Kapitel 11

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Es war mal wieder so weit. Das zweite Mal in meinen Leben ritt ich hier. Nie mehr wollte ich reiten und jetzt stehe ich wieder hier. Die Zuschauer freuen sich und klatschen. Sie wissen nicht was das für ein Gefühl ist. Das Gefühl den besten Freund verloren zu haben. Nicht den besten Freund. Sondern dich. Ein Teil von mir ging mit ihn. Jetzt sitze ich wieder auf einen Pferd und reite hier. Hier wo mein andere Teil von mir,der bessere Teil von mir,sein Leben gelassen hat. Warum reite ich hier? „Nun kommt die Starterin 54, Jessy Wimpel auf Summer Night!! Ein Sohn des weltbewegenden Black Night!!",verkündete der Sprecher. Es ist als würde das gesamte Publikum,jeder der sich auf diesen Turnier befindet,die Luft anhalten. Sekunden verstreichen ehe sie in tobenden Applaus übergehen. Ich gebe meinen jungen Hengst die Hilfe zum Galoppieren. Geschmeidig setzt er sich in Bewegung. Bei den Richtern halten wir. Wir reiten die Weltmeisterschaft. Ich grüßte und mein Hengst stieg leicht. Adrenalin floss durch seine Adern. Das wusste ich. Kaum ertönte das Startsignal,preschte er los. Wir kamen passend zum ersten Sprung. Ein Steilsprung. Alle anderen Hindernisse verliefen auch super. Wir waren aber viel zu schnell. Den Wassergraben schafften wir. Dann kam der Einsprung zur dreifachen Kombination. Summer war zu schnell! Ich wollte ihn zurück holen,aber da war es zu spät. Wir sprangen schon ab. Mein Hengst flog nahezu senkrecht in die Luft. Dann landeten wir. Wir kamen heil über den Sprung. Die Distanz zu den anderen Sprung passte aber nicht. Ich wusste nur einen Ausweg. Er darf auf keinen Fall springen!! Ich gab ihn eine Parade. Summer darf nicht Springen! Mein Hengst Summer Night war aber schon beim Springen. Summer kam bei der Landung ins straucheln und dann passierte es. Seine Hinterbeine waren noch nicht auf den Boden. Er verloren auf den Vorderbeinen den Halt und Überschlug sich. Aber war vor uns nicht noch ein Hindernis? Ich schlug mit den Rücken heftig gegen etwas hartes. Dann merkte ich Summers Körper über mir. Die Stangen unter uns brachen. Ich wurde unter den Körper meines Hengstes begraben.

Ich bin zurück. Zurück in der Welt des Pferdesports. Zurück in der Welt in der man mit seinen zweiten Ich harmoniert um an Erfolg zukommen.

Falsch. Ich kehre nie mehr dort hin zurück. Nicht alles ist wie in Büchern mit eine Happy End. Bei mir sollte es keins geben. Ich kehre nie mehr in diese Welt zurück.

[„Erinnerungen sterben nicht. Sie verfolgen dich für immer. Entweder du stellst dich ihnen,oder du wirst ewig mit ihnen leben müssen. Egal ob schön oder nicht schön."]

»Warum reitest du wenn du weist das es ein Spiel zwischen Leben und Tod ist?« »Weil reiten das schönste auf der Welt ist. Die Freiheit wenn du mit Deinen Pferd über ein Feld galoppierst. Das Adrenalin wenn du Springst. Die Harmonie wenn du mit Deinen Pferd im Viereck tanzt,das Glücksgefühl wenn dein Pferde ohne Zwang und ohne Hilfsmittel neben dir her läuft. So etwas  kann dir nur dein Pferd geben.«
»Warum gabst du es dann auf?«
»Ich kann nicht mehr. Meine beiden Seelenverwandte starben dort. Irgendwann steht jeder vor der Entscheidung ob er weiter macht und alles riskiert,oder ob er aufgibt und mit der Vergangenheit lebt.«
»Aber du kannst mit der Vergangenheit abschließen und wieder in den Sattel steigen. Die Freiheit spüren und wieder an die Spitze zurück kehren.«
»Nein das kann ich eben nicht. Es klingt immer so einfach. Man soll einfach mit der Vergangenheit abschließen. In meinen Fall ist das nicht so einfach. Ich vermisse das Gefühl zu fliegen und die Freiheit auf dem Rücken der Pferde. Aber ich kehre nie mehr dort zurück. Ich hatte es geschworen und das werde ich jetzt auch einhalten.«
»Aber wenn du das alles vermisst,warum steigst du dann nicht wieder auf? Ist es die Angst wieder zu reiten und zu fliegen? Oder was soll es sein? Ich verstehe dich nicht.«
»Das ist es. Die Menschen verstehen mich nicht.«

