„Das ist es. Die Menschen verstehen mich nicht."
Vollkommen in Gedanken versunken saß ich in Dreamstars Box. Die Menschen verstehen mich nicht. In was sollten Sie mich nicht verstehen? Plötzlich wurde die Boxen Tür geöffnet und jemand trat in die Box. Es war Simon. „Hey",murmelte ich. Er seufzte und setzte sich neben mir. „Willst du mir sagen was du mitten In der Nacht bei Dreami machst?",fragte er. Das sind Dinge die ich an meinen Cousin schätze. Selbst als ich mit Black Night die Turniere ritt und keine Zeit für ihn hatte,war er immer da wenn ich ihn brauchte. Ich seufzte. Schließlich erzählte ich ihn meinen Traum.
Er hörte zu und wirkte nachdenklich. Schließlich schaute er mich an. „Du hast dich verändert.",sagte er plötzlich. Überrascht schaute ich ihn an. „Wie meinst du das?",fragte ich. Simon erzählte mir:„Früher als du noch Black Night hattest,als du die Turniere geritten bist und bei deinen Vater trainiert hast,da warst du so anders. Immer fröhlich,hattest keine Geheimnisse,du warst aufgeschlossen und hast immer zu für die Turniere trainiert. Selbst wenn es noch so schwierig und zum Verzweifeln war,du gabst nicht auf. Lieber trainierst du noch ne Stunde mehr. Und jetzt? Du wirkst mehr traurig als fröhlich. Turniere reitest du keine mehr. Du verschließt dich und hast Geheimnisse." Ich war überrascht von dieser Rede. Hatte ich mich nach Nights Tod so verändert? Eigentlich schon. Die ersten Monate nach seinen Tod war ich ein einziges Wrack. Das hatte man mir oft genug gezeigt und gesagt. Aber laufe ich noch immer wie ein Wrack herum? Aber du kannst mit der Vergangenheit abschließen und wieder in den Sattel steigen. Die Freiheit spüren und wieder an die Spitze zurück kehren. Das hatte das Mädchen in meinen Traum gesagt. Ich kann mit der Vergangenheit abschließen und wieder in den Sattel steigen,die Freiheit spüren und an die Spitze zurück kehren. Aber ich werde es nie können. Ich will es nicht mehr. Man hatte mir klar und deutlich gezeigt was es heißt an der Spitze zu stehen.
Verluste,Tode und Trauer. So konnte man die Spitze beschreiben. Andere,Außenstehende,würden es mit Freude,Stolz und Glück bezeichnen. So war es aber nicht. Der Spitzensport ist mit einer dicken Mauer umgeben. Jeder der nicht selber an der Spitze steht,steht nur vor der Mauer. Sieht alles Positive. Jeder der an der Spitze steht,steht dahinter. Sie sehen den Druck,die Verluste und die Trauernde. Aber nie würden Außenstehende diese sehen. Warum nicht? Weil die Menschheit komisch ist. So lange du erfolgreich bist,wirst du gefeiert und die Presse interessiert sich für dich. Dann,wenn der plötzlich Schlag kommt,bist du nicht mehr interessant. Du verschwindest von der Bildfläche. Langsam aber sicher verwandelst du dich in ein Wrack. Der Verlust war einfach zu groß. Aber alle anderen Menschen erfahren das nicht. Den die Presse stellt ja wieder alles gut da.
Somit bleibt die Mauer vom Spitzensport erhalten. Kein Außenstehender erfährt jemals wie es ist seinen Partner zu verlieren. Die Presse interessier sich nicht dafür und macht gleich auf einen anderen erfolgreichen Reiter aufmerksam. Aber falls sie sich dafür interessieren,dann erhält man solche Sprüche:„Das tut uns aber leid.", „Es gibt ja noch andere Pferde." oder „Es ist hart aber man kommt drüber hinweg."
