Daves Geld, hätte ich sicher genauso schockiert geguckt. Demnach ziehe ich bloß ruhig meine Schuhe aus, während Kate mir an die Pelle rückt. 

,,Ich weiß." Sie hält einen Brief hoch. Die Bänker haben Monate gebraucht um mir meine Auszüge zu schicken. Wofür stehen die jeden Morgen auf?

,,Woher?", fragt sie mit Nachdruck. Ich gehe an ihr vorbei ins Bad. Eine Dusche ist jetzt genau das Richtige. 

,,Ich habe dir davon erzählt. Wieso bin ich denn mit Dave Ausgegangen?", erinnere ich sie und Kate schüttelt nur ihren Kopf. So ungläubig...

,,Na weil du ihn liebst. Ich dachte es ginge um weit weniger. Vielleicht Eintausend oder so." Für Dave sind Eintausend Euro wie für uns ein Cent. Es sollte mir doch Sorgen machen, aber... Wir werden ja nicht heiraten, also muss ich mir um seinen Reichtum keine Sorgen machen. Ich persönlich bleibe bei meinem Stand und daran wird sich nichts ändern können. 

,,Es waren zwei Millionen und jetzt?", frage ich genervt, weil ich einfach nur Duschen möchte. Kate kann eine echte Nervensäge sein. Dabei kann ich ihr das ja auch gar nicht verübelt. Nur... wieso macht sie meine Post auf?

,,Seit wann hast du das Geld?" Ich steige in die Dusche und schließe meine Augen. Wenn ich nicht Ich wär, würde ich einen Streit mit ihr anfangen. Allerdings möchte ich mich nicht wegen eines Briefes streiten. Sie ist schon nervig genug.

,,Seit dem Abend an dem wir ausgegangen sind", erkläre ich immer weiter und das überraschend ruhig. Ach, ich bin ein Engelswesen.

,,Er hat es dir sofort überwiesen und es ist noch alles an Ort und Stelle? Oh man, ich hätte es sofort ausgegeben." 

,,Ich habe vergessen, es Mama zu schicken", erkläre ich kurz und knapp, ohne überhaupt irgendwas zu erklären... Kate lacht und setzt sich auf den Boden. Oh Ja, genau der Ort an dem man seine Mitbewohnerin gut beim Duschen beobachten kann. Ist es komisch? Sicherlich. Mache ich was dagegen? Eher nicht.

,,Das ist so viel Geld, Jess. Wie kannst du es vergessen?", rügt sie mich, als wär sie höchstpersönlich meine Mutter. Innerlich muss ich lachen, aber dafür ist meine Äußere Fassade zu entspannt und... Ja, genervt von Kates Fragerei. 

,,Kate, ich hatte einfach keinen Kopf dafür", entgegne ich mit dem selben Nachdruck, den auch sie in ihre Stimme gelegt hatte. Kate sitzt nur da und starrt mich an. ,,Wie geht es dir, Kate?", lenke ich jetzt auf ein anderes Thema. Mir scheint es, ich habe sie in den letzten Tagen ziemlich vernachlässigt. Nicht nur Dave, auch Mama waren bei mir an oberster Stelle. Kate lächelt. 

,,Ich stehe fest auf beiden Beinen, Jess. Mach dir keine Sorgen", winkt sie ab. 

,,Ich mache mir immer Sorgen, Spinnerin", werde ich jetzt zur Nervensäge. Da hat sie es mal. 

,,Jessica!", ruft sie sauer. Anscheinend mag sie es nicht beleidigt zu werden. Dabei ist Spinnerin eine niedliche Beleidigung.

,,Katherina, ich kann das auch."

,,Du bist ein Freak, Jess."

,,Du bist trotzdem hier, du Freak-Liebling." Kate weiß, dass ich recht habe und muss automatisch lächeln. Ach, das mögen Kinder. 

,,Wenigstens das. Du liebst mich, willst nur nicht, dass ich das erfahre. So wie Dave. Der Unterschied ist aber, dass ich schnell kapiere", bei dieser Äußerung muss ich lachen. In welcher Traumwelt lebt sie? Und ich. 

,,Natürlich."

,,Weißt du, mit dem Geld kannst du die geilste Party veranstalten morgen", schlägt sie vor, aber das habe ich niemals in Erwägung gezogen.

,,Ich muss arbeiten", erinnere ich sie, damit sie sich das aus dem Kopf schlagen kann. 

,,Ach dafür kriegst du hundert pro frei. Du musst Stark nur ein Mal nett ansehen. Habt ihr euch übrigens wieder eingekriegt? Die Mädchen waren verwirrt. Louisa hat getratscht und Daria hat ihr den Mund gestopft. Du hast Glück, dass Daria die anderen Mädchen hasst. Die denken, dass der Stark dich deinem Freund weggenommen hat." Na jetzt ist meine Aufmerksamkeit vollkommen auf Kate gerichtet. Was hat wer gesagt? Eigentlich wollte ich nichts davon wissen, aber wenn sie schon mal anfängt, kann sie gerne weiter erzählen. ,,Was hat Daria denn gesagt?" Kate zuckt leichtfertig mit den Schultern. 

,,Nur, dass es um Lis ging. Es haben doch alle den Bericht gelesen, der Lis und Stark gezeigt hat. Daria hat wie eine Weltmeisterin alles aus ihren Fingern gezogen und das nur, damit Louisa nicht Recht hat. Ben sei ja heimlich in Lis verknallt, ist aber mit dir zusammen. Dave weiß es als bester Kumpel natürlich, hat trotzdem mit ihr etwas angefangen und dann kam alles zum anderen und jetzt sag mal, habt ihr euch wieder vertragen?" Ich nicke. Vertragen klingt so, als wären wir ein Paar, das sich wegen einer Praline gestritten hat, aber... ich sollte das nicht alles so eng sehen. ,,Ja." Kate fasst sich ans Herz und legt sich auf den Boden. 

,,Ach wie schön. Du solltest über deine Geschichte mit Stark ein Buch schreiben. Den Leuten würde das Herz aufgehen. Über dich würde man sich aufregen und den Stark würde man umbringen wollen. Zusammen will man euch nur knuddeln. Lass mich deine Trauzeugin werden, wenn ihr heiratet", träumt sie jetzt. Oh Kate.

,,Halt die Klappe, Kate." Ich mache sie nass und sie kreischt herum. 

,,Du Monster!"

,,Geh jetzt." 

,,Nö." Sie bleibt liegen und schließt die Augen. Dieses Mädchen ist unglaublich. Als ich fertig bin, hülle ich mich in einen weißen, kuscheligen Mantel und lege mich zu ihr. Es ist super einfach auf dem Boden zu liegen, um fünf am Nachmittag und ohne Aussicht darauf je wieder aufzustehen.

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