Wie letztes Mal

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Im Astronomieturm habe ich mich schon immer wohl gefühlt. Früher, als ich noch hier zur Schule ging, war ich oft hier. Hier hatte ich meine Ruhe, eine tolle Aussicht und viel Zeit zum Nachdenken.

Und genau das tat ich jetzt. Ich saß in einer der Ecken auf dem Boden und sah aus dem gegenüberliegenden Fenster hinaus auf den See. Alles war so friedlich, so ruhig.

Ich war so dumm. Warum habe ich Neville das abgetan? Wie konnte ich nur? Ich habe ihm sicher das Herz gebrochen. Und alles nur wegen der Aktion auf dem Schulhof? Wie egoistisch und dumm war ich eigentlich? Ich musste es wieder gut machen. Ich hoffe, Neville verzeiht mir.

Ich schlang die Arme um meine Beine und legte den Kopf auf die Knie. Ein paar Tränen rannen über meine Wangen und auch ein Schluchzen konnte ich nicht unterdrücken. Aber das hatte ich jetzt von meiner Aktion.

Ich sammelte meine Gedanken und erhob mich. Mit dem Ärmel meiner Jacke wischte ich mir übers Gesicht.

Der See lag so ruhig und verlassen da. Keine Wolke zog am Himmel, die Nacht war sternenklar. Finster lag der verbotene Wald. Hagrids Hütte war wieder aufgebaut worden und sah nun genauso aus wie immer.

Aus der Ferne sah ich, wie ein Seeungeheur einen Luftsprung aus dem Wasser vollführte. Es war eine wunderschöne Nacht.

Auf den Ländereien sah ich ein Handvoll Leute auf das Schloss zuliefen. Verspätete Gäste, nahm ich an. Ich beachtete sie nicht weiter. Viel mehr widmete ich meine Aufmerksamkeit einer kleiner Kratzerei auf dem Boden.

Fur diese handgroße Aneinanderreihung von Kratzern im Stein mussten Ginny und ich etwa vier Wochen im Kerker der Schule verbringen. Noch in der ersten Schulwoche haben wir den Ort aufgesucht, an dem Albus Dumbledore starb. Wir haben im Gedacht und lange über ihn gesprochen.

Irgendwann kam Ginny auf die Idee, irgendwas als Zeichen für den größten Schulleiter Hogwarts zu errichten. Wir haben noch lange überlegt, was wir machen könnten und kamen dann irgendwann auf die zwei Zeilen, welche uns so viel Ärger eingebracht hatten:

Hier starb Albus Dumbledore, der größte, edelste und weiseste Schulleiter Hogwarts. Auf dass niemand sein Andenken vergesse oder missachte.

Wir haben diese Zeilen mit einem einfachen Zauber in den Boden geritzt. So standen sie dann unter dem Fenster, aus welchem er stürzte. Wir gingen schlafen.

Am nächsten Tag wurden wir beiden sehr früh von den Todessern geweckt. Ohne eine Begründung wurden wir zu Snape gebracht, welcher uns zwei quälende Stunden einfach warten ließ. Danach fragte er uns, ob wir die Sätze in Astronomieturm geschrieben hatten. Wir bejahten. Ein großer Fehler.

Wir mussten die Zeilen entfernen und in der Küche auf waschen als Strafe. Ginny regte sich darüber so auf, dass sie und ich noch in derselben Nacht nach oben stiegen in den Astronomieturm stiegen und die Zeile erneut in den Stein arbeiteten. Nur diesmal waren wir schlauer.

Wir verzauberten die Wörter, sodass man den gesamten Text nur lesen konnte, wenn man ein Wort sagte und mit dem Zauberstab gegen die Unebenheit im Boden tippte. Ansonsten blieb es diese unleserliche Anhäufung von Kratzern.

Auch das sahen die Todesser wieder und wieder mussten wir zu Snape. Nur dass sie diesmal keine Ahnung hatten, was wir eigentlich geschrieben haben. Wir wurden dafür in den Kerker gesperrt. Dort sollten wir schlafen und wohnen. Nur zum Unterricht durften wir hinaus, immer in Begleitung von irgendeinem Todesser.

Im Unterricht wurden wir behandelt wie der letzte Dreck. Zum Beispiel mussten bereits die Drittklässler den Schockzauber üben. Und das an uns. Wir konnten beide eine Weile kaum gerade laufen.

Nach den vier Wochen wurden Ginny und ich freigelassen. Aber auch nur für kurze Zeit. Ginny wurde wieder bei etwas angeblich „illegales“ erwischt wurde. Und ich wurde irgendwann von den Todessern gefangen genommen. Wieder ohne irgendeine Begründung. Ich kam zum Anwesen der Malfoys und wurde dort ewig gefangen gehalten.

Mit meinem Zauberstab ließ ich einen kleinen Blumenstrauß entstehen und legte ihn auf die Schrift. Ich hoffe, dass Dumbledore oben im Himmel sehen konnte, dass wir ihm gedachten.

