Emma POV
Dunkel und kalt. So fühlte sich meine Umgebung an. Schon seit Minuten verharrte ich einer total unangenehmen Position, irgendwo am Boden, an einem kalten Boden, irgendwo, wo es fürchterlich stank. Innerlich musste ich kämpfen, dass ich nicht anfing, zu würgen ... oder zu schluchzen. Wo war ich hier? Wer hatte mich hergebracht?
Das Letzte, woran ich mich erinnern konnte, war, dass alles um mich herum schwarz geworden war, mir so unheimlich schwindelig war und nun war ich hier. Wie ein Krankenhaus sah das aber nicht gerade aus. Ich traute mich aber auch nicht, mich nur ein Stück zu bewegen, denn ich dachte, wenn ich vielleicht einfach nur still sein würde, dass ich dann vielleicht rausfinden würde, durch irgendwelche Gespräche von Leuten, wo ich hier war. Wenn hier denn überhaupt irgendjemand war, was ich momentan bezweifelte.
»Hey! Pssst!«, hörte ich eine Stimme hinter mir, ich zuckte zusammen und riss meinen Kopf in die Ecke des Geräuschs, doch ich sah niemanden, schließlich war es ja stockdunkel. »Keine Angst, sie tun dir nichts. Sie wollen nur, dass du Ruhe gibst und nicht nervst, sonst können sie ganz schön fies werden«, meinte die Stimme. Meines Erachtens nach war sie weiblich.
»Das ist ja gut zu wissen. Dann lasse ich das mit dem um Hilfe schreien wohl lieber«, antwortete ich ihr und robbte so leise wie möglich in ihre Richtung. Vielleicht war das hier ja alles nur eine Falle und sie gehörte zu den Leuten, die mich hierhin verschleppt hatten, doch ich konnte dann nichts ändern.
»Wie heißt du?«, wurde ich gefragt. »Emma und du?« Es enstand kurz ein Schweigen. »Sie haben von dir gesprochen, Emma, dass sie dich haben wollten. Haben irgendwas von hohem Lösegeld gefaselt, doch es scheint wohl alles geklappt zu haben. Scheint wohl, als müsstest du mit mir Vorlieb nehmen. Ich bin schon eine gefühlte Ewigkeit hier. Und ich kann dir sagen, du lernst es, dass du jeden Morgen die Augen hier aufschlagen wirst, aber tief in deiner Seele wirst du es nie akzeptieren. Da spreche ich aus Erfahrung. Mein Name ist Ava.«
»Dann erzähl mal, Ava, was weißt du von diesem Ort? Wer hat uns hier hergebracht?« Mein Herz raste wie eine Maschine, während ich auf ihre Antwort wartete. Ava war bisher ein sehr offener Mensch, das gefiel mir, vielleicht lag es aber auch nur daran, dass sie seit sehr langer Zeit mit niemandem mehr richtig gesprochen hatte und so ein übersteigertes Bedürfnis danach hatte, sich mitzuteilen- was ich ehrlich gesagt- auch verstehen würde.
»Sie nennen sich die Rebels. Und nein, bevor du fragst, man muss sie nicht kennen, bevor ich hier herkam, habe ich auch noch nie von ihnen gehört. Sie sind wohl so etwas wie eine Gang, die anscheinend sehr gerne Leute gefangen nehmen, aus unerklärlichen Gründen, aber wenn ich so nachdenke, haben sie dich sicherlich als Geisel genommen, um deinen Stiefvater um Held zu erpressen. Wo wir uns befinden habe ich keine Ahnung. Tut mir sehr leid.«
Rebels. Ich hatte von ihnen wirklich noch nie etwas gehört, das hatte aber nicht viel zu sagen, da ich ja noch nicht sehr lange hier war und meine Erfahrungen dementsprechend klein. Konnte ich nur hoffen, dass sie bekannt genug waren, dass irgendjemand auf die Idee kommen würde, dass ich hier wäre, ich hatte nämlich keinerlei Lust, hier zu verschmoren.
