Die Hufen schlugen im nervösen Takt auf die Erde. Der Hengst schnaubte. Sein Kopf nickte mit jeder Bewegung mit. Die Nüstern waren weit aufgerissen. Das glänzende,tiefschwarze Fell war dunkel und verschwitzt. Der Reiter stach im Takt die Sporen in den Bauch des Pferdes. Der Hengst riss die Augen auf und ging enger mit dem Hals. Er war ein wunderschönes Vollblut. Der Reiter schlug mit der Gerte auf den Hengst ein und verlangte Renngalopp. Der Rappe riss sich beinahe die Beine heraus. Doch der Reiter war damit nicht zufrieden und stach erneut mit den Sporen in den Bauch des Rappens. Erschrocken sprang der Hengst zur Seite. Wieder wurde er mit der Gerte geschlagen. Sein Bauch wies deutlich die Stellen auf an denen die Sporen ihn jedesmal trafen. Doch der kleine Jockey schlug immer weiter auf dem wunderbaren Hengst ein und zwang ihn zu rennen. Verzweifelt beschleunigte der kraftvolle Rappe sein Tempo. Er raste über die Ovale Bahn. Die beiden kamen bei dem Trainer vorbei. Er rief ihnen zu sie sollten anhalten. Mit einem heftigen Ruck im Maul wurde der Rappe zum stehen gebracht. Mit harten Zügelhilfen wurde er zu dem Trainer dirigiert. „Du musst mehr trainieren! Er ist noch immer viel zu langsam! Wie willst du gegen die anderen zwei Jährigen mit Vorsprung gewinnen? Wir müssen das Gestüt berühmt machen! Er muss vom ersten Rennen an außergewöhnliches zeigen! Also trainiert härter!",erklärte der Trainer wütend. Dann stapfte er wütend von der Bahn. Der Hengst bekam einen heftigen Tritt mit den Sporen und wurde zum Stall geritten.
Ein Stich durchfuhr mich. Summer Night war zwei Jahre und hatte in seinem lieben,langen Leben noch keinen Sattel oder Trense gesehen! Geschweige denn würde er in den nächsten beiden Jahren auf ein Turnier kommen. „...wunderbares Pferd.",drang die Stimme des Gutsbesitzers zu mir durch. Erschrocken drehte ich mich um. Wir waren wieder gekommen. Wegen Golden Angel. Fred war begeistert von der Stute. „Was war das für ein Pferd?",fragte ich prompt und deutete auf die Rennbahn. Der Mann schaute etwas verwirrt antwortete dann aber:„Das war Adventure Dream. Ein wirklich toller Hengst. Zwei Jahre alt. Bester Stammbaum. Er soll in zwei Wochen sein erstes Rennen laufen. Leider ist er ein bisschen langsam." Mein Blick schien wohl interessiert den er fügte hinzu:„Wir verkaufen ihn auch. Es tut mir zwar weh da er einen super Stammbaum hat,aber ich möchte Ihnen ein Angebot machen:36.000€ und er gehört dir." Meine Augen weiteten sich. 36.000€?? Ich dachte daran,das man bei jungen Pferden ,die Hoffnung mit kauft.' „Tut mir leid aber mein Geld ist begrenzt.",erwiderte ich. Ich hatte genug Pferde. So leid mir der kleine auch tat. Mein Geld reichte dafür nicht.
Fred und der Mann schauten sich Golden Angel an. Die Stute musterte mich. Ich wusste nicht recht was ich von ihr halten sollte. Sie war ein tolles Pferd aber irgend etwas war komisch an ihr. Fred schaute mit einem Kennerblick die Stute an. Schließlich erklärte er:„Ich kaufe sie." Der Besitzer schien glücklich und nahm Fred gleich mit ins Haus um alles schriftliche zu klären. Ich blieb bei der Stute zurück. Ihre Kastanien braunen Augen schauten zu mir herüber. Ihr Blick war ruhig. Vorsichtig berührte ich ihren Hals. Das Fell knisterte unter meiner Hand. Sie erschien im Sonnenlicht beinahe Gold.