Ein heller Lichtstrahl erschrak mich. Er kam vom Eingangsbereich. Verwundert sah ich hinab auf das Schloss. Was könnte das gewesen sein? Wieder waren die Lichter von gesprochenen Zaubern zu sehen, diesmal heftig hintereinander. Da kämpft doch jemand!

Ich zog meinen Zauberstab und wollte gerade den Turm verlassen, als die Lichter abrupt endeten. Erschrocken blieb ich stehen und lief dann doch zurück zum Fenster, um nachzusehen, was nun passiert war.

Ich befand mich gerade in der Mitte des Turmes, als ein ohrenbetäubender Knall zu hören war. Das Geräusch erschreckte mich so sehr, dass ich hinfiel. Dabei riss ich mir die Hände blutig.

Panisch rannen mir die Gedanken durch den Kopf. Was war dieser Knall? Was war das für ein Kampf vorhin? Wurden wir angegriffen?

Und noch ein Wort hallte durch meinen Kopf. Neville. Was, wenn ihm etwas passiert ist? Und ich hab Schluss gemacht. Vielleicht kann ich es nun nicht mehr rückgängig machen. Was, wenn er gar tot...? Meine Atmung ging schneller, mein Puls schnellte nach oben.

Ich verbot mir selbst den Gedanken. An sowas darf man nicht denken. Ich rappelte mich auf und verließ in zügigen Schritten den Astronomieturm.

Die oberen Stockwerke waren ruhig. Ich begegnete niemanden. Mich immer wieder umschauend lief ich durch die verlassenen Flure. Im vierten Stock hörte ich die ersten Geräusche. Sie erinnerten mich an die Schlacht vor ziemlich genau einem Jahr. Nur das wir diesmal schon zwischen den Trümmern kämpften.

Über eine Treppe stieg ich hinab in die dritte Etage. Immer noch begegnete mir niemand, doch die Geräusche wurden lauter. Zweiter Stock. Meine Atmung beschleunigte sich wieder, ich wusste aber nicht, ob es Angst oder Aufregung war. Wahrscheinlich beides.

Im ersten Stock landete ich mitten in einem Schlachtfeld. Gerade noch rechtzeitig duckte ich mich unter einem Schockzauber hindurch. Schnell schätzte ich die Situation ein.

Eine Handvoll vermummte Personen kämpften gegen etwa zehn Auroren. Ich erkannte Ginny am Ende des Korridores, sie kämpfte gerade erbittert gegen eine der Eindringlinge. Ich sprach ebenfalls ein paar unterschiedlich Zauber, ein paar Zauber verfehlten ihr Ziel und landeten in der Wand.

Plötzlich änderte sich allerdings das Bild. Weitere Todesser betraten den Flur und unterstützen ihre Kumpanen. Die Auroren waren plötzlich zahlenmäßig unterlegen und die Kämpfe wurden heftiger.

Ich wurde von einem der Neulinge angegriffen. Ich ging auf das Duell ein. Wir beschossen uns gegenseitig mit Flüchen. Es war eine ganze Weile ein ausgewogenes Duell, doch der Todesser erhielt bald Unterstützung. Ich war nur noch am Abblocken und ducken. Doch plötzlich kippte einer der beiden um, er wurde geschockt.

Der andere sah für einen Moment auf seinen Mitstreiter und genau in diesem Moment wurde auch er getroffen. Gerettet sah ich mich nach meinem Retter um, als ich unerwartet am Arm gezogen wurde. Ich wollte gerade schreien, als ich die Person erkannte. Neville.

Er sagte kein Wort, beugte sich nur zu mir herunter und küsste mich. Und ich schmolz dahin. Ich vergaß kurz die Kämpfe um uns herum, schenkte meine ganze Aufmerksamkeit dem Jungen vor mir. Doch nach ein paar Sekunden war der Moment vorbei und Neville löste sich von mir.

„Versprich mir, dass du auf dich aufpasst?“ fragt er mich und sieht mir in die Augen. Ich nicke. „Es tut mir leid, Neville. Ich will dich nicht verlassen. Ich kann dich gar nicht verlassen...“ fing ich an zu erklären, doch ein Lichtstrahl, der uns nur knapp verfehlte, unterbrach mich. Wir sprangen auseinander.

„Pass auf dich auf!“ rief ich ihm noch zu. Er nickte und rannte dann dem Angreifer hinterher.

Ein neues Kapitel, nur für euch!

Ich hoffe, ihr habt alle das wunderbare Wetter letzte Woche genossen und habt nun im Regen Zeit, dass hier zu lesen.

Wie immer nehme ich gerne Kritik und Anregungen entgegen, also keine falsche Scheu. Ich beiß nur Pommes.

Frohe Pfingsten! 

Wir suchen auch nachts nach der Sonne - Luna LovegoodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt