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Es fiel mir unglaublich schwer etwas über die Lippen zu bringen. Stumm saß ich dort.
Schließlich beugte er sich zu mir runter und nahm meine Hände in seine.
"Ich gebe dir alle Zeit der Welt. Ich gebe dir deinen Freiraum, ich gebe dir was du willst Sofia! Ich werde auf dich warten und seien es Jahre die ich auf dem Rücken tragen werde!"
Nun hob ich meine Blicke und sah in sein vor Schmerz verzerrtes Gesicht.
Oh Youssef - oooh Youssef.
Der Kloß wurde immer größer und drückte mir bereits auf die Kehle. Ich musste mich zusammen reißen, ich wollte nicht das es zwischen uns in die Brüche ging. Ich legte eine Hand an seine Wange und streichelte diese sanft mit dem Daumen.
"Hast du jemand anderem deine Liebe geschenkt?" Fragte er schließlich.
Ich schüttelte zur Antwort den Kopf.
Mittlerweile strömten die Tränen über mein Gesicht und es kostete mich unglaublich viel Kraft überhaupt noch aufrecht sitzen zu können. Ich konnte es ihm nicht sagen, ich wollte nicht, dass er anfängt meine Eltern zu hassen. Ich weiß, dass er für das was passiert war, nichts kann. Es ist nunmal passiert. Doch ich weiß genau, dass bei dem Versuch meine Eltern zu überreden, alles in die Hose gehen würde. Das Risiko wollte und konnte ich nicht eingehen.
Seine Hände lösten sich langsam von meinen und er richtete sich langsam auf.
"Es wird nie eine andere für mich in frage kommen Sofia. Ich hatte dir bereits gesagt das keiner dich ersetzen könnte und selbst jetzt bin ich noch fest davon überzeugt. Du und keine andere. Ich kann mir nicht vorstellen mit jemand anderem das Lachen zu teilen, geschweige denn meine Sorgen. Du hast alle meine Seiten gesehen Sofia und du bist geblieben. So oft hatte ich das Gefühl dass es das gewisse etwas auf deiner Seite gibt, dass etwas das sich Liebe nennt. Ich will dich nicht zwingen. Mögest du dein Glück finden Hobbi"
Als ich nicht antworte fuhr er fort:
"Ich denke, ich fahre dich jetzt besser nach Hause. Du musst noch deine Sachen packen für deinen morgigen Flug, insh'allah."
Ich wischte mir die Tränen vom Gesicht und stand wortlos auf.
Wir räumten die Sachen zusammen und liefen langsam zum Auto, dann stiegen wir ein und fuhren los.
Alles in mir sehnte sich danach, Youssef anhalten zu lassen und ihn in meine Arme zu schließen.
Ich liebte dich Youssef.
Ich habe dich mit all deinen Ecken und Kanten geliebt. Ich liebe dich mit all deinen Wutausbrüchen und deinen dummen, dummen Fehlern. Ich werde dich lieben verdammt und ich habe dich bereits so sehr in mein Herz geschlossen, dass allein der Gedanke, dich nicht "meins" nennen zu können, mich in unendlich viele Teile zerreißt.

Ich hatte die Möglichkeit, ihm meine Liebe zu gestehen und ihm sein Lächeln wieder zurückzugeben.
Die Möglichkeit alles wieder gut zu machen. Doch ich war nicht fähig zu handeln. Unglaublich dumm von mir, was?
Der Abend war angebrochen und die Dunkelheit fiel über die Stadt in die wir gerade ankamen.
Doch plötzlich wurde ich von einem unglaublich hellem Licht geblendet und ich spürte nur noch wie mein Körper eingedrückt wurde.
Die Dunkelheit überkam mich und ich verlor jegliches Bewusstsein.

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Das laute piepen des Herzrythmusgerätes führte dazu das ich langsam wieder zu mir kam. Sofort registrierte ich meinen schmerzenden Körper und die pochende stelle am Unterleib. Ich stöhnte leise auf und versuchte meine Augenlider zu öffnen doch ein schmerzhafter Stich der mich durchfuhr hielt mich davon ab. Vorsichtig versuchte ich meine Hand zu bewegen, allerdings stellte ich relativ schnell fest, dass mein Körper jegliche Kraft verloren hatte um dies zu tun.
Ich beließ es und versuchte mein Umfeld etwas mehr wahrzunehmen. Ohne Erfolg, ich lag im Bett- das stand bis jetzt fest. Das piepen? Hmm, deutete auf ein Krankenhaus hin. Soweit so gut Sofia aka Sherlock Holmes. Was war Geschehen??
Ich konnte mich nur wage an das zuletzt Geschehene erinnern, das Treffen mit Youssef.. Und die Heimfahrt.
Doch danach?
Mich holte die Szene vom Strand wieder ein.
Warme Tränen liefen lautlos an meinen Wangen herunter und wieder holte mich die Dunkelheit ein.

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"Er ist bereits abgereist" sagte die männliche Stimme.
"Gut so, keiner will ihn sehen. Er ist an allem schuld!" Erwiderte die zweite männliche Stimme.
"Ich glaube nicht, dass er fähig wäre ihr auch nur ein Haar zu krümmen! Geschweige denn dafür zu sorgen dass ihr so etwas schreckliches passiert" mischte sich eine zittrige weibliche Stimme ein, die sehr der Stimme meiner Mutter ähnelte.
"Ich werde ihn finden. Gnade ihm Gott!"
Eine Tür fiel ins Schloss und unheimliche Stille kehrte ein.

Ich liebte dich, ich habe dich wirklich geliebt..Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt