Ginny tippte mit ihrem Finger auf den Tisch. Ihr Blick wandert zum Fenster, sie scheint mit den Gedanken weit weg.
Verwirrt blickt Ron zu uns, unsicher, wie er sich verhalten soll. Gerade als er Luftholen und nocheinmal fragen wollte, sprach Ginny: „Warum sollte ich dir davon erzählen?"
Sie sah immer noch nicht zu uns, weshalb Ron einfach erwiderte: „Ich bin dein Bruder. Ich muss doch wissen, wie es meiner kleinen Schwester geht. Außerdem kann es ja sein, dass ich ihm eins in die Fresse geben sollte, und das würde ich ungern verpassen."
Ginny lachte und drehte sich dann zu uns um. Ron sah sie bittend an, woraufhin sich Ginny auf einen der Küchenstühle setze. Sie seufzte kurz und wuschelte sich mit der Hand durch die Haare.
„Also gut. Harry hat mich gefragt, ob ich euch für ihn verlassen würde und ich hab ‚nein' gesagt, woraufhin er mir vorwarf, dass ich ihn nicht lieben würde. Das stimmt aber nicht, was ich ihm auch erklärte. Aber er glaubt es mir nicht. Daraufhin habe ich ihn ein arrogantes, egoistisches Arschloch genannt und bin gegangen. Seit dem reden wir nicht mehr miteinander."
Trotzig sah sie ihren Bruder an, welcher mit offenen Mund vor ihr stand. „Du hast ihn wie genannt?"
Ginny grinste und wiederholte: „Arrogantes, egoistisches Arschloch." Ron fährt sich verzweifelt durch die Haare und murmelt: „Und das zu Harry."
Neben mir schüttelte sich Neville vor lachen, allerdings ohne einen Ton von sich zu geben. Auch ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
Doch Ron wurde sofort wieder ernst und fragte seine Schwester: „Warum wollte er, dass du uns zurücklässt?"
Ginnys Hand begann zu zittern, sie schien mit sich zu kämpfen. „Ginny?" fragt Ron nocheinmal, da er auch Ginnys Reaktion sah.
Sie holte Luft, unterbrach sich aber selbst und schüttelte den Kopf. „Ich habe Harry versprochen, dass ich es niemanden erzähle. Und auch wenn es zur Zeit nicht gut zwischen uns läuft, breche ich nicht meinen Schwur."
Ron wollte noch etwas sagen, als Neville dazwischen ging. „Ron" meinte er, „Lass gut sein". Daraufhin schloss Ron den Mund und setzte sich an den Küchentisch.
„Kommst du mit in den Garten?" fragte mich Ginny, worauf ich nickte. Zusammen verließen wir das Haus durch die Verandatür.
Der kleine Garten war so typisch für eine englische Vorstadt, dass es fast weh tat. Ginny steuerte auf eine kleine Bank zu, welche im einer Ecke neben einem kleinen Häuschen stand.
Dort setzte sie sich hin und sah auf den kleinen Busch, welcher neben der Bretterhütte stand. Langsam trat ich auf sie zu und fragte: „Ginny? Alles in Ordnung?"
Ginny wippte mit dem Oberkörper hin und her, den Blick nicht von dem Busch lösend. Ich setzte mich neben sie und folgte ihrem Blick. Eine ganze Weile saßen wir so da, bis Ginny plötzlich die Hände vor das Gesicht schlug und schluchzte. Ein wenig irritiert sah ich sie an und legte dann sofort meinen Arm um ihre Schulter.
Sie ließ den Kopf gegen meine Schulter sacken und weinte. Unsicher und perplex murmelte ich beruhigende Worte, doch sie schienen nichts zu bringen.
Über ihre Tränen hinweg fragte ich sie: „Was hast du den?" Ginny schüttelte nur den Kopf und weinte weiter. „Ginny? Ginny, sag schon, was mit dir los ist."
Heftig schluchzend hob sie den Kopf und versuchte, die Worte für ihre Gefühle zu bleibe.
