Chapter Eight

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Thomas POV

Emma kam auf mich zugelaufen und ich begab mich lieber gleich in einen Seitengang. Ich wollte nicht, dass sie eine große Sache daraus machte, die dann womöglich noch jeder mitbekommen würde. Thomas, der Held, würde es dann wohl heißen- der Held, der eigentlich keiner war. Wenn ich ehrlich war, hatte ich auch nicht vor, das jemandem zu verraten, ich war so in ein gutes Licht gerückt und Emma ging es gut. Die Wahrheit würde nur für unnötigen Stress sorgen.

Ich stand in dem klirrend kalten Flur und fragte mich, ob Emma heute überhaupt noch auftauchen würde, als sie um die Ecke kam. Ihr blauen Augen blitzen hell auf, als sie mich erblickte. Was hatte das wohl zu bedeuten? Sie war mir wohl wirklich sehr dankbar.

»Hey«, gab sie kleinlaut von sich und schlurfte auf mich zu. Was war denn nur los? »Hey, ist alles okay bei dir?«, fragte ich sie. Sie wirkte leicht verwirrt auf mich. Anscheinend ging ihr das alles ziemlich nach. Ehe ich mich versah, hatte ich einen Arm um sie gelegt. Ich wollte sie einfach nur trösten, da ich mir genau vorstellen konnte, wie sie sich gefühlt haben musste. Emma war für mich zwar nur ein Mensch wie jede andere, nichts besonderes, doch ich wollte immer freundlich sein.

Emma fing leicht an zu zittern, es schien, als würde sie einen inneren Kampf ausfechten. Was war denn nur los? War das mal wieder eine Sache von Mädchen, die ich nicht verstand? Ich würde sie wohl wirklich nie verstehen, egal, wie sehr ich mich anstrengte. Hauptsache ich verstand meine Schwester, Ava, einigermaßen.

Emma stellte sich auf die Zehenspitzen, sodass ihre rötlichen Haare über ihre Schulter nach hinten rutschten. Sie sah mir in die Augen, fixierte mich beinahe mit ihrem Blick. Und dann tat sie etwas sehr unvorhersehbares.

Emma lehnte sich nach vorne und küsste mich. Ich konnte Tränen auf ihren Lippen schmecken, die Tränen, die sie wohl die ganze Zeit versucht hatte zurückzuhalten. Wenn sie nun schon mal dabei war, mich zu küssen, könnte ich ja ruhig erwidern. Ich hatte zwar keinerlei Interesse an ihr, jedoch musste ich gestehen, dass sie sehr gut küsste.

Ihre Lippen waren weich und schmiegten sich perfekt an meine. Von ihr ging eine solche Wärme aus, eine Welle, die mich fast überrollte. Es war eine positive Überraschung, so schlimm war es gar nicht, ein Mädchen zu küssen. Und Emma war auch nicht gerade das schlechtaussehendste Mädchen, das es gab. Ich würde den Moment einfach genießen.

Emma legte ihre Hand in mein Haar und strich durch es. Es war eine sanfte Berührung, die mir eine Gänsehaut verursachte. Was tust da da, Thomas? Wieso küsst du Emma gerade? Warum? Emma löste sich kurz von mir und sah mir in die Augen. »Danke, für alles. Ich dachte wirklich, dass alles nun zu Ende wäre. Ich wüsste ehrlich nicht, was ich ohne dich machen würde. Thomas, du bist mein Lebensretter, ohne dich wäre ich jetzt, ich weiß nicht wo. Ich hoffe, du weißt, wie dankbar ich dir bin. Tut mir leid, dass ich dich mit dem Kuss gerade überrumpelt habe, aber du bist echt ... Ach ich weiß nicht!«

Sie war wohl tatsächlich etwas naiv. Dachte sie jetzt etwa, dass ich nur, weil ich sie angeblich gerettet hätte, in sie verknallt wäre? Ich hatte sie wirklich echt gerne, sie war eine nette Person, die mir symphatisch war, doch das würde niemals mehr werden. Ich konnte es nicht ändern. An ihrem Aussehen lag es nicht, sie war wirklich hübsch.

»Emma, das ist doch selbstverständlich. Ich hoffe so sehr für dich, dass du das alles gut überstehst und es dicht alles zu stark mitnimmt. Ich werde dir aber helfen.« Emma sah mich aus ihren blauen Augen an, es hatten sich Tränen in ihrem Augenwinkel gebildet.

Und schon wieder lagen ihre Lippen auf meinen. Dieses mal erwiderte ich gleich, ich wollte nicht, dass sie weinte, ich wollte nicht, dass es ihr schlecht ging. Als Emma ihre Hände an meine Hüfte legte und mich näher an sich zog, wurde mir klar, dass das alles für sie wirklich ernst war. Sie machte keine Scherze. Eigentlich müsste ich spätestens in diesem Moment den Schlussstrich ziehen und ihr sagen, dass ich kein Interesse hatte, doch ich hatte schon lange keine Nähe mehr gespürt.

Ich könnte ja mal eine Ausnahme machen. Nur heute Nacht. Niemand würde es erfahren und meiner kaputten Seele würde es sicherlich beim Heilen helfen. In Emmas Interesse wäre es sicherlich auch. Ihre Finger hatten sich in meine Gürtelschnalle gelegt und sie zog mich noch näher an sie heran.

Auf einmal zuckte sie zurück und starrte sich selbst völlig entgeistert an, als würde sie aus einem Albtraum erwachen. Okay, der Schock saß wohl wirklich tief. »Es tut mir echt leid Thomas, ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Ich hatte wohl ein Bedürfnis nach körperlicher Nähe und du warst da. Gott, hat dir schon mal jemand gesagt, dass deine braunen Augen einen in den Bann ziehen können?«

Ich musste grinsen, als ich sah, wie sie hochrot anlief und ein Gesicht zog, als würde sie sich am liebsten selbst eine klatschen. Ich fand es irgendwie niedlich, wie ihr das alles peinlich war.

Schnell beugte ich mich dieses Mal nach vorne und verschloss meinen Mund mit ihrem. »Übernachte doch heute einfach bei mir. Ich denke, es ist besser als völlig allein zu sein.« »Meinst du wirklich? Also gehe ich dir nicht auf die Nerven?« Sie sah mich total perplex an, als könnte sie es nicht glauben, dass ich sie das gerade wirklich gefragt hatte. Doch was sprach dagegen? Für uns beide war es wohl das Beste, die nächste Nacht nicht allein zu verbringen. Ich hatte so etwas zwar noch nie gemacht, da ich kaum Erfahrungen mit Mädchen hatte, aber ein mal musste immer das erste Mal sein.

Als Antwort griff ich nach ihrer Hand und suchte mit der anderen in meiner Jackentasche nach meiner Zimmerkarte, während wir uns auf den Weg zum Aufzug machten.

A phenomenal turn [Thomas Sangster FF] (Überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt