Er lacht und ich beiße mir auf meine Lippe.

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Ich stehe bereit und angezogen vor dem Haus, in dem ich arbeite. Gut, niemand liebt seine Arbeit wohl so sehr wie ich, wo ich sie wieder so schnell besuche. Alter Schwede, warum bin ich auch so dumm und habe mich darauf eingelassen? Noch vor einer Stunde war ich mir sicher, mich zu entspannen und glücklich ins Bett zu fallen. Naja, glücklich sein ist Interpretations Sache. Wie auch immer...

Ich trage ein Cocktailkleid. Billig wirken war das letzte was ich wollte, aber ihm zu zeigen wie unsicher ich bin, genauso wenig. Das Kleid ist oben Gold angehaucht und hat einen V-Ausschnitt. Unten fällt es Weiß bis zu der Mitte meines Oberschenkels. Falls also ein Wind aufkommt, stehe ich entblößt da. Damit mir nicht kalt wird, habe ich mir meine schwarze Lederjacke übergezogen. Es ruiniert das ganze Outfit, aber so schick wollte ich nun wirklich nicht aussehen. Das soll ja kein Date sein... Wieso sehe ich dann so aus? Bin ich eigentlich komplett dumm?

Ich klingle trotzdem. Es hilft ja nichts. Zurück zu laufen macht keinen Sinn. Es vergeht nämlich nicht eine Sekunde, da wird die Tür schon aufgeschoben. Stark steht vor mir und sieht mich mit seinen funkelnden Augen an. Sein Blick wandert über meinen Körper und bleiben an meinen Schuhen kleben. ,,High Heels sind nichts für dich?" Ich schaue auf meine weißen Chucks. Hm, ich gebe zu, sie machen das Outfit nicht hochwertiger.

,,Nein. Ich dachte nicht, dass es wichtig wäre", erkläre ich mein Aufzug. Wenn er deswegen alles abbläst, dann weiß ich zumindest bescheid, welch oberflächlicher Arroganz Bolzen er ist. Der Stark kommt allerdings eine Stufe zu mir runter, was ich schon einmal merkwürdig finde... Na gut, er muss es ja irgendwann, aber dabei schaut er mich so intensiv an. Meine Augen schmerzen gleich noch, wenn sie noch mehr Aufmerksamkeit bekommen. Einen kleinen Zentimeter bleibt er vor mir stehen. Minimaler Abstand würde ich sagen. Weiche ich zurück? Das kann er knicken. So unsicher macht er mich nämlich nicht. Ich muss jedoch zu ihm hochschauen, um ihn überhaupt noch zu sehen. Seine Hände sind wie immer in den Taschen seiner Anzughose.

,,Ist es nicht, nein. Ich will doch, dass du dich so wohl fühlst, wie es nur geht", haucht er. Die Gänsehaut lässt grüßen. Das macht er extra, denn er weiß genau wie er Frauen um den Finger wickelt. Nicht mit mir. Da beißt er sich noch die Zähne dran aus. Seinem Blick halte ich gekonnt stand.

,,Ich dachte, wir wollten gehen?", komme ich zur Sache und lächle ihn zuckersüß an. Mich würde interessieren, ob ich auch anders könnte. Bin ich von Natur aus so eine Zicke oder stellt der Stark das mit mir an...?

,,Hast du es so eilig?", fragt er mich ruhig und bedacht. Er hat es sicherlich nicht sehr eilig. Ich eigentlich auch nicht, trotzdem muss ich ihm ja keine Hoffnungen auf einen langen Abend machen.

,,Ja."

,,Was hast du heute noch vor?", fragt er mich lächelnd. Natürlich durchschaut er mich. Das bringt ihm aber nichts, denn ich bleibe bei meinem Standpunkt.

,,Das hat dich nicht zu interessieren."

,,Das tut es aber. Ich wusste schon, dass es nicht leicht werden würde mit dir. Dich zu überzeugen ist eine wahrhaft meisterliche Aufgabe." Ist das ein Kompliment? Ich hoffe doch schon.

,,Hast du daran gezweifelt?"

,,Nicht im geringsten." Wir stehen eine Weile auf der Stelle. Es fängt an komisch zu werden und ich weiche einen Schritt zurück. Stark wendet seine Augen nicht von mir ab.

,,Willst du jetzt den ganzen Abend nur gucken?", stelle ich erneut eine Frage. Das wird zu einer unendlichen Fragerunde.

,,Welch verführerisches Angebot, aber ich befürchte dann verhungerst du." Dazu sage ich nichts. Er schließt die Tür und legt den Arm wie selbstverständlich um meine Taille, um mich zum Auto zu geleiten. Er öffnet mir die Beifahrertür und ich steige ein. Ich beobachte wie er ums Auto geht, leicht und lässig am Steuer platz nimmt. Sobald er einen sicheren Sitz hat, schaut er mich an. ,,Bereit?" Ich nicke. Wie ein kleiner Junge lächelt er, sobald der Motor startet. Als hätte er sein erstes Date. Nur mit dem Unterschied, dass dieser Junge genau weiß was er will. ,,Wie war die Wanne?", fragt er nach einer Weile. Ich schaue Stark an, der mir zulächelt, um dann wieder auf die Straße zu gucken. Meine Hände liegen auf meinem Schoß. Die stille war angenehm. Neben ihm zu sitzen macht mir nicht viel aus. Immerhin ist er ein ganz normaler Mensch, wie jeder andere auch. Trotzdem strahlt er eine gewisse, übermächtige Präsenz aus.

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