„Harry will von uns fort. Er will den Auroren helfen, die restlichen Todesser zu finden und zu töten. Ich habe ihm gesagt, dass das nicht seine Aufgabe ist, das er dabei drauf gehen kann. Aber wollte nicht auf mich hören. Dann hat er mich gebeten, mit ihm zu gehen. Ich habe gesagt, dass ich das nicht will und das ich bei euch bleibe. Wie ich schon sagte, er hat mir vorgeworfen, dass ich ihn nicht mehr lieben würde, dass ich noch nie eine geliebte Person durch Mord verloren hätte. Nachdem er das gesagt hat, habe ich ihn eine Ohrfeige gegeben und bin gegangen."
Ginny schluchzte wieder und neue Tränen rannen über ihre Wangen.
„Aber ich liebe ihn doch. Wie kann er mir nur vorwerfen, ich würde ihn nicht lieben?" Ginny lehnte sich wieder an mich. Mir fehlten die Worten. Erst behauptet Harry, dass Ginny ihn nicht lieben würde, und dann sagt er, dass sie keine Ahnung von Verlusten hätte. Dabei hatte Ginny ihren Bruder in der Schlacht verloren. Remus und Tonks sind in der Schlacht gestorben und Ginny ist mit den beiden groß geworden.
Ein leises quitschen von der Verandatür war zu hören, weshalb ich den Kopf drehte. Hermine stand im Türrahmen und sah mich an. Als sie Ginny so sitzen sah, kam sie auf uns zu und kniete sich vor uns auf den Boden.
„Ginny? Kommst du? Harry möchte uns etwas sagen." Irritiert hob sie den Kopf und wischte sich mit der Hand über die Augen. Hermine schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln, doch das erreichte nicht die Augen. Da wusste ich, dass Harry nichts positives zu verkünden hatte.
Hermine reichte Ginny ein Taschentuch und nahm sie bei der einen Hand. Die andere ergriff ich und so liefen wir in das Haus. Hin und wieder schluchzte Ginny kurz auf und zerquetschte fast meine Hand. Doch ich drückte sie immer zurück und zeigte ihr damit meine Anwesenheit.
Im Wohnzimmer trafen wir auf die Jungen. Ron und Neville saßen auf der Couch, Harry stand am Kamin und betrachtete die Fotos auf dem Sims.
Alle drei hoben die Köpfe, als wir das Zimmer betraten. Rons und Harrys Blick blieben besonders lange an Ginnys verheulten Gesicht hängen.
Ron warf Harry einen bitterbösen Blick zu, worauf der mit monotoner Stimme zu reden begann.
„Der Tod so vieler unschuldiger Menschen in Hogwarts lässt mir keine Ruh. Ich kann nicht hier rum sitzen, wenn Todesser durch das Land streichen und foltern oder morden. Deshalb werde ich von euch fort gehen. Ich wende mich an das Ministerium. Vielleicht können die etwas mit mir anfangen."
Neben mir schluchzte Ginny auf. Auch über Hermines Gesicht rollten Tränen. Als Harry das sah, fing er wieder an mir sprechen.
„Ginny, können wir noch einmal reden? Ich will dich nicht so zurück lassen."
Bevor einer von uns etwas sagen konnte, sprang Ron auf und packte Harry an der Jacke.
„Wehe du redest noch einmal mit meiner Schwester. Sieh sie dir doch an! Sie ist ein Frack! Und du wirfst ihr Dinge vor, die nicht stimmen? Wie dämlich ist das den?! Lass sie, uns einfach in Ruhe und verpiss dich! Wir kommen auch ohne dich klar. Tritt ruhig alles mit Füßen, was wir so mühsam aufgebaut haben!"
Ron packte Harrys Rucksack und drückte diesen Harry in die Hand. Dann schob er ihn aus der Verandatür und sagte noch: „Angenehme Reise für den Auserwählten." Dann knallte er die Tür vor Harrys Nase zu.
Ja, ich habs geschafft! Das neue Kapitel ist da! ;)
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Wir suchen auch nachts nach der Sonne - Luna Lovegood
FanfictionDie Schlacht um Hogwarts ist vorbei, alles liegt in Trümmern. Auch Lunas Leben. Ihr Vater wurde von Todessern ermordet, sie hat kein zu Hause mehr und auch keine Perspektive. Hogwarts, die Schule für Hexerei und Zauberei wird geschlossen. Diese Ges...