8

230 10 1
                                    

Ich drehte mich um und Youssef sah mich mit großen Augen an.
"Was?"
"Nichts, sie steht dir! Besa7a*!" Er lächelte und ich umarmte ihn.
"Youssef Ouldi, komm ich mache dir etwas zu essen bevor Sofia dich verhungern lässt!"
Ich verdrehte die Augen und Youssef lachte.
"Ma! Ich habe selber noch nicht gegessen! Sorge dich lieber um mich als um ihn!"
Wir gingen in die Küche und setzten uns an den Tisch. Wir unterhielten uns mit Youssef und aßen mit ihm gemeinsam.
"Was steht heute an? Wieder irgendein Mädchenkram?"
"Wäre meine Mutter nicht hier würde ich mit einem ganz krassen und schamlosen Satz kontern."
"Viel Gerede nichts dahinter!" Sagte er mit einem provozierenden grinsen.
"Das ist mein Haus geh raus." Sagte ich und zeigte mit dem Finger zur Tür.
"Lass dir nichts von ihr sagen ouldi! Das ist auch dein Haus!" Erklang die Stimme meiner Mutter.
Nach diesen Worten blitzten seine Augen triumphierend.
"Jetzt weißt du wie das ist wenn die eigene Mutter eine andere Partei vertritt!"
Ich stand vom Tisch auf und fing an diesen abzuräumen. Youssef half mir und spielte nebenbei mit meinem Bruder.
"Sollen wir raus?" Fragte er nachdem wir fertig waren.
"Ja klar, mache mich nur noch eben fertig"
er nickte und ich lief hoch ins Zimmer.
Ich zog mir eine weiße kurze Bluse an mit einer dunkelblauen Highwaist Hose, krempelte diese an den Knöcheln hoch und kombinierte dazu weiße Reebocks. Meine Haare ließ ich offen. Ich lief ins Bad und schminkte mein Gesicht dezent. Weiße Perlen Ohrringe und ich war fertig. Ehe ich es vergaß packte ich die Geschenke für Youssef in meine Tasche und lief runter zu ihm in die Küche. Wir verabschiedeten uns von meiner Mutter und meinem kleinen Bruder, verließen das Haus und stiegen in seinen Wagen.
"Wohin willst du?" Fragte ich als er losfuhr.
"Keine Ahnung, sollen wir in eine andere Stadt?"
"Mir ist das egal, guck du"
"Dann lass nach Venlo fahren, eine kleine Runde drehen"
Ich nickte zustimmend und wir machten uns auf dem Weg. Auf der Fahrt hörten wir Musik, überwiegend Rap.
Eine kleine Vorliebe von mir.. 🙈
Wir rappten gemeinsam zu Liedern von Xatar, SSIO, Farid Bang und Co. Zwischendurch rappte ich alleine.
"Manchmal frage ich mich, was aus dir werden soll wenn du sowas nachrappst" fragte er nachdem er die Musik etwas leiser gedreht hatte.
"Was soll schon aus mir werden? Hand aufs Herz, ich werde Drogen ticken und Zuhälter"
"Sofia du bist eine Frau du kannst kein ZuhälteRRR werden"
"Klar kann ich das!"
"Nein, du bist wie ich schon sagte eine ... Ach vergiss es." Er machte eine wegwerfende Bewegung und lachte.
Wir kamen irgendwann an, parkten und stiegen aus. Wir liefen in die Stadt, stöberten durch einige Läden, kauften uns ein Eis und schließlich setzten wir uns auf eine Bank.
Als ich mein Eis zu Ende aufgegessen hatte blickte ich zu Youssef und sah das er sich zurück lehnte, die Augen hatte er geschlossen und er schien die Sonnenstrahlen zu genießen.
Ich betrachtete ihn eine weile von der Seite.
Wie meine Mutter bereits sagte,war er zu einem wirklich gut aussehenden Mann geworden. Er hatte einen leichten Bart was ihn männlicher wirken ließ und auch die Gesichtszüge sind markanter geworden.
Ich ließ meine Blicke seinen Körper entlang streifen, das Training hatte sich definitiv ausgezahlt. Er war ziemlich muskulös geworden, das war er schon immer, aber jetzt kam es erst richtig zum Vorschein.
Wieso fiel mir so etwas erst jetzt auf?
Um ehrlich zu sein fand ich leicht gefallen an diesem Anblick. Schnell verwarf ich diese Gedanken und merkte dass mir die Hitze in die Wange stieg. Ich vermute ich war leicht errötet.
"Sofia? Alles okay?" Riss mich die Stimme von Youssef aus meinen Gedanken. Ich schaute ihn irritiert an "Ähh, ja.. Ja.. Alles in Ordnung" stotterte ich.
Er grinste verschmitzt und schloss seine Augen wieder. Mir fiel das Geschenk ein und ich kramte es aus der Tasche.
"Youssef ich hab was für dich" lächelte ich ihn an. Er öffnete seine Augen und schaute erst mich an und dann auf meine Hände zu den Geschenken. Er blickte staunend wieder zu mir.
"Nicht dein Ernst!"
"Soviel zum Thema Mädchenkram!" Erwiderte ich lachend.
Ich drückte ihm das Album und das Päckchen in die Hand. Er legte zuerst das Päckchen ab und blätterte das Album durch. Ich beobachtete seine Mimik. Zwischen durch zuckte sein Mundwinkel nach oben, manchmal lachte er auf und seine geraden Zähne, kamen dadurch zum Vorschein. Ab und zu, zog er die Augenbrauen zusammen, da ich sehr oft Witze über ihn gerissen hatte, musste dies wohl ein Grund für diesen Blick sein. Ich kicherte. Er war völlig vertieft bis ich ihm das Päckchen vor die Nase hielt.
"Ich bin mega ungeduldig, leg das Album weg und schau dir mal den Inhalt hiervon an" sagte ich und blickte ihn erwartungsvoll an. Er legte das Album zur Seite und entnahm das Päckchen. Er riss das Papier weg und nahm den Deckel ab. Ein Herzliches Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Vorsichtig holte er das Silber Armband raus und schaute sich die Gravierung auf der Plakette an.
"Dreh es mal um" sagte ich mit einem noch breiterem grinsen. Auf meinen Befehl drehte er es um und erblickte die zweite Gravur.
Auf der oberen Seite hatte ich seinen Namen auf arabisch eingravieren lassen und auf der unteren Seite der Plakette stand der kurze Satz:

Für immer in meinem Herzen. S.

"Leg es mir bitte um" bat er mich und ich band es um sein Handgelenk.
Er betrachtete es noch eine weile und dann sah er mich an. Ich lächelte. Gefiel es ihm? Oder freute er sich nur mir zu liebe?
Er nahm mich in den Arm und küsste mich auf die Wange. "Danke. Mir fehlen wirklich die Worte, ich schwöre"
"Kein Ding für den King" erwiderte ich lachend. Daraufhin drückte er mich etwas fester und ließ mich für eine weile nicht los.
Irgendwann lösten wir uns weil sein Magen laut aufbrummte.
"Hast du Hunger?" Fragte er.
"Es geht" antwortete ich mit hochgezogenen Augenbrauen. Er stand auf und zog mich an der Hand mit sich. Ich steckte das Album und die Packung in die Tasche.
Wir liefen in das nächst gelegene Restaurant und ließen uns dort nieder. Der Abend verlief ruhig. Wir aßen, lachten und fuhren irgendwann wieder nach Hause.
Als ich aussteigen wollte hielt mich Youssef kurz noch fest. Ich schaute ihn fragend an
"Lass das Album hier" sagte er grinsend. Ich hatte vergessen das ich es eingepackt hatte. Ich holte es raus und hielt es ihm mit einem Augenrollen hin. Er entnahm es und packte es ins Fach an der Fahrertür. "Danke Sofia. Nicht nur fürs Geschenk sondern auch für den Tag"
"Wieso bist du so nett du Zigeuner?"
"Gewöhn dich nicht dran" sagte er warnend. Ich lachte und wünschte ihm eine gute Nacht. Ich lief ins Haus und anschließend hoch in mein Zimmer.
Ich schmiss mich erschöpft aufs Bett und schlief, ohne mich umzuziehen und ja ohne mich abzuschminken, einfach ein.

*besa7a = sei dir gegönnt

Ich liebte dich, ich habe dich wirklich geliebt..Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt