(Inzwischen) 19. Juli
P.o.V. Taddl
Nachdem wir mehrere Minuten gelaufen waren, stiegen wir in einen großen schwarzen Range Rover. Vivi setzte sich auf den Fahrersitz und ich sah sie verwirrt an.
"Hab meinen Führerschein gemacht, nachdem du weg warst."
Ich sagte nichts und starrte raus. Sie startete den Wagen und fuhr los. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sie ab und zu immer wieder zu mir rüber schaute. Mein Blick weiterhin nach draußen gerichtet. Man konnte nur wenige Sterne sehen, da die Lichter der Autos zu hell waren. Ich schloss meine Augen. Die Lichter bereiteten mir Kopfschmerzen, auch wenn das nicht der einzige Grund war. In Gedanken sang ich die Texte der Lieder mit, die leise aus den Lautsprechern kamen. Nach wenigen Minuten liefen mir die Tränen über die Wangen, mir wurde erst jetzt richtig klar, dass er weg war. Und das Problem war, dass ich mir ziemlich sicher war, dass er so schnell nicht wieder kommen würde. Wieso? 'Um mir zu helfen und mich zu beschützen' zählte als Argument nicht. Mir war klar, dass Vivi mir die Fragen, die in meinem Kopf herum schwirrten, beantworten konnte, zumindest ein paar. Trotzdem wollte ich nicht mit ihr reden und auch mit sonst keinem außer ihm. Ich machte mir Sorgen. Jetzt schon. In Gedanken versunken schlief ich irgendwann ein.
Als ich wieder aufwachte, war es immer noch dunkel. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits zwei Uhr morgens war. Ich rieb mir über die Augen und setzte mich gemütlicher hin.
"Du bist wach."
Ich sah zu Vivi. Sie starrte müde auf die Straße. Unter ihren Augen zeichneten sich dunkle Schatten und ihre Haare hatte sie zu einem unordentlichen Dutt gebunden. Sie sah fertig aus. Vivi bemerkte meinen Blick, sah kurz zu mir und öffnete ein Fenster.
"Wir fahren seit fast dreieinhalb Stunden. Haben fast eine ganze Stunde im Stau gestanden."
Ich nickte nur, zu müde zu antworten. Außerdem wusste ich eh nicht, was ich hätte antworten sollen. Mein Blick fiel auf den leeren Highway vor uns. Keine Lichter, die die Sicht auf die Sterne behinderte. Ich öffnete mein Fenster ebenfalls und sah raus. Einen Moment genoss ich den Wind in meinem Gesicht.
Die ganze restliche Fahrt schwiegen wir uns an, hörten der Musik zu und beobachteten unsere Umgebung. Nach einer guten Stunde nahmen wir eine Ausfahrt. Auf einer der großen Schildern erkannte ich die Aufschrift 'Orlando.' Wir hielten an einer Raststätte. Vivi nahm ihre Tasche und stieg aus. Sie schloss ab, nachdem ich ebenfalls draußen war und lief auf das Gebäude zu.
"Gehe eben auf Toilette."
Ich wartete und suchte nach meinem Handy. Der Bildschirm war schwarz und schien nicht mehr anzugehen. Kein Akku. Also steckte ich es wieder weg. Die Luft war recht kühl, aber immer noch angenehm. Es standen nur wenige Autos auf dem Parkplatz und nur vereinzelt standen Laternen.
Ich seufzte, strich mir durch die verknoteten Haare und setzte mich auf die Motorhaube. Kurz darauf kam Vivi zurück und setzte sich neben mich.
"Soll ich anfangen?"
Mir war klar was sie meinte, also nickte ich nur kurz. Bevor sie anfing zu sprechen, nahm ich mir eine Zigarette und zündete sie an.
"Ich dachte du willst nicht mehr rauchen?"
"Du mochtest es nicht. Jetzt ist es mir egal."
Meine Stimme war tief und ich war etwas heiser, wahrscheinlich weil ich kaum geredet hatte. Dank der Zigarette entspannte ich mich etwas.
"Ardy war mit mir in der Schule, für ein paar Jahre. Drei, schätze ich... Oder vier. Keine Ahnung, wann er gegangen ist. Er war einer meiner besten Freunde, bis er mit den Drogen anfing. Erst selten und wenig, aber es wurde immer mehr und er fing auch an, sie selber zu nehmen. Aber ist ja auch egal, auf jeden Fall kennen wir uns. Ich war etwas überrascht, als ich vor ca. zwei Monaten das erste Mal wieder von ihm hörte." Sie grinste und fokussierte einen Punkt auf dem Boden.
"Er brauchte Hilfe. Er wusste, dass wir uns kannten, woher weiß ich nicht. Wegen Nachrichten und der Presse wusste ich, worum es ging und was bei ihm so abging. Da ich ihm aber schon mal geholfen hatte, konnte ich das auch nochmal tun. Eigentlich wollte er es ganz anders haben.
Ich habe von Seattle aus ihm einen neuen Pass machen lassen, Flüge gebucht... Ich wusste, dass er jemanden hier hatte und die Person unter allen Umständen von allem fern halten wollte. Ich wusste aber nicht, dass du es warst. Er versuchte dich zu beschützen. Ardy wollte noch ein paar Tage bleiben und dann mit dir abhauen. Ihm gefiel die Zeit die er mit dir verbracht hat, deswegen wollte er auch endlich mit den Drogen und so aufhören. Das ist aber nicht so einfach. Du musst erst allen die Schulden abbezahlen und selbst dann hast du nicht mal ihr Vertrauen."
Sie schaute zu mir und wartete auf irgendeine Reaktion, vielleicht ein verständnisvolles Nicken. Sie erzählte weiter, als ich mich nicht regte.
"Er kommt wieder, wenn er fertig ist mit der Sache. Du bedeutest Ardy viel und er war froh, jemanden wie dich getroffen zu haben. Er liebt dich und -"Ich rutschte von der Motorhaube, schüttelte meinen Kopf und trat die Zigarette aus. Meine Füße trugen mich zurück in den Wagen.
Er hatte es ihr erzählt. Einfach alles und mir nicht. Ardy brauchte nicht wieder kommen. Nicht für mich.
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Drug Dealer (Tardy FF)
FanfictionThaddeus Tjarks zieht von Los Angeles nach Miami, um dort zu studieren. Nebenbei bekommt er mit, dass sich Ardian Bora, einer der meistgesuchten Drogenhändler Amerikas, in der Nähe seiner Universität aufhält. Zufällig treffen sie aufeinander, doch...