Kapitel 32

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Zwei Wochen waren seitdem vergangen. Zwei Wochen in denen ich mich kein einziges Mal bei ihr meldete. Ich ritt täglich,half bei den Pferden und machte alles außer Svenja zu antworten. Nun stand ich hier. Im Round Pen mit meinem kleinen Hengst und longierte ihn. Mit großen Tritten trabte er um mir herum. Er hatte mit seinen zwei Jahren endlich verstanden,das er nur im Kreis laufen sollte. Gehorsam drehte er seine Runden und schnaubte immer mal wieder. Gedankenverloren blickte ich halb zu ihm,halb in die Ferne. Was möge hinter all den Bergen liegen? Vielleicht ein kleines,idyllisches Dorf? Oder eine große Stadt? Seufzend wendete ich meine Aufmerksamkeit wieder Summer Night. Er blickte mich aus seinen tiefen Augen forschend an. „Ach kleiner.",seufzte ich und holte ihn im Schritt zu mir in die Mitte. Ich kraulte ihn seinem Hals. Summer war in dem halben Jahr,wo ich ihn jetzt schon besitze,ziemlich gewachsen. Sein Fohlen Speck war weg und er wirkte schon viel Erwachsener. Nächstes Jahr würden wir mit dem Einreiten beginnen. Ich brachte ihn zurück auf die Weide und lies Summer laufen. Er tobte zu den anderen und scheuchte sie auf. Doch schon bald stand er friedlich grasen mitten drin.

Fred bat mich heute morgen mit ihm irgendwo hin zu fahren. Ein Pferd zu besichtigen. Ich hatte nicht richtig zu gehört. Meine Gedanken kreisten seit Tagen um alles andere als um das,was um mir geschah. Monoton lief ich über den großen Hof zum Haus. Meine Schritte wirkten leer. Ich blickte monoton vor mir auf dem Boden. Meine Hände vergrub ich in den Jacken Taschen. Eine eisige Kälte überfiel mich. Mir wurde ziemlich kalt und ich zog den Kragen meiner Jacke so hoch es ging. Es war Sommer. Die Vögel zwitscherten,die Bäume blühten in den herzlichsten Farben,alle waren munter und glücklich. Nur ich nicht. Alles schien grau in grau. Keine Sommergefühle schafften es mich aufzumuntern. Meine Umwelt nahm ich schon lange nicht mehr war. Es zog alles an mir vorbei. Tag,Nacht der Regen und der helle Sonnenschein. Ich wusste nicht welchen Tag wir hatten. Geschweige den welches Monat. Es wurde egal ob es Tag oder Nacht war. Für mich gab es keinen Unterschied mehr.

Die Tür des herrschaftlichen Hauses wurde aufgerissen und Fred kam heraus. Er schaute zu mir. Sein fröhliches Pfeifen verstummte. Seine Augen glänzten. Er lächelte und war rundum glücklich. Ich verkroch mich hinter einer Jacke. Starrte kalt und leer vor mich hin und wusste nicht mehr wo der Sinn in allem war. Es schien als würden meine Gedanken plötzlich halten. Als hätten sie etwas erfasst,um das es sich lohnt zu denken. Nächstes Jahr würden wir mit dem Einreiten beginnen. Es waren meine Worte. Doch,würde es ein nächstes Jahr überhaupt geben? Würde es für mir ein Morgen geben? Eine Zukunft geben? „Komm Steig ein!",forderte mich Fred auf. Er hatte den Wagen und Pferdeanhänger auf dem Hof gefahren und wartete mit laufendem Motor. Ich stieg ein und lies mein Kopf gegen die Scheibe gleiten.

Alles flog an mir vorbei. Die Weiden auf denen Fred's Pferde grasten,die anderen Autos,die Versuche von Fred mit mir zu reden,die Sonnen die vom Himmel brannte,einfach alles. Plötzlich merkte ich es. Ich sah die Welt. Aber ich war kein Teil. Es war wie ein Film. Ich sah alles,aber es fühlte sich nicht richtig an. Alles war da und doch eben nicht. Als würde ich durch meine Augen sehen. Durch sie. Nicht mit ihnen. Es wirkte alles falsch. Ich richtete mich auf. Was war dann richtig? Alles spielte sich hier ab. Doch ich war nicht hier. Ich saß fest an einem längst vergangenem Ort. Doch keiner konnte mich retten. Der Wagen hielt. Fred sprach zu mir. Doch ich konnte es nicht wahr nehmen. War zu beschäftigt mit meinem Gedanken. Irgend etwas bewegte mich dazu auszusteigen.

Etwa berührte meinen Arm. Mein Kopf drehte sich herum. Fred stand hinter mir. „Du wirktest so abwesend. Deswegen sag ich es dir nochmal.",begann er, „wir sind hier auf einem Vollblut Gestüt. Fast zwei Stunden von uns entfernt. Ich möchte mir eine Stute anschauen. Für die Zucht. Sie verkaufen hier eine Menge Pferde. Vielleicht findest du ja auch ein paar? Naja schauen wir uns die Stute an." Zwei Stunden? Es wirkte wie nichts. Als währen wir losgefahren und wieder ausgestiegen. Mein Blick wanderte umher. Riesige Weiden umzäunten den Gutshof. Alle mit elegantem weiß gestrichenen Holz umzäunt. Eine Birkenallee führte zu einem riesigem Hof. In der Mitte stand ein Springbrunnen. Ein riesiges,altes Haus stand gegenüber. Rechts und links lagen Ställe. Edele Vollblüter streckten ihre zierlichen Köpfe aus den Fenstern. Einige schauten neugierig zu uns. Andere interessierten sich kein bisschen für uns.

Black Night-Der Hengst der mein Leben schriebWo Geschichten leben. Entdecke jetzt