Ich war hier hergezogen, um etwas mit Freunden zu untenehmen, etwas zu erleben, meinen Abschluss zu machen, glücklich zu sein ... Bisher ging es noch nicht mal annähernd in diese Richtung.
Eine Tür wurde geöffnet, das hörte ich am Quietschen und danach sah ich einen schwachen Lichtstrahl in unsere Zelle tauchen. Er spendete kaum Licht, doch dafür, dass es stockdunkel war, war es fast wie eine Taschenlampe. Ich konnte sehen, wie ein Tablett, mit Essen und etwas zu trinken zu uns hineingeschoben wurde. Kurz bevor die Tür geschlossen wurde, konnte ich noch einen kurzen Blick auf Ava erhaschen, sie hatte blonde Haare und war nicht sehr groß.
Eigentlich brachte es mir ja nichts, doch es war ein beruhigendes Gefühl, zu wissen, wie derjenige aussah, dem man in einer dunklen Zelle gegenüber saß.
Mein Magen fing an zu knurren und schnell robbte ich auf meine Portion Essen zu. Ava hatte sich schon ihre Portion genommen und ich konnte sie aus ihrer Ecke leise Schmatzen hören, was mich wieder daran erinnerte, was für einen Hunger ich doch hatte.
Das Essen war nichts besonderes: Eine Gemüsesuppe mit einem Stück Brot und ein Apfel, doch es sorgte dafür, dass der gröbste Hunger beseitigt wurde und ich nicht mehr das Gefühl hatte, in der nächsten Sekunde das Zeitliche zu segnen.
»Was machst du denn den ganzen Tag über?«, fragte ich Ava. »Eigentlich nichts. Ich schlafe, esse und döse eigentlich nur. Dann stelle ich mir noch immer vor, wie ich um die Welt reisen würde, welche schönen Orte ich alles besuchen würde, es hilft mir, der Realität zu entfliehen. Ich denke mir ebenfalls Geschichten aus, glaub mir, ich könnte mittlerweile schon etliche Buchreihen veröffentlichen. Das ist mein Zeitvertreib. Ach und wenn jemand hier vorbeiläuft und redet, dann nehme ich mir die Freiheit, bestens zuzuhören. Man könnte sagen, ich weiß mittlweile schon fast alle Geheimnisse der Rebels und wie es scheint, suchen alle nach dir. Herzlichen Glückwunsch, du hast noch eine Chance, von hier zu entkommen, im Gegensatz zu mir ...!«
Diese Worte kamen so von Herzen und ich konnte mir echt vorstellen, wie sie sich fühlen musste. Okay, eigentlich nicht so, denn ich konnte mir nicht vorstellen, wie es wohl sein musste, Wochen oder sogar Monate hier eingesperrt zu sein. Ava war so tapfer, ich würde durchdrehen.
»Wenn jemand kommen sollte, dann verspreche ich dir, du wirst auch freikommen, Ava. Ich werde nicht eher gehen, als dass sie dich ebenfalls freilassen. Das verspreche ich.« »Falls jemand für mich kommen sollte, gilt das Gleiche!«
Konnten wir beide wohl also nur hoffen, dass sich irgendwann jemand finden würde, der uns hier finden würde. Denn schon nach wenigen Stunden hielt ich es kaum noch aus. Ohne Ava würde ich wahrscheinlich völlig am Rad drehen. Ob Thomas wohl schon mitbekommen hatte, dass ich weg war?
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A phenomenal turn [Thomas Sangster FF] (Überarbeitet)
RomanceMeine Mom hat einen neuen Freund, was neue Schule und ein neues Leben bedeutet. Eigentlich nicht so toll, doch die Schauspieler sind alle sehr nett. Als ich dann allerdings mitten auf dem Pausenhof mein Bewusstein verliere und in einer dunkel Zelle...