Wir suchen auch nachts nach der Sonne - Luna Lovegood

Briefe, Gespräche und Besuch

Fassungslos sieht Ginny Hermine an. Auch ich bin geschockt. Aber nicht, weil ich den Brief nicht gesehen habe, sondern wegen Ginny. Hermine schluchzt und sieht Ginny entschuldigend an. Diese steht auf und stellt sich stumm ans Fenster.

Ich drehe den Herd ab und schrecke die Nudeln ab. Dann nehme ich ein paar Teller und beginne, das Essen zu verteilen. Zwischenzeitlich rufe ich nach den Jungen, welche ein paar Minuten später erscheinen. „Endlich essen!" sagt Ron, als er den Raum betritt, verstummt aber sofort, als er Hermine so sitzen sieht.

„Was ist hier los?" fragt er dann und setzt sich neben seine Freundin, mit Blick auf Ginny, die immer noch am Fenster steht. Ich stelle die Teller auf den Tisch und lege Besteck dazu. Danach setze ich mich neben Neville an den Tisch.

Alle warten auf den Beginn der Handlung. Es war wie im Theater. Der Vorhang war noch geschlossen, alle gefesselt von der Vorfreude. Unter dem Tisch nimmt Neville meine Hand und drückt sie.

Und die Handlung beginnt. „Hermine hat einen Brief von Harry Potter erhalten." sagt Ginny eisig und sieht ihren Bruder an. Dieser sieht nun überrascht seine Freundin an. „Echt? Wann?" Hermine wischt sich die Tränen aus dem Gesicht und antwortet: „Vorgestern Abend. Aber ich sollte es für mich behalten." Sie vergräbt das Gesicht in der Armbeuge.

Beruhigend streicht ihr Ron über den Rücken. „Was hat er denn geschrieben?" fragt Neville. Hermine kramt in ihrer Hosentasche und bringt ein sorgsam gefaltetes Pergament heraus. Sie reicht es Neville, welcher es auffaltet und beginnt vorzulesen.

Liebe Hermine!
Ich hoffe, die Eule erreicht dich, wenn du ungestört bist. Du solltest Ron und Ginny besser nichts von dem Brief erzählen. Ron würde sich nur wieder aufregen und Ginny... keine Ahnung, vermutlich bin ich bei ihr gestorben.
Ich bin hier im Norden Englands in einem kleinen Wald mit Auroren aus dem Ministerium. Wir verfolgen Todesser, fünf sitzen dank uns schon in Askaban. Ich bin eine Art Lockvogel, das ist ziemlich effektiv.
Habt ihr auch einen Brief vom Ministerium bekommen? Dass ihr nach Hogwarts kommen sollt? Ich habe ihnen eure Adresse mitgeteilt, nicht, dass ihr euch wundert. Kommt ihr? Ich werde da sein.
Ich überlege jetzt schon ein paar Nächte, was wohl passieren würde, wenn ich zu euch zurückkäme. Würdet ihr mich überhaupt hineinlassen? Und Ginny - sag ihr, dass ich sie liebe und das es mir leid tut. Obwohl. Sag ihr lieber nicht, dass ich dir geschrieben habe. Sie würde es nicht verstehen.
Dann bis voraussichtlich Samstag,
Harry.

Neville lässt den Brief sinken und legt ihn auf den Tisch. Ron starrt nun ebenfalls aus dem Fenster, Ginny rinnt eine Träne über die Wange. Ich fühle mich unwohl, so falsch am Platz. Mich gehen ja eigentlich die Probleme der anderen nichts an. Neville drückt unter dem Tisch meine Hand.

„Jetzt ist er wirklich für mich gestorben." sagt Ginny und ballt ihre Hand zur Faust. Ron steht auf und beginnt, im Raum auf und ab zu laufen. Hermine nimmt sich eine Gabel und stochert in den Nudeln herum. Ich tue es ihr nach. Das Gemüse schmeckt ziemlich gut.

„Nein. Nein, nein, nein! Wir streiten uns nicht wegen Harry. Nicht, nachdem er uns so enttäuscht hat." sagt Ron plötzlich und stellt sich neben seine Schwester. Überrascht sehen wir ihn an. „Was bringt es uns, uns gegenseitig zu meiden, ignorieren oder gar hassen? Nichts. Da gibt es doch nur noch mehr Streit und Tränen. Ich bin dafür, dass wir den Brief einfach verbrennen und nie wieder darüber reden. Soll er doch nach Hogwarts kommen. Soll er doch seinen Ruhm durch waghalsige Missionen verdoppeln. Das kann und doch egal sein. Wir haben uns. Also lasst uns einfach so weiter machen wie vorher." Ron sieht uns an.

Perplex sitzen bzw. stehen wir da. Ron wird sichtlich unsicher und sieht zwischen uns hin und her. Hermine steht auf und läuft zu den Weasleys. Ich halte die Luft an. Doch Hermine fällt Ginny einfach nur um den Hals und entschuldigt sich unter Tränen bei ihr. Ginny steht erst stocksteif da, drückt Hermine aber dann auch an sich und entschuldigt sich ebenfalls. Für was, weiß keiner.