Ich wachte schweißgebadet auf. Was war das für ein Traum? Summer Night und ich bei der Weltmeisterschaft. Und dann das Gespräch mit diesen Mädchen. Summer starb und ich erzählte diesen Mädchen davon. Davon wie es ist nicht mehr zu reiten. Ein bisschen erinnerte es mich an den Epilog von Minecraft wenn man den Enderdrachen besiegt hat. Ich blickte zu meinen Wecker. 02:16 Uhr. Ich konnte mich daran erinnern wie wir gestern mit Summer,Fee und Mystery ausgeritten sind. Es war ganz wichtig und wir sind erst Abends wieder gekommen. An Schlaf war gerade nicht zu denken. Vorsichtig stand ich auf und tapste zu meinen Kleiderschrank. Ich fischte mir meine dunkel rote Reithose und mein schwarzes T-Shirt. Ich zog mich um und ging nach unten.

Vorsichtig öffnete ich die Stalltür und trat ein. Der Turnierpferdestall in den auch meine Pferde standen,war Nachts eigentlich zugesperrt. Aber es gab eine Tür die direkt in die Sattelkammer führte. Sie fiel nicht auf und nur die wenigsten wussten von ihr. Diese Tür war eigentlich immer offen falls wir schnell in den Stall mussten. Die Pferde standen oder lagen und schliefen. Leise tapste ich zu meinen Pferden. Fee stand in ihrer Box und schlief. Anscheinend interessierte es die Pferde nicht das ich kam. Vielleicht erkannten sie mich an meine Schritten oder so und wussten das ich nichts mache. Summer Night lag zusammen gekuschelt in seiner Box und schlief auch. Er sah so friedlich und süß aus. Ein Lächeln Schlich sich auf meine Lippen. Schnell zog ich mein Handy raus und machte ein Foto. Snow White schlief auch friedlich. Dreamstar stand im hinteren Teil des Stalles. Ich lief in seine Richtung als er seinen Kopf rausstreckte und leise wieherte. Grinsend kraulte ich ihn hinter den Ohren. „Na mein Großer? Kannst du auch nicht mehr schlafen?",fragte ich ihn und ging in seine Box. Dreami schaute mich an und aß sein Heu weiter. Ich setzte mich neben ihn und schaute meine Hengst zu. „In der Kirche wird immer vom ewigen Leben erzählt,aber sollte dann nicht ein so tolles und treues Pferd wie Black Night nicht auch das ewige Leben haben?",fragte ich den Hengst. Dreami schaute mich aus seinen tiefen braunen Augen an. Ich fing an ihn zu erzählen:„Weist du,ich habe geträumt das ich und Summer Night die Weltmeisterschaft reiten. Im Traum hatte ich mich gefragt warum ich überhaupt dort reite. Meine bessere Hälfte starb dort schließlich. Als wir aufgerufen wurden,war es so als wenn jeder der sich auf den Turnier befand,die Lift anhält. Schließlich fingen wir an. Bis zur dreifachen Kombination klappte alles. Aber dann passte der Abstand nicht mehr. Beim zweiten Hindernis überschlugen wir uns und ich krachte mit den Rücken ins dritte Hindernis. Summer Night auf mir drauf. Danach redete ich mit einen Mädchen das wissen wollte warum ich nicht mehr ritt. Ich erklärte es ihr." Dreamstar stupste mich mit seiner Nase an. Eine Träne bannte sich den Weg über meine Wange nach unten.

„Das ist es. Die Menschen verstehen mich nicht."

Black Night-Der Hengst der mein Leben schriebWo Geschichten leben. Entdecke jetzt