Chapter Twenty-Six

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Thomas POV

Mit zitternden Beinen machte ich ein paar Schritte auf Emma zu, ich hoffte, dass sie wenigstens stehen bleiben würde und mir zuhören würde. Es tat mir doch so leid, was konnte ich denn nur machen? Ich liebte sie doch so sehr!

Emma sah mich mit einem Ausdruck an, als wäre ich das schrecklichste Monster auf dieser Welt. Ihr Blick zeigte ihren ganzen Hass gegen mich, was mein Herz fast zum Zerbersten brachte.

»Emma, bitte«, flehte ich. Doch sie drehte sich nun um und verschwand einfach aus dem Saal in den Flur. »Bleib bitte hier!«, rief ich ihr nach und wollte ihr nachstürmen, doch der Polizist hielt mich am Arm fest. »Sie dürfen diesen Raum nicht verlassen und müssen sich beeilen, sich von den anderen zu verabschieden. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!«

Diese Worte holten mich wieder in die Realität zurück, sie streckten mich nieder, denn ich war völlig machtlos. Ich würde ins Gefängnis wandern, wie lange war noch unklar, aber unter einem Jahr könnte niemand etwas für mich erreichen. Ein Jahr oder sogar noch länger würde ich dort rumgammeln, das alles nur, weil ich meine Schwester retten wollte. Ich hätte nie jemanden ernsthaft verletzt, doch das glaubte mir niemand.

Das Schlimmste war vor allem, dass ich alleine im Gefängnis sitzen würde, Emma mich nie besuchen würde. Sie hasste mich, die ganze Zeit würde ich mir nur Vorwürfe machen, sie würde mir nie verzeihen. Ich konnte nie wieder Zeit mit ihr verbringen, all die schöne Zeit, die ich mit ihr verbracht hatte, war in der Sekunde zu Ende gewesen, als ich ihr die Wahrheit gesagt hatte.

Sie würde mir niemals verzeihen, diese Tatsache zerstörte mich beinahe, ich wusste nicht, wie ich ohne sie überleben sollte. All diese vielen grausam, grauen, kalten Tage, an denen ich allein war und mich nach ihr sehnen würde, sie würden endlos sein, bis ich vollkommen durchdrehen würde.

»Thomas, ich weiß, dass du das nicht wolltest. Kumpel, ich werde dich so oft wie möglich besuchen kommen und eins verspreche ich dir: Ich werde Emma dazu bringen, dir zu verzeihen. Du magst zwar denken, dass sie dich hasst, aber in Wirklichkeit liebt sie dich über alles, sie ist nur zu verletzt und blockt deswegen alles ab. Ich werde sie noch ihren Abschluss machen lassen und danach wird es meine Mission sein, dir zu verzeihen."

Ich sah Dylan in die Augen und spürte, wie mir einige Tränen in die Augenwinkel schossen. Ich hatte in Dylan wirklich einen Freund gefunden, der immer für mich da war, dafür war ich ihm so dankbar. »Danke, Dylan, für alles. Du weißt gar nicht, wie viel mir das bedeutet. Ich bitte dich noch eins: Dokumentiere das Wichtigste kurz, damit ich, wenn ich wieder hinauskomme nicht als der Größe Dummkopf dastehe."

Ich umarmte Dylan und er drückte mich so fest, dass ich das Gefühl hatte, erdrückt zu werden. Ich hoffte, dass ich überhaupt die Gelegenheit hatte, mich nach dem Gefängnis über alles zu informieren, denn ich befürchte, dass ich nicht mehr dieselbe Person sein würde, wenn ich wieder frei war, falls ich das überhaupt überleben würde.

Als Nächstes kam Kaya zu mir. Sie fiel mir schluchzend um den Hals und vergrub ihren Kopf in meiner Halsgrube. Ich strich ihr über den Rücken, während sie wieder anfing, zu schluchzen. Wenn das doch nur Emma in meinen Armen wäre, dann wäre ich der glücklichste Junge der Welt, doch das Schicksal musste es ja so lenken, dass sie nichts von mir wissen wollte.

»Ich werde dich so sehr vermissen, Tommy! Ich komme dich mit Dylan besuchen, ich verspreche es dir. Du wirst es schaffen, du bist so eine starke Person. Du bist sowieso viel gut für Emma, wenn sie beleidigt ist, ist sie selbst schuld!« Es wäre schön, wenn ich das ebenfalls so locker sehen könnte, ich bräuchte dringend einen Schalter, der meine Gefühle abstellte, ganz ganz dringend. Und einen Trank, der Emma dazu bringen würde, mir zu vergeben.

»Danke, Kaya, wirklich, danke!« »Ich habe dich lieb, Tommy«, wisperte sie schluchzend. Ich strich ihr über ihr Haar. Sie tat mir auch so leid, dass ich sie so lange verlassen würde, schließlich war Kaya meine beste Freundin und die Zeit ohne sie war auch kaum zum Aushalten. Doch wenigstens kam sie mich besuchen.

»Ich habe dich auch lieb, Kaya. Schon bald bin ich wieder da. Du wirst sehen, kaum, dass du es mitbekommst, werde ich wieder hier stehen und wir lachen über unsere Zeit, die wir schon gemeinsam verbracht haben.« Sie sah mich hoffnungsvoll an, obwohl ich das hauptsächlich dazu gesagt hatte, um mich zu beruhigen.

»So, Ihre Zeit ist um, Sie müssen nun leider mit mir gehen.« Der Polizist packte mich wieder am Arm an und fing an, mich in Richtung Tür zu zerren. »Tschau, Leute, bis bald«, richtete ich meine letzten Worte an meine Freunde, während ich mich dazu bemühen musste, dis Fassung zu bewahren.

Noch schnell warf ich einen letzten Blick zur Tür, durch die Emma verschwunden war, tatsächlich, sie lugte ins Zimmer. Ihr ausdruckloses Gesicht zerstörte mich beinahe, doch dadurch, dass ich sie noch einmal sehen konnte, machte mein Herz einen Satz. Ich liebte sie über alles auf der Welt, da konnte nichts und niemand etwas dran rütteln.

Als ich stumm mit meinem Mund die Worte 'Ich liebe dich' formte, drehte Emma sich wieder weg. Der Polizist schleifte mich praktisch aus dem Gebäude raus, steckte mich in seinen Streifenwagen und fuhr los.

Betrübt sah ich aus dem Fenster zu meinen Freunden, die mich verabschiedeten. Es war alles zu Ende, ich würde die Freiheit nicht mehr sehen. Ich war so leer, dass ich das Gefühl hatte, gar nicht mehr richtig lebendig zu sein. Ich war nur eine leere Hülle ohne Seele.

Auf dem Weg durch die Stadt prägte ich mir alles ein, damit ich nichts vergaß. Es war die letzte Gelegenheit, mir alles anzusehen, bevor ich nur noch jahrelang dazu Zeit hatte, mir alles vor Augen noch einmal abzurufen.

Mein Magen hatte sich zu einem großen Knoten zusammengeschnürt, der sich immer weiter zusammenzog, je näher wir dem Gefängnis kamen. Der Polizist hatte keinen Mitleid mit mir, für ihn war dies sein Job, den er seit Jahren ausübte.

Als wir angekommen waren, wurden mir Handschellen umgelegt und ich wurde abgeführt. Ein letztes Mal drehte ich mich um, sah mir die Natur an und atmete die reine Luft ein.

Und dachte an Emma.

Dann war ich ein Gefangener.

A phenomenal turn [Thomas Sangster FF] (Überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt