Ein lautes Fluchen riss mich aus meinem unruhigen Schlaf. Erschrocken und leicht genervt setzte ich mich auf und sah mich ihm Raum um.
Hermine stand mit dem Rücken an einem der beiden Fenster, Ron lehnte zu ihren Füßen an der Wand.
Geflucht hatte wahrscheinlich Ron, den Draco Malfoy stand in der Tür und sah sich, genau wie ich, Zimmer um.
„Und? Was willst du?" blaffte Ron ihn an. Draco schien ihn zu ignorieren, denn er setzte sich neben mich auf das Bett.
Draco nahm sein Gesicht zwischen die Hände und fuhr sich dann mit einer Hand durch die Haare.
„Rodolphus will euch für Geld an das Ministerium verkaufen, aber..." er schien Luft zu holen, „meinen Eltern ist die ganze Angelegenheit zu heiß. Sie wollen euch los werden."
Ron fluchte wieder und schlug mit der Faust auf den Boden. Hermine schien weit weg in Gedanken, sie wippte nur vor und zurück, den Blick auf irgendeinen Punkt an der Tür gerichtet.
„Wann?" fragte Ron und sah Draco fast feindselig an. Draco schien zu zögern, entschied sich aber doch dafür, etwas zu sagen. „Morgen Abend."
Wie versteinert saß ich auf meinem Bett. Ich werde also sterben. Und das in nicht einmal 24 Stunden.
„Hast du eine Möglichkeit uns zu helfen?" fragte Ron und stand auf.
Dracos Blick verfinsterte sich und er sagte kalt: „Warum sollte ich dir den Arsch retten?"
Doch Ron schien diese Frage bereits erwartet zu haben. Er baute sich vor Draco auf und sprach: „Weil ich dir deinen Arsch in Hogwarts gerettet habe. Wenn wir nicht gewesen wären, wärst du noch ein Häufchen Asche!"
Draco zuckte sichtlich zusammen und erhob sich nun ebenfalls.
Ohne ein Wort schnappte er sich den nunmehr leeren Korb und verschwand aus dem Zimmer.
„Dieser Sp..." fing Ron an, doch Hermine unterbrach ihm. „Ron! Siehst du nicht, dass der Junge total überfordert ist? Draco überlegt sich doch etwas, du hast es doch gesehen!" Sie stellte sich vor ihn und legte ihm eine Hand auf den Arm.
„Du sollst mich nicht immer unterbrechen!" Ron schien fast zu explodieren.
Leise stand ich auf und stellte mich ans Fenster. Draußen schienen die Sterne, der Mond war lange nicht mehr so groß gewesen.
Hinter mir schrien sich Ron und Hermine an, es ging um ihre Gefangenschaft. Man merkte deutlich, dass beide mit den Nerven völlig am Ende waren.
Plötzlich sah ich draußen im Park jemanden etwas zaubern. Ich sah nur einen blonden Kopf, welcher gerade eine Patronus Zauber ausführte.
Die Person sah nun zum Haus und ich konnte nun ihr Gesicht sehen. Es war Draco.
„Ähm, könntet ihr zwei mal für einen Moment aufhören zu streiten? Da draußen ist Draco." rief ich über den Streit der beiden hinweg.
Tatsächlich verstummten Hermine und Ron hinter mir. Hermine kam zu mir und sah nun ebenfalls aus dem Fenster.
„Was er wohl da macht?" fragte Hermine hinter mir. „Er hat vorhin einen Patronus abgeschickt." sage ich ihr und beobachte Draco weiter.
Diesem schien nun etwas eingefallen zu sein, den er sah nun zu den Fenstern hinauf. Wahrscheinlich erblickte er uns. Draco lief im Sturmschritt zurück in das Haus.
„Komisch." meinte Hermine und wandte sich ab. Ich blieb noch eine Weile dort stehen, beobachtete die Bäume, die lange Schatten warfen.
Hermine und Ron schienen ihren Streit vorerst beendet, denn zwischen den beiden war Ruhe.
Wieder trat Draco aus dem Haus. Er sah noch einmal zu dem Fenster, hob den Zauberstab und sprach etwas, was ist ich durch die Scheiben nicht hören konnte.
Es schien nicht zu funktionieren, den er sah ein wenig genervt aus. Wieder hob er den Stab, sprach etwas und - nichts passierte. Er probierte es noch ein paar mal, bis er schließlich den Zauberstab wieder einsteckte.
Draco lief tiefer in den Park hinein und verschwand aus unserem Blickfeld.
„Keine Ahnung, was er da draußen treibt." meinte Hermine und wandte sich ab.
Ron und Hermine schienen ihren Streit vorerst beendet zu haben, denn sie waren beide stumm. Ich blieb noch eine Weile am Fenster, schaute mir das Spiel der Bäume im Park mit dem Wind an.
„Ich leg mich hin, Luna. Gute Nacht." hörte ich Hermine sagen. Ich sah kurz über meine Schulter und nickte ihr zu.
Immerhin hatte Draco am Abend noch zwei Pritschen besorgt, sodass wir nun alle einigermaßen bequem schlafen konnten.
Ron hatte sich ebenfalls auf einer Liege ausgestreckt und bereits die Augen geschlossen.
Seufzend wandte ich mich wieder dem Fenster zu und sah hinaus zum Himmel. Wann war die letzte Nacht, als der Mond so hell strahlte?
Ich liebte die Nacht. Früher, als ich mich klein war und meine Mutter noch am Leben war, hatte sie mir immer kleine Geschichten über die Nacht erzählt. Das sie die Tiere vor Feinden schützt, dass sie alles sieht, was auf der Erde passiert. Das sie auf die kleinen Kinder aufpasst.
Doch noch besser hatte mir die Geschichte von den Sternen gefallen.
„Die Sterne" erzählte Mum immer vor dem Schlafen gehen, „Die Sterne, kleiner Schatz, hat noch niemand gezählt. Immer, wenn jemand gerade die Zahl erreicht hat, huscht eine Sternschnuppe über den Himmel und der Zähler muss von vorn beginnen. Woher soll er den wissen, ob er eben diesen Stern schon gezählt hat?
Doch eines Tages zählte ein kleines Mädchen die Sterne. Gerade, als sie die Zahl erreicht hat, kam wieder die Sternschnuppe. Das Mädchen schloss geschwind die Augen und wünschte sich etwas, und sie sagte die Zahl der Sterne laut auf.
Da waren die Sterne froh, denn endlich hatte jemand alle Sterne gezählt. Das Mädchen wurde in den Sternenhimmel gehoben und schaut von dort auf uns hinab. Und weist du auch, wie das Mädchen heißt?" fragte meine Mum immer an dieser Stelle.
„Kassiopeia!" habe ich dann immer gerufen und geklatscht. Danach hat mir meine Mum eine Gute-Nacht-Kuss auf die Stirn gedrückt und mich fest zu gedeckt.
Mit Tränen in den Augen legte ich eine Hand auf die Fensterscheibe und sah hinauf zu den Sternen.
„Mum? Wenn du mich hören kannst, dann hör mir bitte zu. Es tut mir leid, dass ich mich so verändert habe. Ich weiß, dass ich nicht mehr das Mädchen bin, was du und Dad kanntest. Doch ihr fehlt mir so unendlich. Es tut mir leid." flüsterte ich und legte den Kopf gegen die Fensterscheibe.
Tränen liefen mir in kleine Strömen über die Wangen, doch ich tat nichts dagegen. Mir wurde auf einmal bewusst, wie allein ich doch jetzt nach diesem Krieg war. Wie allein wir alle waren.
Ich dreht mich um und sah auf die schlafenden. Ron hatte seinen Bruder verloren, Hermine mehr oder weniger ihre Eltern.
Harry hatte die restlichen Freunde seiner Eltern verloren, Ginny ihre beste Freundin. Neville verlor seine Eltern und seine Großmutter.
Wir waren alle nervlige Fracks, nichts von dem, was vorher war, ist übrig geblieben. Und damit mussten wir nun leben.
Laaanges Kapitel, viel Spass beim lesen. Lasst Feedback da, ob euch auch solche Philosophischen Passagen gefallen :)
DU LIEST GERADE
Wir suchen auch nachts nach der Sonne - Luna Lovegood
FanficDie Schlacht um Hogwarts ist vorbei, alles liegt in Trümmern. Auch Lunas Leben. Ihr Vater wurde von Todessern ermordet, sie hat kein zu Hause mehr und auch keine Perspektive. Hogwarts, die Schule für Hexerei und Zauberei wird geschlossen. Diese Ges...