Enttäuschung?

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P.o.V Taddl

Ich zog Ardy hinter mich und schaute zu der Person die vor uns stand.

"Hey Leute."

Ich runzelte die Stirn. Was war jetzt los?
Ihr Blick fiel kurz zu Ardy, der sich inzwischen neben mich gestellt hatte. Das Lächeln verschwand wieder aus ihrem Gesicht.

"Ardy."

Dieser nickte nur kurz, hielt aber den Blickkontakt, bis sie zu mir schaute. 

"Was willst du hier?"

"Reden."

Ich merkte, wie ihr Blick immer wieder zu Ardy fiel.

"Worüber willst du reden, Vivi? Ist nicht alles geklärt?"

"Ich ehm... Kannst du uns kurz alleine lassen?"

Ardy sah kurz zu mir, gab mir einen innigen Kuss und drehte sich dann um.

"Ardy, pass bitte auf. Ich komm sofort nach, ja?"

Er drehte sich nicht mehr um und ging langsam weg. Unsicher drehte ich mich wieder zu der kleinen Frau vor mir.

"Ich habe jetzt wirklich keine Zeit, ist gerade kritisch."

Ich sah mich schon nach Polizisten um, entdeckte allerdings keine.
Ich musterte Vivi. Ihre Haare sahen gesünder aus, sie hatte ein paar Strähnen. Sie trug ein graues Shirt, eine Hotpans mit Hemd. Um ihren Hals hing eine Kette, sie trug einen schwarzen Hut und verhältnissmäßig wenig Make-Up, was mir aber viel besser gefiel, als früher.

"Ihr seid echt zusammen?" Sie grinste. Ich unterdrückte ein Lächeln und bejahte kurz.

"Ja, okay, Taddl. Pass auf, für die Aktion in Seattle... Das war scheiße und total dumm von mir. Der Typ -"

"Kein Ding, schon vergessen. War's das?"

Ich drehte mich nervös. Als ich ihn nicht sehen konnte, fühlte ich mich gleich schlechter, dass ich Ardy allein gelassen hatte. Ich malte mir schon Szenarien aus, wie er in Handschellen durch die Gegend geschubst wurde und zum Polizeiwagen gebracht wurde.
Gerade als ich mich umdrehte, nahm Vivi meinen Arm.

"Nein, Warte! Taddl, ich war noch nicht fertig."

"Wir reden wann anders, nicht jetzt."

Ich befreite mich von ihrem Griff.

"Nein, können wir das nicht eben klären?"

Ihre Stimme zitterte. Ich musterte ihre glasigen Augen.

"Was ist los?", fragte ich etwas emotionslos.

"Ich ehm - Warte einfach noch kurz und lass mich zu Ende reden ja?"

"Was ist los, Vivi?"

"Nichts, was sollte denn sein?"

Ich schüttelte den Kopf und teilte ihr mit, dass ich jetzt zu Ardy ginge.

"Nein! Ich meine, geh nicht!"

"Es reicht jetzt. Was ist denn mit dir?" Verständnislos sah ich sie an. Die erste Träne lief ihr die Wange runter.

"Ist doch... Schönes Wetter oder?"

Es war recht schnell dunkel geworden und man sah schon die ersten Sterne. Ich verdrehte die Augen und ging los. Sie lief mir hinterher.

"Du darfst mir nicht böse sein!" Sie schluchzte und versuchte sich selber zu beruhigen.

"Bin ich nicht, hab die Sache schon vergessen."

"Nein, das ist es nicht. Oh Gott..." Sie wischte vorsichtig, bedacht darauf nichts zu verwischen, ihre Tränen weg.

"Was ist denn? Sag's mir! Hat er dich betrogen oder was ist?"

Ich griff ihre Schultern und sah sie etwas besorgt, aber auch wütend und genervt an.

"Nein, es ist wegen..." Sie schluchzte erneut und hielt sich die Hand vor den Mund.

"Ja?"

"Wegen... Ardy." Sie atmete tief durch.

"Was? Was mit Ardy?"

"Er... Er..." Sie zeigte in die Richtung in die er gegangen war. "Sei nicht böse..."

"WAS DENN?! Wo ist er?"

Sie antwortete nicht und starrte auf ihre Füße.

"Vivi, wo ist Ardy?" Mehr Tränen und ein Kopfschütteln.

"FUCK!"

Ich ließ sie los und lief los. Ich bekam immer mehr Angst.

"Vivi, wo ist er?", schrie ich beim Laufen, da sie neben mir lief.

"Hafen."

Ich sah sie einen Moment perplex an, bevor ich meine Schritte beschleunigte und zum Hafen lief. Nach wenigen Minuten kam ich an der schwach beleuchteten Ablegestelle an. Von weitem erkannte ich keine Personen, doch je näher ich kam, desto mehr wurde erkennbar. Am Ende, am längsten Steg, ganz am Ende, kletterte er in ein kleines Motorboot.

"Nein! Ardy!"

Mit ziemlicher Sicherheit hatte er mich gehört, doch er startete den Motor.

"ARDY!"

So schnell ich konnte lief ich die alten Bretter entlang. Meine Füße spürte ich schon nicht mehr, meine Lunge brannte und ich bekam kaum Luft. Mein Sicht verschwamm für wenige Momente, doch ich schaffte es weiter zu laufen. Mein Blick stets auf das Boot gerichtet, das langsam anfing sich zu entfernen.

"Nein, nein, nein, nein... ARDY!"

Ich erkannte, wie er sich umdrehte und zu mir sah. Und dann...
Tat er nichts. Er drehte sich wieder mit dem Rücken zu mir und wurde kleiner.

"ARDY KOMM ZURÜCK! MAN ICH LIEBE DICH, WAS TUST DU DENN?"

Keine Reaktion. Meine Beine gaben langsam nach und ich setzte mich auf den Steg. Erst jetzt fielen mir die Tränen auf. Er hatte es wieder getan. Er hatte schon wieder mein fucking Herz gebrochen. Ich schluchzte, merkte die Tränen auf meiner Haut und wie sich alles in meiner Magengegend zusammen zog. Ich sah das Boot am Horizont und sah es ganz verschwinden. Die Rillen bohrten sich in meinen Rücken, als ich mich nach hinten fallen ließ und in den dunklen Himmel starrte. Die Tränen wollten nicht aufhören. So gut wie noch nie hatte ich mich so unwohl, wütend, traurig, belogen und was noch alles dazu gehörte, gefühlt.

Ich hörte Schritte und hatte einen Moment Hoffnung, doch sah nur Vivi wenige Meter von mir entfernt stehen. Ich setzte mich wieder auf und starrte in die Richtung, in die er verschwunden war.

"Geh weg."

"Taddl, glaub mir, ich würde gehen. Aber du musst jetzt mitkommen. Da hinten kommt ein Polizei-Hubschrauber und du wirst genauso gesucht. Also komm jetzt."

Ich regte mich nicht und hatte auch nicht vor das zu tun. Mir war es egal. So eine Gleichgültigkeit zu spüren tat gut, dachte ich zumindest.

"Bitte, ich lass dich jetzt nicht hier und riskiere, dass die dich finden. Komm."

Sie nahm meine Hand und zog mich hoch. Ich ließ sie machen und ließ mich hinter ihr her ziehen.

"Wir fahren jetzt weg. Ich will keine Beschwerden... Auch wenn es dir wahrscheinlich egal ist...", nuschelte sie und nahm mich mit, weg vom Hafen und mehr oder weniger unauffällig weg aus der Stadt.

:))

Drug Dealer (Tardy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt