Im Haus meiner Großeltern Mütterlicherseits angekommen, wurden wir von dem Rest der Truppe herzlich empfangen.
Ich schaute mich um und wirklich jeder war da, Subhannallah Ramadan brachte die Familien zusammen, trotz Entfernung.
Der zweitälteste Bruder meiner Mutter kniff mich in die Wange und lachte.
"Ya kheiri ana*, die ganze Familie hat sich versammelt! Wahrscheinlich wollen sie mich endlich verheiraten!" Ich lachte auf und löste seine Hand von meiner Wange.
"Hör auf zu träumen Khali*!" Antwortete ich grinsend. Plötzlich schlossen sich Arme um meine Taille und ich spürte einen Kinn an meiner Halsbeuge. Ich schaute auf die zierlichen Arme herab und lächelte.
"Nadiaa!" Sagte ich und sie löste sich von mir. Ich drehte mich um und wurde sofort in ihre Arme geschlossen. Meine Tante kam auf uns zu und küsste uns beide.
"Ihr macht das absichtlich, damit ihr nicht aufräumen müsst! Aber nichts da! Sofort lösen und ab in die Küche mit euch!" Kommandierte sie uns rum.
Ich zeigte ihr die Zunge und sie gab mir daraufhin einen leichten Klaps auf den Po.
Gemeinsam mit meinen drei Cousinen, liefen wir hoch in ein Zimmer, um uns alles gegenseitig zu berichten. Selbstverständlich hielten wir über das Jahr hinweg, den Kontakt über Whatsapp und Facebook aufrecht, aber es war halt nicht dasselbe, wie wenn man sich gegenübersteht.
"Also Sofia, bist du noch mit dem einen Nachbarsjungen befreundet? Wie hieß er doch gleich?" Fing Nadia an.
"You.. Younes? Youssef?" Stotterte Layla ihr hinterher.
"YOUSSEF! JA MAN YOUSSEF!" Rief Sohaila.
"Genau, Youssef" bestätigte ich das ganze etwas amüsiert.
"Ja wir sind noch befreundet und nein erst ist nicht mein Nachbar, er wohnt fünf bis zehn Minuten von mir"
"Ist doch dasselbe" winkte Sohaila ab und Nadia verdrehte die Augen.
"Sohaila das ist eben nicht dasselbe! Bei den Deutschen ist das immer anders, die sind verkrampft darin auf Details zu achten" sagte Nadia und ich schüttelte lachend den Kopf.
Doch ehe ich Stellung zu all dem nehmen konnte, schrien meine Mutter und meine Tante unsere Namen durch das Treppenhaus.
Genervt liefen wir nacheinander die Treppen runter und trafen dort auf eine dampfende Küche an. Super. Gerade angekommen und schon darf ich die Ärmel hochkrempeln und mitanpacken.
"Du bist Gast für fünf Minuten, danach nicht mehr" sagte meine andere Tante und klopfte mit dem Kochlöffel auf meine Schulter.
"Normalerweise musst du mich drei Tage lang wie einen Gast behandeln."
"Du bist eine junge Frau! Wie willst du heiraten wenn du dich wie eine Prinzessin verhältst!?"
"Glaub mir, die heiratet so oder so, mach dir lieber Sorgen um deine eigene Tochter," zwinkerte meine Oma ihr zu.
Wir bereiteten das Essen zu und deckten danach etwas festlicher den Tisch.
Auch wenn wir unter uns waren, sprich nur die engste Familie, wurde es streng unterteilt, die Männer aßen draußen auf der Terrasse und die Frauen im Wohnzimmer. Die Kinder mischten sich hier und da unter.
Pünktlich zum Athan setzten meine Cousinen und ich uns an den Tisch und nahmen eine Dattel in die Hand. Gemeinsam brachen wir das Fasten.
Nachdem die Bäuche gut gefüllt waren, räumten die Mädels den Tisch wieder ab. Die Reise hatte mir etwas zu schaffen gemacht. Ich verabschiedete mich und lief hoch ins Zimmer um mich schlafen zu legen.
Doch irgendwie überkam mich der Schlaf einfach nicht.. Schließlich kramte ich mein Handy aus der Tasche und schaute nach einem freien WLAN womit ich mich verbinden könnte, doch ich fand keins. Genervt warf ich das Handy wieder zur Seite, doch nahm es kurz daraufhin in die Hand. Ohne Internet scheint dieses Gerät echt nutzlos zu sein. Ich klickte auf die Galerie um mir meine Bilder anzuschauen, während ich diese durchschaute kamen Bilder von mir und Youssef.
Bilder von uns gemeinsam oder einfach nur Bilder die ich von ihm geschossen hatte. Dann fand ich ein Selfie von ihm, wie er lachend in die Kamera schaute. Ein wunderschönes Lächeln. Er strahlte! Meine Güte was war dieser Junge schön. Er hatte nicht nur ein verdammt attraktives Erscheinungsbild, nein! Sein Charakter verlieh dem Gesamtpaket den letzten Schliff. Meine bessere Hälfte fehlte mir..
Ein klopfen riss mich aus der Schwärmerei und ich betätigte sofort die Tastensperre. Nadia öffnete einen Spaltbreit die Tür, sie sah das ich sie erwartungsvoll anstarrte und kam anschließend ins Zimmer.
"Wieso schläfst du nicht?" Fragte sie
"Der Schlaf kommt nicht.."
"Der Schlaf? Oder vermisst du gerade jemanden?"
"Wenn soll ich vermissen? Fouad?" Winkte ich lächerlich ab
"Du und dein Bruder wart schon immer wie Katz und Maus! Zum Glück hat er jetzt seine Verlobte und kann sie jetzt nerven," sagte sie lachend
"Aber Spaß beiseite, wer ist es?" Fragte sie
"Es gibt keinen Nadia! Ich führe ein einfaches und bescheidenes Leben. Aber mal zu dir du Hexe! Wer schwirrt dir im Kopf rum? Wer hat dir dein Herz geraubt?" Bei diesen Fragen erröteten ihre knuffigen Wangen und sie schaute verlegen zu Boden.
"Abdel." Antwortete sie kurz und knapp und ich zog eine Schnute.
"Abdel also.. Erzähl! Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen!" Aufs Stichwort vibrierte ihr Handy und sie blickte auf den Display. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen und ich musste auflachen.
"Bevor wir hier weiter sprechen, mach mal deinen Hotspot an"
"Nö erst erzähle ich es dir"
"Dann leg das Handy weg!"
"Ja gut, beruhige dich.. Also ich habe ihn auf der Arbeit kennengelernt. Es ist ein Großkunde von uns und da ich die Abteilung gewechselt habe, musste ich die Kunden natürlich kennenlernen.. Wie soll ich sagen erst war es der formelle Email Verkehr und irgendwann hat er einfach angerufen und mich nach einem Treffen gefragt.. Wir haben uns ab und an gesehen und ich habe seine Eltern bereits kennengelernt.. Lange Rede kurzer Sinn, er ist die Liebe meines Lebens. Ich liebe ihn einfach und Mama weiß es bereits auch. Sobald wir wieder zurück sind kommt er gemeinsam mit seinen Eltern um dann um meine Hand anzuhalten."
Nachdem sie fertig gesprochen hatte schaute sie beschämt zur Seite und ich versuchte einen Freudenschrei zu unterdrücken. Ich nahm sie in den Arm und erdrückte sie fast weil ich mich so sehr für sie freute. "Lass mich bitte los, ich mach dir auch sofort Hotspot an dann bin ich dich erst mal los." Ich löste mich nach weiteren Sekunden von ihr und verband mein Handy mit ihrem. Ich musste einige Minuten warten, da mein Handy etwas hängenblieb aufgrund der vielen Nachrichten. Doch ich ignorierte jegliche Nachrichten und steuerte auf den Chat mit Youssef zu.
-Hoffe du bist gut angekommen.
-Melde dich bitte..
-Lass dich von keinem Typen anquatschen
-Lebst in einer Großstadt und irgendwie reicht das Geld nicht aus für WLAN oder was??
-Ja gut, ich gehe schlafen.
-Mach mir eine sprachnachricht, nicht weil ich deine Stimme vermisse sondern weil ich sicher gehen will das du noch lebst
Kleiner idiot. Ich musste schmunzeln. Ich schoss ein Bild von mir in dem ich grinsend den Daumen hoch hielt und sendete es ihm.
-Mir geht's super, du fehlst mir kein bisschen. Heirate morgen! Drück mir die Daumen!
Schickte ich noch hinterher. Ich lächelte schadenfroh und schaute mich nach Nadia um. Die lag bereits eingekuschelt in der Ecke und war eingeschlafen. Friedlich deckte ich sie zu und legte mich neben sie.
Leise sprach ich die Shahada aus.Ya kheiri ana = zu meinem Glück
Khali = Onkel Mütterlicherseits
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Ich liebte dich, ich habe dich wirklich geliebt..
RomanceWenn du den Menschen gefunden hast, der dir das Gefühl der Ruhe vermittelt, den Menschen der den Begriff "Zukunft" verkörpert.. Der Mensch, der dir zeigt was es wirklich bedeutet zu lieben .. Wenn du diesen einen gefunden hast, der jedoch nicht be...