Ich bin nicht darüber hinweg gekommen.„Du trauerst noch immer um Night. Wann willst du loslassen?",fragte Simon. Ich schaute ihn an. Ist er es leid das ich um meinen Partner Trauer? „Ich weis es nicht. Ich kann nicht loslassen. Egal wie sehr ich es versuche,einfach alles hier erinnert mich an ihn.",erklärte ich. Dann passierte etwas das ich nie gedacht hätte. Von dem ich nichtmal wusste das so etwas passieren konnte. Aber es tat weh. Sehr weh.
„Dann solltest du endlich gehen. Mit oder ohne Pferde. Seit Monaten trauerst du um dieses eine Pferd! Wir schenkten dir sogar ein Fohlen! Ein Fohlen von ihn! Aber als Dank trauerst du noch immer einen Pferd nach! Warum Jessy? Lass einfach los! Es war nur ein Pferd! Vergesse es endlich!",brauste mein Cousin auf. Nur ein Pferd? So etwas aus den Mund von den zu hören,der mich immer tröstete,schmerzte sehr. Ruhig erklärte ich:„Black Night war mehr als nur ein Pferd. Das ist es. Die Menschen verstehen mich nicht. Du auch nicht." Wieder waren es diese Worte. Die Menschen verstehen mich nicht. Warum passten sie fast immer? Mit diesen Worten Stan dich auf und ging. Meine Entscheidung war getroffen.Mein Leben muss von nun an eine andere Richtung nehmen. Endgültig.
*
Jetzt war es kurz vor sieben Uhr am Morgen. Ein letztes Mal lief ich über die Anlage. Hier wo ich Schutz suchte. Mit 19 war es kein Problem das zu machen was ich machte. Seufzend öffnete ich Whats App.
SMS an:Svenja :)
Es tut mir leid,ich weis das du das nicht verdient hast. Es tut mir wirklich leid. Aber mein Leben muss nun wirklich eine andere Richtung nehmen. Ich verspreche dir das ich mich bei dir melde wenn ich angekommen bin. Simon hat mir gestern ja deutlich die Augen geöffnet das ich allen mit meiner Trauer nur auf die Nerven gehe. Meine Pferde kommen mit mir. Vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder? Ich hoffe es inständig.
Danke das du mir immer so eine gute Freundin warst.
Lass auf dir und Mystery auf. Er ist ein toller Hengst. Du kommst mal weit mit ihn!
In Liebe deine BFF
JessyEine Träne lief meine Wange hinunter als ich die SMS abschickte. Abschied nehmen fiel mir noch nie leicht. Ich hatte für meine Tante und Onkel einen Brief geschrieben. Nun stand ich mit gepackten Koffer im Stall. Meine vier Pferde waren geputzt und trugen Transportgamaschen. Alle bis auf Summer Night. Ich kraulte den kleinen. Schon kam der LKW.
Der Fahrer stieg aus und begrüßte mich:„Guten Tag. Sind Sie Jessy?" „Guten Tag. Ja die bin ich. Soll ich die Pferde gleich einladen?",grüßte ich zurück. Der Fahrer nickte. Gemeinsam holten wir die Pferde und brachten sie in den LKW. Es standen noch drei andere Pferde drinnen. Meine Pferde Liesen sich schnell verladen. Mein Sattelzeug kam mit auf die Rücksitzbank im Fahrerhäuschen. Ich hatte das Glück mit meinen Pferden im selben LKW an mein Ziel zu kommen. Einmal atmete ich nochmal tief durch.
„Au revoir. En enfer.",flüsterte ich und stieg ein.
Lasse die Reise nach Frankreich beginnen.
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Black Night-Der Hengst der mein Leben schrieb
Spiritual„Egal welche Höhen und Tiefen kommen. Lebe immer weiter. Gib niemals auf den dann bist du gefangen. Gefangen in der Welt der Trauer." Jessy besaß den wunderschönen Hengst Black Night. Ein Dreamteam. Mehr als nur Pferd und Reiter. Ein Team. Zwei Wess...