Wir mussten länger so verharrt haben. Schon kam Fred und der Mann wieder. „Jessy würdest du sie in den Hänger bringen?",fragte er mich. Ich nickte. Er reichte mir ein braunes Halfter aus Leder. Ich legte es der Stute an und führte sie aus der Box. Wie die Ruhe selbst schritt sie mit eleganten Schritten über den Hof. Wohl kaum ahnte sie was all das zu bedeuten hat. Das sie diesen Hof das letzte mal sehen würde. Ihre klugen Augen sprangen zum Anhänger. Sie musterte ihn. Zögerte aber keine Sekunde. Was hatte diese Stute wohl alles erlebt? Es konnte nur gutes sein. Sie hatte keine Scheu. War ein Traum von Pferd.
Die zwei Stunden Heimfahrt verbrachte ich stumm. Die Landschaft die an uns vorbei zog,wirkte dieses Mal viel stärker auf mir ein. Mein Herz sehnte sich nach dem erlebten. Sehnte sich danach wieder mit Svenja und Simon über die Felder zu galoppieren. Glücklich ohne Sorgen. Doch nie wieder konnte es so sein. Es war nicht vorgesehen das wir Menschen das erlebte zurück holen konnten.
Meine kleine Pony Stute lief mit langen,raumgreifenden Schritten vom Hof. Ich wollte mit ihr ins Gelände reiten. Die Falbstute schnaubte und schüttelte den Kopf. Lästige Fliegen surrten um ihre Ohren. Wir schritten zwischen den endlosen Weiden hindurch. Immer wieder begleitete ein Pferd uns ein Stück weit. Doch schon bald war das Gras wieder interessanter. Die meisten hatten Grasbäuche und lebten glücklich Tag und Nacht auf der Weide. Fee strotze vor Energie und beobachtete ihre Umgebung. Die Junghengste tobten auf einer Weide. Auch Summer war unter ihnen. Ich lies Fee antraben. Sie trabte weich an und zockelte mit mir auf dem Rücken zu dem Wald. War es nicht mehr als nur Glück,ein Pony wie Fee zu besitzen? Sie schnaubte und beschleunigte ihr Tempo. Im Schritt durchquerten wir den Wald. Die Vögel zwitscherten. Unter den Hufen meines Ponys brachen immer wieder Äste. Die Ruhe des Waldes wirkte auf uns ein. Fee lief locker durch die Unbekannten Wege. Ich saß auf ihr und lies sie selbst entscheiden. Die Sonne stand hoch am Himmel und warf ihr warmes Licht auf die Erde. Es war angenehm warm. Ein perfektes Wetter zum reiten.
Zwei Stunden später befänden wir uns wieder am Stall. Die kleine Falbstute galoppierte munter über die Weide. Ich saß in meinem Zimmer. Durch das geöffnete Fenster fielen Sonnenstrahlen schräg ins Zimmer. Kleine Staubkörnchen tanzten in der Sommersonne. Ich saß auf meinem Fensterbrett und lies meine Beine an der Hauswand hinunter baumeln. Mein Zimmer befand sich an der rechten Seite des Hauses. So weit das Auge reichte,waren Weiden und Pferde. Ponys und Großpferde,Füchse,Rappen und viele andere. Golden Angel stand in einer Stutenherde. Die Weide war seitlich hinter dem Haus. Die zierliche Fuchstute hob ihren edlen Kopf. Ihr Blick fiel auf mir. Ich saß im zweiten Stock des Hauses. Trotzdem machte es den Anschein als würde sie zu mir schauen. Ihr Fell schien Golden im Licht der Sonne. Langsam wusste ich woher sie ihren Namen hatte. Die Stute sank den Kopf und riss den nächsten Grasbüschel heraus. Mein Blick schweifte über das endlose Grün. Von dieser Ferne war es unmöglich zu erkennen wo meine Pferde standen. Die Junghengste standen nahe des Waldes. Ich könnte höchstens ein paar Farbpunkte erkennen.
Lange verweilte ich in dieser Position. Still,über die Weiden schauend. Ein Auto das im rasanten Tempo in den Hof fuhr,bekam meine Aufmerksamkeit. Es war ein weißes Auto. Auf den Türen stand etwas. Was dort stand konnte ich nicht lesen. Ein Mann im weißen Kittel sprang heraus und stürmte zu den Stallungen. Neugierig verweilte mein Blick dort. Schon kam Fred heraus gerannt und eilte mit dem Mann zu einer der Weiden. War das nicht die Ponyweide? Alarmiert sprang ich zurück ins Zimmer. Was,wenn etwas mit Fee ist? Ich hastete die Treppe hinunter und rannte zu den Weiden.
Die beiden Männer standen auf der Pony Weide. Vor ihnen lag eine der Stute. Das hell braune Fell war dunkel verfärbt vom Schweiß. Die schokobraune Mähne war verklebt. Es war Fee. Meine kleine Stute lag dort. Stark schwitzten und anscheinend sehr krank. Wie konnte es sein? Wir waren doch erst vor wenigen Stunden gemeinsam im Wald! Ich kletterte schleunigst durch den Zaun hindurch zur ihr. Fred bemerkte mich und drehte sich herum. In seinem Blick lag Mitleid. Tränen bannten sich ihren Weg zu meinen Augen. Neben meiner kleinen Ponystute sank ich in die Knie. Ihre klugen,braunen Augen glitzerten fiebrig. Sie schaute zu mir. „Fee...",flüsterte ich unter Tränen. Ein Schluchzen lies meinen Körper erbeben. Die ersten Tränen fielen hinab. Hinab auf meine treue Stute. „Ich kann Ihr hier nicht helfen. Sie sollte schleunigst in eine spezielle Klinik gebracht werden. Ansonsten gibt es keine Chance für ihr.",erklärte mir der Tierarzt mitleidig. Ich nickte nur. Wie sollte sie es in diesen Zustand bis zur nächsten Klinik schaffen? Fred war gegangen und brachte mir ihr Halfter.
Vorsichtig legte ich es ihr an. „Komm Kleine",ermutigte ich sie, „es ist nur zu deinem besten. Vertrau mir." Sie schaute mich an. Mir kreisten die Gedanken durch den Kopf. Es war ein Fehler. Was passierte das letzte mal als mir jemand vertraute? Er starb. Nein sie sollte mir nicht vertrauen. Ich wollte nicht das sie starb. Ich lies genau diese im Stich,die mir vertrauten. Mit schwacher,brüchiger Stimme fügte ich hinzu:„Vertraue mir nicht. Du darfst nicht sterben Fee. Nicht du. Du hast es nicht verdient." Mühselig stand sie auf. Ihre Beine gaben öfters nach und ihre Versuche waren umsonst. Doch sie schaffte es. Meine kleine Stute stand auf Ihren vier Beinen. Der Anhänger würde direkt vor das Gatter gefahren. Mit wackeligen Schritten wann sie hinter mir her. Die Tränen rannten meine Wangen hinab. Warum musste es meine Fee treffen?
Nein Fee. Du hattest es nicht verdient. Konnte ich nicht an deiner Stelle stehen? Bitte bleib bei mir. Du darfst nicht sterben. Nicht du.
Lass los was du liebst
Aber nicht dich Fee. Bitte,bleib bei mir. Ich brauche dich doch. Bitte!
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Black Night-Der Hengst der mein Leben schrieb
Spiritualité„Egal welche Höhen und Tiefen kommen. Lebe immer weiter. Gib niemals auf den dann bist du gefangen. Gefangen in der Welt der Trauer." Jessy besaß den wunderschönen Hengst Black Night. Ein Dreamteam. Mehr als nur Pferd und Reiter. Ein Team. Zwei Wess...